Die ökonomische Bedeutung des Sports im Jahre 2000

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Ahlert, Gerd (Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung, Tel.: 0541 4093317, ahlert at gws-os.de)
Forschungseinrichtung:Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 071604/02)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/2002 - 06/2002
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020030100015
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Formulierungsvorschlag für den 10. Sportbericht der Bundesregierung.

(Zwischen)Ergebnisse

1) Sport als Wirtschaftsfaktor: Im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft wurde von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) mbH die ökonomische Bedeutung des Sports für das Jahr 2000 ermittelt. Die vorgestellten Ergebnisse basieren auf einer Fortschreibung des Satellitensystems "Sport", welches bereits im Jahr 2000 von den Autoren Meyer und Ahlert unter dem Titel "Die ökonomischen Perspektiven des Sports" als Band 100 in der Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft im Detail erläutert wurde. Im Rahmen des vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft vergebenen Forschungsauftrages konnte gezeigt werden, dass der Sport ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und in vielfältiger Weise mit den unterschiedlichen Bereichen der Volkswirtschaft verflochten ist. Die im folgenden vorgestellten aktualisierten Berechnungen zeigen, dass der Sport in den vergangenen Jahren unter ökonomischen Gesichtpunkten an Bedeutung gewinnen konnte: Im Zeitraum von 1993 bis 2000 ist der Anteil des Sports am Bruttoinlandsprodukt von 1.4 v. H. auf 1.5 v. H. gestiegen. Damit wuchs der Wert der im Inland produzierten sportbezogenen Waren und Dienstleistungen über den genannten Zeitraum real um mehr als 2.5 v. H. pro Jahr und erreichte im Jahr 2000 eine Gesamthöhe von mehr als 59 Mrd. DM. Der Gesamtumsatz der innerhalb des Satellitensystems ausgewiesenen sportspezifischen Produktionsbereiche belief sich im Jahr 2000 auf mehr als 33,5 Mrd. DM. Die Sportbranche hat somit mittlerweile die heimische Textilindustrie in ihrer Bedeutung überholt beziehungsweise steht in ihrer Bedeutung gleichauf mit dem Luftverkehrsgewerbe. Die Verflechtung der Sportbranche mit den anderen Branchen der Volkswirtschaft wird unter anderem auch daran ersichtlich, dass sie Waren und Dienstleistungen im Wert von mehr als 14,5 Mrd. DM als Vorleistungen bezogen hat. Das Investitionsvolumen der Sportbranche erreichte im Jahr 2000 eine Größenordnung von mehr als 8,5 Mrd. DM, davon kamen mehr als 5,5 Mrd. DM direkt der Baubranche zugute. Der Staat mit seinen Gebietskörperschaften Bund, Länder und Gemeinden hat seinen Bürgern für Sportzwecke mehr als 12 Mrd. DM unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Davon entfielen ca. 10,6 Mrd. DM auf laufende Ausgaben des Staates zur unentgeltlichen Bereitstellung der öffentlichen Infrastruktur. Außerdem hat der Staat den Sportvereinen und -verbänden Zuschüsse in Höhe von mehr als 1,4 Mrd. DM gewährt, um ihrer gesellschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Bedeutung für das Gemeinwesen Rechnung zu tragen. Insgesamt gaben die Bundesbürger im Jahre 2000 ca. 45 Mrd. DM für Sportzwecke aus. Damit entfielen nahezu 2 v. H. aller Käufe auf sportbezogene Waren und Dienstleistungen. Die Bundesbürger gaben damit für Sportzwecke mehr Geld aus als für den Kauf von Tabakwaren. Die sportbezogenen Konsumausgaben haben eine ähnliche Größenordnung wie die Ausgaben für Körperpflege. Eine detaillierte Analyse der Konsumstrukturen der sportbezogenen Konsumnachfrage der privaten Haushalte zeigt, welche Branchen der Volkswirtschaft primär durch die vielfältigen sportlichen Aktivitäten der Bundesbürger profitieren. So gaben die Haushalte mehr als 5 Mrd. DM für Fahrten zur Sportausübung in den entsprechenden Sektoren der Wirtschaft aus, davon knapp 2,3 Mrd. DM für Kraftstoffe und mehr als 1,2 Mrd. DM für öffentliche Verkehrsmittel. Die Nettohandelstätigkeit für sportbezogene Konsumgüter betrug mehr als 6,5 Mrd. DM. Nahezu 3,3 Mrd. DM wurden für den Erwerb von Sportbekleidung und -schuhen aufgewendet. Für den Kauf von Sportzeitschriften und -büchern sowie anteiligen