Kleine Fußballschule der Männlichkeit

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Böhnisch, Lothar
Erschienen in:Doppelpässe : eine sozialwissenschaftliche Fußballschule
Veröffentlicht:Weinheim: Juventa-Verl. (Verlag), 2008, S. 74-90, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200811003821
Quelle:BISp

Abstract

Fußballspieler gebärden sich auf dem Fußballplatz oft wie kleine Jungen, nahe der Pubertät. Im Torjubel werfen sie sich übereinander und verknäulen sich. Hinter dem Rücken des Schiedsrichters sind Griffe in den Schritt und Hosen-Runterlassen zu beobachten. Dies ist was Verf. zufolge den Fußball so männlich macht, die Sehnsucht nach Körperlichkeit und danach, sie auszuleben, ohne in der Weichheit des Körpers aufzugehen. Fußball bleibt trotz des Frauenfußballbooms männlich, aber über einen Spieler wie Beckham wurde es möglich, dieser Männlichkeit das überkommene Starre und Ungelenke zu nehmen. „Beckham kam zur rechten Zeit. Er verkörpert alle Arten der neoliberalen Gattung, schillernd flexibel wie ein Chamäleon, Businessman in einem harten Geschäft, in dem es gilt, oben zu bleiben. Und – was wohl am wichtigsten ist – auch die sozial abgestiegenen und sozial ausgeschlossenen Männer nehmen über ihn ein bisschen teil an der Erfolgskultur, in deren Schatten sie stehen. Auch David kam von unten. Beckham ist in der Gesellschaft des neuen Kapitalismus, er sozial spaltet, deshalb so wichtig, weil er nicht spaltet. Er kittet. Vor allem zieht er auch Frauen an. Er strahlt eben beides aus. Er ist sensibel, aber gleichzeitig kann man auch das Maskuline an ihm greifen. Er verkörpert damit den Wunschtyp Mann, wie ihn sich viele Frauen heute in Medienumfragen vorstellen.“ Hinsichtlich der Gewalt, über die der Fußball in Verruf gekommen ist, äußert Verf. sich dahingehend, dass sie nicht dem Fußballspiel selbst inhärent ist. Vielmehr wird sie von Leuten in die Stadien getragen, die Orte suchen, in denen aggressive Männlichkeit aktiviert und ausgelebt werden kann. „Nicht der Fußball ist daher der Gewaltmagnet, sondern die Männlichkeit, die er freisetzt und die dann entsprechend interpretiert werden kann. Und das zieht nicht nur Jungen und Männer aus prekären Soziallagen an, sondern geht quer durch alle Schichten, auch wenn es sich nicht gewaltförmig auslebt. Der männliche Fußball kann immer zum Event gemacht werden, in dem man seine eigene, sonst zu kurz gekommene Maskulinität inszenieren kann.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)