Ehemals verboten, jetzt prosperierend - Die Zukunft des Fußballs ist weiblich

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gerulat, Oliver
Erschienen in:Wo das Fußballherz schlägt: Fußball-Land Nordrhein-Westfalen
Veröffentlicht:Essen: Klartext-Verl. (Verlag), 2006, S. 102-112
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200607001574
Quelle:BISp

Abstract

Erst knapp 30 Jahre, nachdem sich Mitte der 1950er Jahre die ersten Nachkriegs-Frauenfußballklubs in der Bundesrepublik gegründet hatten, wurde 1971 der Frauenfußball im Fußballverband Niederrhein salonfähig. Das Verbot des Frauenfußballs wurde am 31. Oktober desselben Jahres vom DFB aufgehoben. Aber bereits 1930 war in Deutschland der 1. Deutsche Damen-Fußballclub (DDFC) gegründet worden. Wie zuvor die Nationalsozialisten hatte der DFB 1955 seinen Mitgliedsvereinen ebenfalls verboten, „Damenfußball-Abteilungen“ zu gründen oder vereinseigene Plätze „für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen“. Obwohl die Aufhebung des Verbots des Frauenfußballs nicht das automatische Aus von Vorurteilen, Spott und Ressentiments nach sich zog, war die weitere Entwicklung unaufhaltsam: Das erste offizielle Endspiel um die Frauenfußball-Meisterschaft gab es am 8. September 1974, der TuS Wörrstadt schlug DJK Eintracht Gelsenkirchen-Erle 4:0. Die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen gibt es seit 1982, der Niederrhein hat bereits seit 1976 eine Verbandsauswahl. International feierte Deutschland 1989, 1991, 1995, 1997, 2001 und 2005 die Europameisterschaft, 1995 auch die Vize-Weltmeisterschaft (0:2 gegen Norwegen). Die aktuelle 1. Frauen-Bundesliga umfasst zwölf Mannschaften, von denen vier aus NRW kommen: der FCR 2001 Duisburg, SG Essen-Schönebeck 19/68, der FFC Heike Rheine, der FFC Brauweiler-Pulheim 2000 sowie der FC Gütersloh 2000. Verf. stellt diese Vereine ausführlicher vor. Im Fazit gelangt Verf. zu der Einschätzung, dass große Frauen-Fußballturniere angenommen werden und sich vermarkten lassen, ein Ligabetrieb jedoch nicht. Selbst die von Time Warner mit 40 Mio. Dollar gesponserte Women’s United Soccer Association (WUSA), die 2001 gegründete Profiliga in den USA mit Verdienstmöglichkeiten zwischen 25.000 und 40.000 Dollar im Jahr, machte vor der WM 2003 Bankrott. Dennoch ist der Fußball schon lange kein maskulines Refugium mehr, die Bastion Fußball dient nicht länger der Verfestigung herkömmlicher Geschlechterrollen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)