Todesfälle im Sport anhand von Versicherungsdokumentationen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Parzeller, Markus (Universität Frankfurt am Main / Institut für Sportwissenschaften, Tel.: 06104 971991)
Mitarbeiter:Koch, Horst Josef (Universität Frankfurt am Main / Institut für Sportwissenschaften, Tel.: 069 798-24511); Raschka, Christoph (Universität Frankfurt am Main / Institut für Sportwissenschaften, Tel.: 069 798-24559)
Forschungseinrichtung:Universität Frankfurt am Main / Institut für Sportwissenschaften
Finanzierung:Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1992 -
Schlagworte:
Tod
Erfassungsnummer:PR019980105898

Zusammenfassung

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Sport immer stärker zu einer Massenbewegung. Mit der steigenden Zahl von Aktiven, die immer jüngere und auch ältere Jahrgänge mit einbezieht, mehrten sich auch die Schattenseiten des Sports. Bei den autopsierten Sporttodesfällen der unter 35jährigen traten neben der Myokarditis, die hypertrophe Kardiomyopathie, rechtsventrikuläre Dysplasie, juvenile Koronarsklerose, kongenitate Koronaranomalien, Marfansyndrom, Herzklappenfehler wie Mitralklappenprolaps und Herzrhythmusstörungen auf.
Bei den kardiovaskulär bedingten Sporttodesfällen der über 35jährigen lag dagegen in aller Regel eine koronare Herzkrankheit zugrunde. Während in älteren Untersuchungen zum Herztod im Sport die koronare Herzerkrankung nur 39 % der Todesfälle verursachte, zeigen neuere Erhebungen eine fast ausschließliche Dominanz der Koronarsklerose bei den älteren Sportlern. In dieser Literatur liegen die Angaben bei über 80 %, und die koronare Herzerkrankung wird beim plötzlichen Tod des älteren, männlichen Sportlers als ganz überwiegende Ursache angenommen. Als Risikofaktoren für den plötzlichen Herztod werden neben dem Lebensalter und dem Rauchen in zahlreichen Studien die Hypertonie genannt.
Die epidemiologische, retrospektive, Follow-up-Mortalitätsstudie (SAUDIS) basiert auf dem Datenmaterial der ARAG, sowie Krankenhausberichten, Notarztprotokollen und Autopsieberichten, umfaßt einen Zeitraum von 16 Jahren (1981 - 1996) und erfaßt alle Todesfälle von Vereinssportlern aus 11 Bundesländern (Baden-Württemberg - Hamburg - Bremen (seit 1996) - Hessen - Niedersachsen (seit 1993) - Mecklenburg - Vorpommern (seit 1992) - Nordrhein-Westfalen) - Saarland - Sachsen (1994) - Sachsen-Anhalt (seit 1994) - Schleswig-Holstein.

(Zwischen)Ergebnisse

Insgesamt wurden 2374 Todesfälle in 70 Disziplinen dokumentiert. Die meisten Todesfälle (n = 2255) betrafen männliche Sportler, während der Anteil der Frauen bei 5 % (n = 119) lag. Dem steht entgegen, daß Frauen in unserem Studienkollektiv, den untersuchten Landessportverbänden, fast 40 % der Vereinsmitglieder stellten. Die häufigsten Ursachen für einen plötzlichen Tod während oder kurz nach der Sportausübung waren kardiovaskuläre Ereignisse (1431; 60.3 %). 732 kardiovaskuläre Todesfälle ereigneten sich beim Training (Männer 710; Frauen: 22) und 699 bei einem Wettkampf (Männer: 689; Frauen: 10). Von einem Tod kardiovaskulärer Genese am häufigsten betroffen waren die Sportarten Fußball (n = 494), Tennis (m = 155), Tischtennis (n = 82), Kegeln (n = 81), Turnen (n = 75) und Handball (n = 65). Der Altersdurchschnitt für kardiovaskuläre Todesfälle lag bei den Sportlern bei 47,5 und bei den Sportlerinnen bei 47.9 Jahren. Auf traumatische Ursachen konnten 19.6 % (n = 465) und auf andere Ursachen wie Wegeunfälle etc. 20.1 % (n = 478) der Sporttodesfälle zurückgeführt werden. Schlußfolgerung: Die jährliche Inzidenz für eine kardiovaskuläre Todesursache errechnet sich auf 0,35/100.000 für den männlichen und 0.03/100.000 für den weiblichen Sportler. Nachtrag aus Erhebung 2001: Über den Zeitraum von 19 Jahren (1981 � 1999) wurden inzwischen n = 2825 plötzliche und unerwartete Todesfälle von Vereinssportlern aus 10 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein) anhand von Versicherungsdokumentationen der ARAG-Sportversicherung untersucht. Die meisten Todesfälle (n=2669) betrafen männliche Sportler, während der Anteil der Frauen bei 5,5 % (n=156) lag. Der Altersdurchschnitt lag bei den Sportlern bei 43,5 und bei den Sportlerinnen bei 38,4 Jahren. Am häufigsten betroffen waren die Sportarten Fußball (n = 872), Tennis (n=203), Radsport (n=174), Turnen (n=124), Handball (n=120), Tischtennis (n=117), Kegeln (n=103), Leichtathletik (n=89) und Reiten (n=78), wobei es sich um eine absolute Häufigkeit handelt, die insbesondere bei Massensportarten in Relation zur Mitgliederzahl gewertet werden muss. Die häufigsten Ursachen für einen plötzlichen Tod während oder kurz nach der Sportausübung waren kardiovaskuläre Ereignisse (n=1747 (61,8 %)). 887 kardiovaskuläre Todesfälle ereigneten sich beim Training und 860 beim Wettkampf. Auf traumatische Ursachen konnten 19,6 % (n=553) der Sporttodesfälle zurückgeführt werden. Für eine Subgruppenanalyse wurden n=2780 Fälle herangezogen, bei denen das exakte Todesdatum dokumentiert war. In den Wintermonaten (Januar n=212, Februar n=182, März n=221) ereigneten sich n=615 (22,1 %), im Frühling (April n=249, Mai n=317, Juni n=283) n =849 (30,5 %), im Sommer (Juli n=230, August n=247, September n=268) n=745 (26,8%) und im Herbst (Oktober n=210, November n=204, Dezember n=157) n=571 (20,5 %) aller plötzlichen Todesfälle im Sport. Auf den Winter entfallen 24 % der kardiovaskulären und 14,8 % der traumatischen, auf den Frühling 29 % der kardiovaskulären und 37,3 % der traumatischen, auf den Sommer 25 % der kardiovaskulären und 34,9 % der traumatischen und auf den Herbst 22 % der kardiovaskulären und 13 % der traumatischen Todesfälle.