Leistungsdiagnostische Untersuchungen und Wettkampfanalysen zur Unterstützung der technischen Vervollkommnung und speziellen Kraftentwicklung im Mehrkampf und in ausgewählten Sprung- und Wurfdisziplinen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Dickwach, Hartmut (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft / Fachbereich Kraft- und Techniksportarten, Tel.: 0341 4945172, la-kraft at iat.uni-leipzig.de)
Mitarbeiter:Adamczewski, Horst; Wiese, Günter; Perlt, Bettina; Rabich, Gisela
Forschungseinrichtung:Institut für Angewandte Trainingswissenschaft / Fachbereich Kraft- und Techniksportarten
Finanzierung:Institut für Angewandte Trainingswissenschaft
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1998 - 12/2000
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019990106300

Zusammenfassung

Beiträge zur Steuerung des Trainingsprozesses und der Leistungsentwicklung der DLV - Kaderathleten /-innen im Hochleistungsbereich in Vorbereitung der Weltmeisterschaften in Sevilla, der ersten Jugend-Weltmeisterschaften U 18 in Bydgoszcz, der Europameisterschaften U 23 in Göteborg und U 20 in Riga durch Untersuchungen zur Entwicklung der speziellen Kraftvoraussetzungen und ihre wirkungsvolle Nutzung auf der Grundlage einer leitbildgerechten Wettkampftechnik.
Durchführung von 2 - 3 leistungsdiagnostischer Untersuchungen in den Disziplinen Kugel, Speer, Siebenkampf und Zehnkampf zur individuellen Steuerung des speziellen und Techniktrainings und für die Einflußnahme auf die Beinkraftentwicklungen.
Durchführung von Wettkampfanalysen in Vorbereitung der WM und JWM in den oben genannten Disziplinen sowie im Stabhoch-, Weit- und Dreisprung einschließlich von Querschnittsuntersuchungen der B- und A-Jugendmeisterschaft und Vergleichsuntersuchungen mit den Mehrkämpfern zum Stand der Technik.

