Die wilde Welt des Fußballs. Von Wiesenkickern und Hütchenspielern

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schaar, Torsten
Erschienen in:Wo das Fußballherz schlägt: Fußball-Land Nordrhein-Westfalen
Veröffentlicht:Essen: Klartext-Verl. (Verlag), 2006, S. 113-125
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200607001575
Quelle:BISp

Abstract

Nirgendwo ist die Dichte an Freizeitfußballern größer als in Nordrhein-Westfalen, wobei die Anzahl der Spaßfußballer mit der Größe der Stadt zunimmt. Die Metropolenlastigkeit manifestiert sich z. B. in Köln durch die Existenz von gleich zwei alternativen Spielklassen. Die ersten alternativen Ligen waren mit der 68er-Bewegung entstanden, die sich gegen die Überbetonung des Leistungsgedankens nicht nur im Fußball wandte. 2004 wurde im Kölner Intro Verlag mit „Bolzen“ ein Magazin gegründet, das sich seitdem ausschließlich mit dem Fußball in der Freizeit beschäftigt – vom Tischkicker über Computerspiele bis hin zu privaten Tipprunden. 2005 und 2006 veranstaltete das Magazin „Bolzen“ die bundesweite (inoffizielle) Meisterschaft im Hallenfußball. Das System des Freizeitfußballs hat sich mittlerweile etabliert, verändert hat sich aber das Ligagefüge. Im Laufe der Jahre sind neue Teams, neue Charaktere und damit auch neue Philosophien hinzu gekommen, aus denen sich die Bunte Liga zu einer Melange aus angemessenem Spaß und aufrichtigem, teils übertriebenen Ehrgeiz entwickelt hat. Peu à peu ist der aggressive Wettkampf in den Vordergrund gerückt. Entgleisungen sind heute wohl häufiger als vor 15 Jahren. Vom „Freizeitkick“ auf der Wiese oder in der Halle gibt es zahlreiche Überschneidungen mit einer anderen Fußballvariante: dem Tischkicken, das seine erste Blütephase in den 1950er und 60er Jahren hatte. Danach wurde es von Spielautomaten, Arkadespielen und Billardtischen aus den Kneipen verdrängt und nur eine kleine Szene hielt es in verstreuten Szeneläden und Hobbyräumen am Leben. Heute jedoch ist Kickern nicht mehr nur eine Freizeitbeschäftigung für Insider. In Köln schmücken sich bspw. auch Szenekneipen mit Kickertischen. Schafften es beim Fußball die Bolzer, sich abseits von traditionellen Vereinsstrukturen eigenständig zu organisieren, so deuten sich für den Tischfußball nun ähnliche Entwicklungen an. Neben der „Players 4 Players Tischfußballvereinigung“ (p4P), die bundesweite Turniere austrägt und unter den besten Spielern eine deutsche Meisterschaft organisiert, veranstalten immer häufiger Kneipen und zunehmend auch kleine Kickerklubs offene Turniere für jedermann. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)