Implementation von Programmen zur Entwicklung der "Entspannungsfähigkeit" in verschiedenen Settings

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Fessler, Norbert (Pädagogische Hochschule Karlsruhe / Institut für Bewegungserziehung und Sport / AB Sport, Individuum und Gesellschaft, Tel.: 0721 9254670, fessler at ph-karlsruhe.de)
Mitarbeiter:Müller, Marcus; Geiser, Sabine; Gerhardt, Christina
Forschungseinrichtung:Pädagogische Hochschule Karlsruhe / Institut für Bewegungserziehung und Sport / AB Sport, Individuum und Gesellschaft
Finanzierung:Eigenfinanzierung; Baden-Württemberg / Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:09/2009 - 08/2013
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020100500045
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

I. Vorhabensziel:
Ziel des Forschungsprojekts ist es, Entspannungstechniken unter körper- und bewegungsthematischen Bezügen zu elaborieren. Die Gründe sind naheliegend: Hinsichtlich der Kernziele eines wissenschaftlich begründeten und gesundheitlich orientierten Sports verdeutlichen bewegungsbasierte Entspannungstechniken auf individueller Ebene die Reziprozität physischer und psychischer Befindlichkeiten und weisen diesbezüglich auf Möglichkeiten einer gleichzeitigen und gegenseitigen Beeinflussung hin. Auf institutioneller Ebene sind Entspannungsthematiken eine idealtypische Schnittstelle von Sportsystem und Gesundheitssystem. Die vielfältigen Indikations- und Wirkungsannahmen der verschiedenen Entspannungsmethoden sind Anlaß, über geeignete „Entspannungsmodule“ in verschiedenen Settings, so auch dem Kindergarten und der Schule, nachzudenken und diese systematisch zu implementieren wie auch zu evaluieren. Im Einzelnen geht es um:
• Entwicklung körperbasierter Programme zu Entspannungsmethoden im Kontext einer ganzheitlichen Gesundheitsförderung und Gesundheitserziehung in verschiedenen Settings.
• Implementation und Evaluation körperbasierter Entspannungstrainings u.a. in Kindergarten/-Schulprogrammen (d.h. fächerübergreifend), Schulsport und Sportunterricht.
• Erbringung von Wirkungsnachweisen (z.B. Konzentrationsförderung durch ein körperbasiertes Entspannungstraining).
II. Arbeitsplanung:
Das Forschungsprogramm baut auf zuvor ausgeführte Pilotstudien (vgl. 18) auf.
Folgendes „Programm“-Verständnis wird zugrunde gelegt: Bei der Einbindung von Elementen aus Entspannungstechniken in Situationen schulischen Handelns kommt es weniger auf Effekte der Tiefenentspannung und der Begleitung von Experten an, vielmehr sollen Entspannungsthematiken in bewegtes Alltagshandeln integriert werden. Dies geht beispielsweise Lehrer an, die Entspannung in verschiedenen Unterrichtssituationen für verschiedene Zielgruppen anbieten wollen. Eine Alltagsintegration statt eines Experten-Angebotes hat den Vorteil der schnellen Verfügbarkeit, d.h. die Herausnahme bzw. Abänderung von Übungen aus verschiedenen Entspannungstechniken, die seitens der Lehrenden eine gute Passung in ihr unterrichtliches Handeln erlauben und, darüber hinaus, seitens der Adressaten schnell in Alltagskontexte integrierbar sind bzw. sein sollten. Die Kombination verschiedener Entspannungstechniken führt weg von einer durch spezialisierte Lehrer angebotenen Entspannungstechnik (Experten-Angebot). Kombinierte Entspannungsverfahren bedienen sich verschiedener Inhalte aus Entspannungstechniken und sind von den Absolventen verschiedener Bewegungsberufe (z.B. Sport- und Gymnastiklehrer) leistbar.
