"Rache für Königgrätz!" Eine Einführung in die Bewusstseinslagen von Fußballfans

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schacherreiter, Christian
Erschienen in:Fußball
Veröffentlicht:Innsbruck: Studien-Verl. (Verlag), 2007, S. 19-29, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200802000531
Quelle:BISp

Abstract

Das von Verf. behandelte Thema ist Fußball als Rezeptionsphänomen. Der Fußballfan ist Verf. zufolge nur im Kollektiv vorstellbar, als Teil einer Fangemeinde. Der Fan ist Träger eines Wir-Gefühls. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit hat seinen Ursprung oft in einem Initiationserlebnis, das sich im Stadion ereignet, dessen besondere Raumatmosphäre einfach dazuzugehören scheint. Da dieses Initiationserlebnis oft in der Kindheit bzw. am Übergang zur Adoleszenz stattfindet, haben die an den Fußball gebundenen Gefühle auch etwas mit dem Heimatgefühl der Kindheit zu tun und mit der Hand des Vaters oder eines anderen männlichen Mentors, die das Kind zum ersten Mal zum Spielort geführt hat. Während die Anhänglichkeit des Fans an den Verein seiner Kindheit noch hinlänglich erklärbar erscheint, ist seine Sympathie für Mannschaften, die weit entfernt sind, weniger leicht zu durchschauen. Umgekehrt ist auch das Verhältnis zur eigenen Nationalmannschaft komplex, denn es ist keineswegs gewährleistet, dass eine Nationalmannschaft immer mit der Unterstützung der eigenen Nation rechnen kann. Insgesamt erscheint der Fußballsport Verf. zufolge als ein mythentaugliches Phänomen. Er hat seine Helden und der medial inszenierte Fußballstar der Gegenwart kann als eine moderne Variante des rhapsodisch besungenen Krieghelden gesehen werden. Den durch die Fußballstars verkörperten Glanzseiten des Fußballs stehen die Schattenseiten in Gestalt des Hooliganismus gegenüber. Dies betreffend merkt Verf. (in Anlehnung an Theweleit) an, dass in jeder Gesellschaft ein gewisses Maß an körperlicher Gewalt vorhanden ist. Wenn man, wie Theweleit davon ausgeht, dass „95 % der Zuschauer in den Stadien [...] Wochenende für Wochenende erfolgreich den eigenen Hooliganismus [bekämpfen]“, kann Fußball geradezu als eines der bedeutendsten Mittel benannt werden, welches an der Zivilisierung dieses Gewaltpotenzials mitwirkt. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)