Leistungsdiagnostische Untersuchungen und Wettkampfanalysen zur Unterstützung der technischen Vervollkommnung und speziellen Kraftentwicklung im Mehrkampf und in ausgewählten Sprung- und Wurfdisziplinen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Dickwach, Hartmut (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, Tel.: 0341 4945-172)
Mitarbeiter:Adamczewski, Horst; Jentsch, Holger; Wiese, Günter; Perlt, Bettina; Rabich, Gisela
Forschungseinrichtung:Institut für Angewandte Trainingswissenschaft
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit: - 12/2000
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019970105654

Zusammenfassung

Die Entwicklung der speziellen Kraftvoraussetzungen und ihre optimale Nutzung auf der Grundlage einer leitbildgerechten Wettkampftechnik stehen in den Schnellkraftdisziplinen der Leichtathletik weiterhin im Mittelpunkt des Trainingsprozesses. Für die wirkungsvolle Gestaltung dieses Prozesses ist eine wissenschaftlich gestützte Steuerung der Leistungsentwicklung der DLV-Kaderathleten und Kaderathletinnen im Hochleistungsbereich in Vorbereitung der WM in Athen, der erstmaligen EM der U 23 - Sportler in Turku sowie der besten Nachwuchskader in Vorbereitung der JEM in Lubljana ein wesentliches Anliegen von Trainingswissenschaft und Praxis.
Die Leistungsdiagnostik und Wettkampfanalysen sind Grundlage für die Steuerung der sporttechnischen Vervollkommnung sowie für das Training spezifischer Leistungsvoraussetzungen.
Vertiefte Kenntnisse bezüglich der individuellen leistungsstrukturellen und bewegungstechnischen Voraussetzungen erfordern Weiterentwicklungen der Untersuchungs- und Auswertverfahren, die in das P-Projekt eingeschlossen sind.

(Zwischen)Ergebnisse

Im Trainingsjahr 1996/97 wurden 11 leistungsdiagnostische Untersuchungen realisiert und bei 6 Hallen sowie 11 Freiluftwettkämpfen - einschließlich des Europa - Cups in München - Wettkampfanalysen erstellt. Insgesamt wurden 30 WM-Kader und jeweils etwa 60 Sportler und Sportlerinnen der B-, C- und C/D - Kaderkreise erfaßt. Am Beispiel prozeßbegleitender Untersuchungsergebnisse werden disziplinspezifische Reserven im Bereich der Leistungsvoraussetzungen und Technik sowohl für den Spitzen- als auch Nachwuchsbereich sichtbar, die an Beispielen konkretisiert werden sollen: Die inhaltliche Zielstellung der notwendigen Verbesserungen der Laufschnelligkeit und ihrer Umsetzung in Anläufen bestimmte die Weiterentwicklung der Arbeit mit dem LAVEG - Gerät. Die Ergebnisse der Vergleichsmessungen im Zehnkampf, im 100 m- Sprint und bei Anläufen im Weitsprung sowie im Stabhochsprung wiesen auf die Reserven in der Gestaltung der Beschleunigungsabschnitte hin. In der überarbeiteten Form enthält die dem Sportler / Trainer übergebene Grafik drei Verläufe: Die Geschwindigkeit wird in zwei Glättungsstufen dargestellt. Die 7er - Glättung zeigt die typische Schrittstruktur, wobei die Maxima der Geschwindigkeitsschwankungen eindeutig den Stützphasen zugeordnet werden können. Aus dem stark geglätteten Verlauf werden die Geschwindigkeiten im 5 m - Abstand ermittelt und das Geschwindigkeitsmaximum in Abhängigkeit vom Ort berechnet sowie ein Streckenbereich der maximalen Geschwindigkeit bestimmt. Eine dritte Kurve ist die aus dem stark geglätteten Geschwindigkeitsverlauf berechnete Beschleunigung. Erneut haben die Vergleiche den Zusammenhang von Weite und Anlaufgeschwindigkeit als auch die notwendige Entwicklung der Laufschnelligkeit für die Weitsprungleistung bestätigt. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus dem Mehrkampf wirft sich (erneut) die Frage auf, speziell die jugendlichen Weit- aber auch Drei- und Stabhochsprungkader in Sprintwettkämpfen starten zu lassen, um damit Impulse zur gezielteren trainingsmäßigen Vorbereitung des Sprints auszulösen. Diese Frage wird gleichermaßen auch für den Erwachsenenbereich als wesentlich angesehen, wenn das zur Zeit nicht ausreichende Anlaufschnelligkeitsniveau der Frauen im Weit- und Dreisprung einer Betrachtung zugrunde gelegt wird. Im Stabhochsprung wurden Orientierungen für die geschlechts- und altersklassenspezifische Beschreibung und Beurteilung des Zusammenhanges zwischen Anlaufgeschwindigkeit und Stabhochsprungleistung konkretisiert, z.B. Männer y = 0,5 x +1,25; weibl. JB. y = 0,5 x - 0,25. Die übereinstimmenden Anstiege der Geraden mit 0,5 weisen aus, daß in allen Altersklassen bei gleicher Steigerung der Anlaufgeschwindigkeit etwa gleiche Sprunghöhensteigerungen zu erwarten sind. Die unterschiedlichen Absolutglieder machen deutlich, daß Unterschiede in weiteren Leistungsvoraussetzungen gegeben sind. Unter diesem Aspekt wird besonders den Absolutgliedern bei den Mädchen und Frauen nur eine zeitlich begrenzte Gültigkeit gegeben, die aus der rasanten technischen und speziellen konditionellen Entwicklung in dieser jungen Disziplin resultiert. Die Tendenzen der Leistungsentwicklung in den Sprung- und Wurfdisziplinen sowie im Mehrkampf zeigen: Von 36 z.Z. gültigen Welt- und Juniorenweltrekorden in den 18 Sprung-, Wurf- und Mehrkampfdisziplinen wurden 25 im Zeitraum bis 1992 aufgestellt. 1997 wurden Weltrekorde nur in den sich neu entwickelnden Frauendisziplinen Stabhochsprung und Hammerwerfen erzielt. Das heißt, daß im Erwachsenen- und Juniorenbereich mit Ausnahme der drei neuen Frauendisziplinen Dreisprung, Stabhochsprung und Hammerwerfen für 4 bzw. 6 der 18 Disziplinen Leistungsrückgänge und für die übrigen 9 bzw. 11 ein unverändertes Niveau einzuschätzen sind.