(Zwischen)Ergebnisse

Aus der prozeßbegleitenden Forschung sind u.a. Erkenntnisfortschritte zu folgenden Komplexen abgeleitet: - Statistische Grundlagen der Kaderrichtwerte für den Olympiazyklus ab 2001 und Ableitungen zur aktuellen Leistungsentwicklung in der Leichtathletik - Geschwindigkeitsmessungen im 100 m - Sprint des Zehnkampfes - Wettkampfanalysen im Speerwurf der Mehrkämpfer - Weitere Erprobung des Krafttestgerätes der Beinstrecker mit Leistungskadern Aus den mit dem Laserdistanzmessgerät ermittelten Geschwindigkeitsverläufen über 100 m von 79 Mehrkämpfern ist abzuleiten: - Entsprechend der Abstufung der 100 m - Zeiten unterscheiden sich erwartungsgemäß die Maximalgeschwindigkeiten der Altersklassen und die Strecken bis zum Erreichen des Geschwindigkeitsmaximums verlängern sich von etwa 46 m bis auf 50 m. - Wenn ein Bereich höchster Geschwindigkeit definiert wird, in dem die Geschwindigkeit höchstens um 0,1 m/s geringer als die Maximalgeschwindigkeit ist, gelingt das Halten der Maximalgeschwindigkeit im Durchschnitt 21 - 24 m. Dieser Bereich wird frühestens nach 37 m erreicht, was indirekt eine Zielorientierung für die Anlauflänge leistungsstarker Athleten im Weitsprung vorgibt. - Das Erreichen des Bereiches höchster Geschwindigkeiten ist sowohl für Tests der maximalen Laufschnelligkeit bedeutsam, d.h. der Teststrecke muss - ein intensiver Beschleunigungsteil von etwa 40 m vorausgehen; - als auch für Trainingsreize zur Entwicklung der maximalen Sprintschnelligkeit, notwendig. - Erwartungsgemäß stuft sich die Beschleunigung mit Zunahme der Teilstrecken bis 40 m ab. Dabei bleiben die Unterschiede zwischen den Altersklassen gering. Gleiches trifft auch auf den Abfall der Maximalgeschwindigkeit bis zum 95 m - Streckenpunkt zu, die zwischen 0,58 bis 0,66 m/s variiert. Es ist zu vermuten, dass die Grundcharakteristik des Verlaufs im Sprint unter diesen Aspekten leistungsunabhängig ist. - Ausgangspunkt für die Betrachtung des Speerwurfs bei den Siebenkämpferinnen war die 1999 erfolgte Einführung eines neuen Frauenspeeres mit veränderter Schwerpunktlage eventuellen Folgerungen für eine Veränderung der Bewegungstechnik. Hinsichtlich der technischen Lösungen im Mehrkampf gehen wir generell und langfristig gesehen davon aus, dass mit zunehmender Leistung eine Orientierung an den Spezialdisziplinen erfolgt. Gleichzeitig haben sich in der technischen Entwicklung im laufenden Olympiazyklus mehrkampftypische bzw. mehrkampfgerechte Besonderheiten und Kompromisse bei einzelnen technischen Elementen gezeigt. - So stellt das "Treffen" des Speeres sowohl im Sieben- als auch Zehnkampf in allen Altersklassen etwa gleichermaßen eine deutliche Reserve dar. Die Differenz Anstell- und des Abflugwinkels des Speeres überschreitet mit durchschnittlich 8ø bis 13ø die Obergrenze der Orientierung von 5øerheblich., wobei in der Mehrzahl ein zu steiler Anstellwinkel die Ursache ist. Der Verkantungswinkel des Speeres bewegt sich mit 4- 10ø im Zehnkampf im Bereich der Orientierung (0 - 10ø) und liegt im Siebenkampf in allen Altersklassen nur geringfügig darüber. Das hat seine Ursache darin, dass die für den Mehrkampf typische relativ geringe seitliche Rückführung der Wurfhand hinter den Rücken bei geringer Verringerung des Rumpfes einen Abwurf ohne bzw. mit geringem verkanten des Speeres begünstigt. Dadurch werden allerdings der Beschleunigungsweg und die Vorspannung (Dehnung) der Muskulatur eingeschränkt. - Mehrkampftypisch ohne wesentliche Altersklassenunterschiede stellt sich weiterhin das zu steile Aufsetzen des Stemmbeines mit durchschnittlich über 50ø zum Boden dar. Damit wird die mögliche Stemmwirkung des Beines begrenzt, wobei ein Zusammenhang derart besteht, dass das Stemmbein bis zum Abwurfende häufig mit dem Knie bis über die Stützstelle geschoben wird. - Die bereits im Dezemberlehrgang 1998 für den Siebenkampf getroffene Feststellung, dass mit dem neuen Speermaterial generell keine besonderen oder völlig neuen technischen Anforderungen auftreten und zu lösen sind, wird durch die Wettkampfanalysen 1999 untermauert. Aus der weiteren Erprobung des Krafttestgerätes Beinstrecker mit Werfern und Mehrkämpfern werden für weitere Kraftdiagnosen mit Kaderathleten als wesentlich betrachtet: - Die Erweiterung des Testprogramms um Abstöße gegen das doppelte Körpergewicht (als notwendige Ergänzung bei beschwerdebedingtem Ausfall der Isometrie) bestärkte die Ergebnisse zur Wirkung von Zusatzlasten. Die Werte der Parameter fügen sich systematisch in bisher gekennzeichnete Tendenzen bei der Erhöhung der Zusatzlasten ein. - Bei maximalen isometrischen Kontraktionen verdoppelt bzw. verdreifacht sich die gegen das äußere Widerlager entfaltete Kraft über den Winkelbereich im Kniegelenk von 60ø - 145ø, zwischen 105 - 120ø im Steilanstieg der Kraftzunahme befindet. Aus dieser Sicht bleibt eine einzelne isometrische Kraftmessung auf intra - individuelle Aussagen beschränkt. Für inter - individuelle Bezüge scheinen nur Kurvenvergleiche berechtigt. - Die elektromyografischen Untersuchungen weisen für Abstöße beginnend mit der leichten Last von 24 kg bis hin zum isometrischen Fall übereinstimmend große Aktionspotentiale für die Strecker der Oberschenkelvorderseite aus, so dass die Testübungsformen leistungsdiagnostische Aussagen zur Leistungsfähigkeit dieser Muskelgruppen gestatten. - Die Variation der Ausgangsposition und damit der Länge des Beschleunigungsweges führte für drei unterschiedliche Zusatzlasten bei weiter geöffnetem Kniewinkel und damit verkürztem Weg.: a) zu geringeren Schlittengeschwindigkeiten; b) zu größeren Kraftmaxima; c) zu mehr als doppelt so großen Anstiegen der Kraftentfaltung. d) zu einem optimalen Weg bzw. Wegbereich, in dem die Maxima der mechanischen Leistung erreicht werden.