Koedukation : Normative Positionen und empirische Befunde

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Frohn, Judith
Erschienen in:Sollen und Sein in der Sportpädagogik : Beziehungen zwischen Normativem und Empirischem
Veröffentlicht:Aachen: Shaker-Verlag (Verlag), 2009, S. 187-199, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201007005484
Quelle:BISp

Abstract

Koedukation ist ein Konzept, dass sich im Spannungsfeld von Theorie und Schulsportpraxis befindet. Die fachdidaktische Perspektive und die wechselseitigen Bezüge zur Geschlechterforschung und Praxis sind Inhalt dieses Beitrages. Die Entwicklung des Begriffes für ein soziales Geschlecht (gender) legitimiert dabei pädagogische und erzieherische Interventionen. Der Begriff Koedukation hingegen floss erst mit der emanzipatorischen Entwicklung Mitte der 1970er Jahre mit in die fachdidaktische Überlegungen ein, da der Begriff des rein biologischen Geschlechts (sex) nicht mehr überzeugend war. Gerade in der Pädagogik und im Sport halten sich die Geschlechterstereotype sehr hartnäckig und wirken als soziale Normen auch wenn sich die Bandbreite der typischen Geschlechtereigenschaften bis heute um einiges vergrößert hat. Die Koedukationsdebatte im Sportunterricht folgt dabei den theoretischen Perspektiven der Geschlechterforschung, die Defiziten und Differenzen entgegenwirkt und mit sozialer Konstruktion verbunden ist. Mit dem ersten Scheitern emanzipatorischer Bemühungen im konstruktiven Sportunterricht, spannt Verf. die Phasen der Koedukationsdebatte über den Differenzansatz bis in die heutige Zeit. Die aktuelle Phase der Koedukation ist mit einer Geschlechtersensibilität und reflexiven Koedukation verbunden. Sie erhebt hohe Ansprüche an die Lehrkraft, die ein berufliches Selbstverständnis zum Thema Koedukation entwickeln soll. Wie die Empirie zeigt, ist der Erfolg noch dürftig und die männliche Bevorzugung noch allgegenwärtig. Dies zeigt sich in der Dominanz der Sportspiele und in unterschiedlichen Leistungsbewertungen von Jungen und Mädchen. Es scheitert an mangelnder Vielfalt der Sportarten und der Bereitschaft sich in neue Bewegungsfelder einzuarbeiten. Zuschreibungen erfolgen qua Geschlecht, Stereotype werden verfestigt und individuelle Potenziale spielen kaum eine Rolle. Lehrpläne und Richtlinien geben den Umgang mit Koedukation vor. So wird in der Grundschule koedukativ, in der Sekundarstufe I geschlechtergetrennt und in der Sekundarstufe II wieder koedukativ unterrichtet. Schulformunterschiede sind jedoch empirisch nicht belegbar und fragwürdig. Befunde legen nahe, dass es nicht allein die Organisationsform ist, die Koedukation fördert, sondern die Inszenierungsweise, die Homogenität der Lerngruppe, die Haltung und das Alter der Lehrkraft sowie das Unterrichts- und Schulklima. Eine koeduaktive Forschung ist daher auch weiterhin notwendig, damit es in der Praxis zu Veränderungen kommen kann. von Oltersdorff-Kalettka