Koedukation im Kreuzfeuer : reflexive Koedukation als Gestaltungsprinzip in der Schule

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Metz-Goeckel, Sigrid
Erschienen in:Mädchen und Jungen im Schulsport. Landesweite Fachtagung im Rahmen des Landesprogramms der Landesregierung NRW. "Mehr Chancen für Mädchen und Frauen im Sport"
Veröffentlicht:Bönen: 1998, S. 30-43, Lit.
Herausgeber:Landesinstitut für Schule und Weiterbildung
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3816522580
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199807303217
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Koedukation ist die gemeinsame Erziehung von Jungen und Maedchen mit dem Ziel, die Faehigkeit einer wechselseitigen Rollenuebernahme zu erwerben, voneinander und miteinander als Individuen zu lernen und sich auch als solche zu verhalten, aber auch von allen wichtigen Interaktionspartnerinnen und -partnern so wahrgenommen zu werden. Es geht nicht um geschlechtsspezifisches, vielmehr um soziales und demokratisches Verhalten. Die Geschlechterordnung mit ihren Rollen- und Eigenschaftszuweisungen ist in allen Interaktionen praesent, im Klassenzimmer und auf dem Schulhof sowie in den Lehrerkonferenzen und Elternbesprechungen, in der Organisation des Unterrichts usw. Welche Kurse Jungen und Maedchen waehlen, wer der/die Lieblingslehrer/in ist, welche Texte ausgewaehlt und wie besprochen werden, wer was wie zu wem sagt, all dies ist im Unterricht selbstverstaendlich von Prozessen der Geschlechterzuschreibungen begleitet. Auch in Anbetracht beider Geschlechter, und das ist die provozierende These der Koedukationskritik, spielen sich Prozesse der Vergeschlechtlichung ab, die unwillkuerlich und besten Gewissens die herkoemmlichen Rollenschemata in ihrer diskriminierenden Struktur immer wieder herstellen. Die Inhalte koennen sich dabei dramatisch und drastisch aendern, es reproduziert sich aber die alte hierarchische Struktur. In der Frauenforschung wird dieser Prozess der Vergeschlechtlichung, die Zuschreibung von an sich neutralen Phaenomenen als typisch fuer das eine oder andere Geschlecht im Begriff des "doing gender" gefasst. Diese konstruktiv definitive Perspektive auf die Sozialisationsprozesse und der aktive Anteil, den die einzelnen Jungen und Maedchen von Anbeginn daran haben, kennzeichnet die neue Wende der Sozialisations- und Geschlechterforschung. Verf.-Referat