Die Schönheit der Wiederholung : im Sport und in der Kunst

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gamm, Gerhard
Erschienen in:Anthropotechniken im Sport : Lebenssteigerung durch Leistungsoptimierung?
Veröffentlicht:Bielefeld: Transcript-Verl. (Verlag), 2012, S. 85-104, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201207004829
Quelle:BISp

Abstract

Der Begriff der Wiederholung ist einerseits mit Langeweile, Konditionierung und Automatismen negativ konnotiert, andererseits verspricht Wiederholung auch Sicherheit, Stabilität und Orientierung. Aristoteles und Kant haben die bedeutende Rolle der Gewohnheit in der Bildungsgeschichte der Tugenden hervorgehoben. Weitere analysierte Begriffe sind zum Beispiel Iterationen, Serien oder Reihen. Ausgehend von Kierkegaards Aussagen über die Wiederholung wird formuliert, dass die Wiederholung nicht nur sättigt, sondern „segnet“. Hier geht es um die Wiederholung im Sport und in der Kunst; in beiden Sphären realisieren sich ästhetische Erfahrungen. Der Augenblick der gelungenen Bewegung, der nicht herbeigeführt werden kann, sondern einfach passiert, wird analysiert. Bezug nehmend auf einen Satz des Skispringers Sven Hannawald – „Gute Sprünge macht man, perfekte passieren“ – gerät die Wiederholung bzw. die endlose Anzahl von Trainingssprüngen in den Fokus. Im Können einer sportlichen Bewegung steckt ein befreiender Genuss, im Gelingen hingegen eine Erfüllung und Künstler und Sportler vergleichen die radikale Intervention des Gelingens ins Können häufig mit einer Sucht. Mit Schiller, Musil und Valéry werden verschiedene Aspekte des Gelingens, der Schönheit und der Wiederholung aufgefächert. Die Wiederholung wirkt sich auf Sinneswahrnehmungen anders auf als auf Bewegungen, bei letzteren sind positive Auswirkungen zu konstatieren. Sloterdijks hält in „Du musst Dein Leben ändern“ (2009) das Können für das Sein und verfehlt so auch die Differenz zwischen Üben und Gelingen. sasch