Zeitungspreisen und Fernsehgebühren gaben die Bundesbürger knapp 2 Mrd. DM aus, während das Gastronomiegewerbe mit mehr als 2,3 Mrd. von den sportbezogenen Konsumaktivitäten der privaten Haushalte profitiert hat. Nahezu 0,9 Mrd. DM bezahlten die Bundesbürger als Benutzungsgebühren für kommunale Sporteinrichtungen. Den Besuch von erwerbswirtschaftlichen Sporteinrichtungen ließen sich die Deutschen im Jahr 2000 mehr als 7,8 Mrd. DM kosten. Damit wuchsen im Zeitraum 1993 bis 2000 für diese Ausgabekategorie die jährlichen Aufwendungen real um mehr als 4 v. H., während im gleichen Zeitraum die entsprechenden Ausgaben für Sport in den Sportvereinen mit real 0.4 v. H. nur leicht angestiegen sind. Dieser Vergleich zeigt, dass die erwerbswirtschaftlichen Sportanbieter in den vergangenen Jahren in zunehmenden Maße in Wettbewerb zu den nicht gewinnorientierten Sportorganisationen getreten sind. Im Jahr 2000 wurden von den Bundesbürgern knapp 7,4 Mrd. DM für Sport in den Vereinen ausgegeben. Dahinter stehen insbesondere die innerhalb des Deutschen Sportbundes organisierten 87717 Sportvereine mit ihren 26,8 Mill. Mitgliedern. Im Vergleich dazu fallen die Mitgliedszahlen der kommerziellen Fitness-Anlagen - als eine bedeutsame Komponente innerhalb des Produktionsbereichs der erwerbswirtschaftlichen Sportanbieter - mit mehr als 4,6 Mill. Mitgliedern im Jahr 2000 deutlich geringer aus. Hinter dieser Zahl verbirgt sich jedoch eine sehr dynamische Entwicklung der Anzahl ihrer Mitglieder, sie wuchs im Zeitraum 1993 bis 2000 durchschnittlich um knapp 8 v. H. pro Jahr, während im Vergleich dazu die Sportvereine im gleichen Zeitraum die Zahl ihrer Mitglieder lediglich um 1.8 v. H. steigern konnten. An die Sportvereine und -verbände zahlten die privaten Haushalte rund 3,3 Mrd. DM als Mitgliedsbeiträge und Spenden. Außerdem haben sie mehr als 2,7 Mrd. DM für die Nutzung von vereinseigenen Sporteinrichtungen - in der Regel in Form von Benutzungsgebühren - ausgegeben. Mit 1,4 Mrd. DM unterstützen die Gebietskörperschaften die Finanzierung der Bereitstellung der quasi-öffentlichen Leistungen der Sportvereine und -verbände. Alles in allem betrug das Gesamthaushaltsvolumen der Sportvereine und -verbände mehr als 9,6 Mrd. DM. Dieser Betrag beinhaltet noch nicht die in Geld messbaren Eigenleistungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter und zeigt das besondere Gewicht der Sportvereine und Sportverbände in der Bundesrepublik Deutschland. In der Sportbranche arbeiteten im Jahr 2000 mehr als 570.000 Personen. Berücksichtigt man auch jene Beschäftigte, die direkt und indirekt außerhalb der Sportbranche für die Herstellung der sportspezifischen Endnachfrage tätig waren, so wurden gut 780.000 Personen durch den Sport beschäftigt. Vor dem Hintergrund der Entwicklung immer vielfältigerer Freizeit- und Sportaktivitäten können künftig noch erhebliche Beschäftigungspotenziale erschlossen werden. 2) Staatliche Förderung des Sports: Die öffentliche Hand ist der Hauptförderer des Sports. Die Leistungen, die der Staat auf den Ebenen der Kommunen, der Länder und des Bundes für den Sport aufwendet, übersteigen die auf diesen Sektor entfallenden Leistungen von Wirtschaft und Medien beträchtlich. Dabei sind nicht nur direkte Zuwendungen durch die öffentliche Hand in die Betrachtung einzubeziehen, sondern auch indirekte Zuwendungen, etwa Steuermindereinnahmen durch Ausnahmeregelungen für gemeinnützige Sportvereine. Die staatliche Förderung des Sports betrug im Jahr 2000 insgesamt ca. 12 Mrd. DM. In dieser Zahl nicht enthalten sind die o. g. Steuermindereinnahmen. Von den 12 Mrd. DM entfallen ca. 10,6 Mrd. DM auf laufende Ausgaben des Staates zur unentgeltlichen Bereitstellung der öffentlichen Infrastruktur. Dabei handelt es sich insbesondere um Ausgaben für den Schul- und Dienstsport in öffentlichen Einrichtungen. Außerdem hat der Staat den Sportvereinen und -verbänden Zuschüsse in Höhe von mehr als 1,4 Mrd. DM gewährt, um der gesellschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Bedeutung des Sports für das Gemeinwesen Rechnung zu tragen. Bezieht man auch die Investitionsausgaben der Gebietskörperschaften für Sportzwecke mit ein, so beliefen sich die sportbezogenen Ausgaben des Staates auf mehr als 14,8 Mrd. DM.