Coolness als Anthropotechnik

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Bockrath, Franz
Erschienen in:Anthropotechniken im Sport : Lebenssteigerung durch Leistungsoptimierung?
Veröffentlicht:Bielefeld: Transcript-Verl. (Verlag), 2012, S. 225-246, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201207004835
Quelle:BISp

Abstract

Castigliones frühneuzeitlichem Begriff der sprezzatura, der hier als bürgerliche Tugend der freien Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung bestimmt wird, wird der moderne Habitus des Cool-Seins angenähert. Es geht dabei weniger um den Besitz des Cool als vielmehr eine Situation oder einen Vorgang, der im Anschluss an eine Definition von Diedrich Diederichsen als cool bezeichnet wird. Die Idee der Beherrschbarkeit und Kontrolle natürlicher Gefahren und gesellschaftlicher Unsicherheiten gilt als ein Merkmal utopischen Denkens. In Abgrenzung zur These, dass Coolness und Betroffenheit unvereinbar seien, wird hier argumentiert, dass utopische Vorstellungen heute nicht nur im Feld sozialer Einbildungskraft und gesellschaftlicher Illusionen zu verorten ist, sondern an symbolträchtigen und kommunikativ dichten Orten auftritt. Folglich wäre davon auszugehen, dass die klassischen Techniken des Cool – Entemotionalisierung und Affektkontrolle – in Stilformen überführt werden, die mit Soeffner gesprochen als „Logik der Präsentation, der Inszenierung und der ästhetisch motivierten Abwehr von Alltagszwängen“ zu verstehen sind. Außerdem wird argumentiert, dass die zur Schau getragenen Stilformen, als Prämisse und Resultat kapitalistischer Wertschöpfung gedeutet werden können. Demnach wäre die Pose des Cool sowohl ästhetische Verweigerungshaltung als auch ökonomische Ressource. Abschließend wird gefragt, ob Coolness als Anthropotechnik zu verstehen ist. sasch