Das Forschungsmodul ist in zwei Projektphasen aufgeteilt: Projektphase I (seit 08/2009) und Projektphase II (08/2010 – 07/2012):
Zielsetzung der Projektphase I ist die Durchdringung derjenigen Themenstellungen, deren theoretische Aufarbeitung für Implementations- und Evaluationsstudien im Setting Schule und Kindergarten unabdingbar ist.
Nach der Aufarbeitung theoretischer Facetten folgt in Projektphase II die Entwicklung diagnostischer Settings sowie die Umsetzung didaktisch-methodischer Ansätze in entsprechenden Interventionsprogrammen im (vor)-schulischen Rahmen. Forschungsleitende Themen & Arbeitsschritte sind:
• Entwicklung eines geeigneten Diagnostiksettings (Itempool für subjektive Befindlichkeitsanga-ben; Messung physiologischer Kenngrößen als Wirkungsnachweis; Fremdevaluation).
• Systematische Entwicklung didaktisch und methodisch reflektierter Trainingsprogramme zur Entwicklung von Entspannungsfähigkeit im Kindes und Jugendalter im Setting Kindergarten und Schule (zur Selbstinstruktion und als Möglichkeiten der Fremdinstruktion durch Lehrkräfte)
In empirisch ausgerichteten Fallstudien werden Kurzprogramme zu Entspannungstrainings in ausgewählten Situationen implementiert, diagnostisch überprüft und evaluiert. Das Untersuchungsdesign der Unterrichtsinterventionen beinhaltet folgende Ansätze und Untersuchungsmethoden:
• Test-Retest-Design: Mittels bildgebender Verfahren (Corpus-Diagnostik) werden vor und nach dem Interventionszeitraum z.B. Haltungskennwerte berechnet, die durch anthropometrische Daten und geeignete motorische Tests ergänzt werden.
• Treatmentgruppen-Kontrollgruppen-Ansatz: Wirkungen der implementierten Entspannungspro-gramme sollen körperlich, kognitiv (z.B. Konzentrationsfähigkeit) und psycho-sozial (z.B. Fra-gebogeninstrumentarien mit empirisch über Pilotstudien geprüften Subskalen „Wohlbefinden“; „psychophysischer Zustand“ oder „Stimmungslage“) überprüft werden.
• Individualdiagnostischer Ansatz: Physiologische Messungen erfolgen mit dem Neurofeedback-gerät „NeXus-10“. Dabei werden die Probanden in Phänotypen eingeteilt, um anschließend die physiologischen Vorgänge, die der subjektiven Wahrnehmung sonst bis auf weiteres unzugänglich sind, in wahrnehmbare Signale umzuwandeln und um zu überprüfen, ob die subjektiven Empfindungen mit den objektiven Messwerten übereinstimmen. Am Körper angebrachte elektronische Sensoren sollen Herzfrequenz, Atmung, Hautwiderstand, Blutdruck, Muskelspannung, Körpertemperatur und Gehirnströme messen. Es handelt sich hierbei um ein com-putergestütztes Bio- und Neurofeedbacksystem, das eine leistungsfähige, vielseitige Plattform besitzt, sodass auch hier die Daten in SPSS übertragen werden können.
• Selbst-/ Fremdevaluation zur Adressatenpassung und Unterrichtspraktikabilität; Untersuchungsintrumentarien zur Fremdevaluation aus Sicht der handelnden Akteure.
• Korrelative Analysen zu subjektiv vs. objektiv erhobener Daten (Probbanden-Daten vs. physiologische/motorische Parameter.
III. geplante Ergebnisverwertung
Ein Projektbericht wird generiert. Publikationen in Fachzeitschriften sind ab 2011 vorgesehen. Eine Monographie zum Thema "Entspannungstraining" für Kinder soll bis 2011 erstellt werden.
Bei den Sportarten handelt es sich um verschiedene Entspannungstechniken (wie z.B. Massage, Eutonie, Tai Chi etc.), die in unterschiedlichen Settings implementiert werden:
• als eigenständige Entspannungstechnik
• in Form integrativer Entspannungstechniken
• in Kombination mit geeigneten Themenfeldern im Handlungsfeld Sport, Spiel und Bewegung