Fit für 100 - Bewegungsangebote für Hochaltrige

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Mechling, Heinz (Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie, Tel.: 0221 4982-6149, mechling at dshs-koeln.de)
Mitarbeiter:Nieder, Frank; Nieder, Ulrike
Forschungseinrichtung:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie
Finanzierung:Eigenfinanzierung; Nordrhein-Westfalen / Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:06/2005 - 05/2007
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020081200290
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

I Vorhabensziel:
Die über 80-Jährigen sind eine der am schnellsten anwachsenden Altersgruppe in Deutschland. Darüber hinaus sind sie bewegungsbezogen eine noch vernachlässigte Zielgruppe. In vielen unterschiedlichen Einrichtungen der Altenhilfe sind die gegenwärtig praktizierten Bewegungsangebote noch nicht darauf ausgerichtet, dem Abbau der Kraft- und Gleichgewichtsfähigkeiten entgegen zu wirken. Im Rahmen des Projektes soll gezielt ein Bewegungsprogramm für Hochaltrige entwickelt werden. Außerdem soll aufgezeigt werden, welche Chancen gezielte Bewegungsangebote für diese Altersgruppe mit sich bringen und wie diese genutzt werden können. „fit für 100“ soll dazu beitragen, die Lebensqualität und Sicherheit hochaltriger und/oder dementer Menschen zu erhalten. Durch das Bewegungsprogramm soll diese Altersgruppe gezielt gefördert werden, was sich in einem gesteigerten Selbstwertgefühl und einer verbesserten Alltagsbewältigung niederschlägt. Im Mittelpunkt steht deshalb die Entwicklung eines gezielten Bewegungsprogramms zur Kraft- und Gleichgewichtsförderung sowie zur Sturzprophylaxe hochaltriger Menschen. Durch verschiedene Möglichkeiten wie Koordinations- und kräftigende Übungen will das Projektteam eine Verbesserung der Muskelleistung in den Hauptmuskelgruppen erreichen. Im Anschluss an die Konzeption und Planung des Konzepts soll dieses am Beispiel ausgewählter Modellstandorte umgesetzt, wissenschaftlich begleitet und anschließend evaluiert werden. Außerdem wird eine Fortführung des Programms nach Projektende angestrebt. Die Machbarkeit des Projekts hängt dabei im Wesentlichen von der Qualität, der Organisation, der Finanzierung und dem Nutzen ab.
II Arbeitsplanung:
In der ersten Phase von Juni 2005 bis November 2005 erfolgte die Konzeption, die Rahmenplanung, eine Erhebung über vorhandene Bewegungsangebote, eine Bestandaufnahme der infrage kommenden Einrichtungen sowie deren Auswahl anhand festgelegter Kriterien. Im Anschluss daran wurden die Standorte spezifisch auf das Projekt vorbereitet. In der zweiten Phase zwischen Dezember 2005 und November 2006 starteten die Bewegungsangebote gestaffelt. Sie wurden während der Implementierung kontinuierlich supervisiert und überwacht, zusätzlich fanden zwei Zwischenevaluationen statt. Darüber hinaus wurden erste Maßnahmen zur Erreichung finanzieller und organisatorischer Selbstständigkeit gestartet. Zum Abschluss dieser Phase erfolgte eine Abschlussevaluation und eine Bericht an die Partner und den Beirat des Projekts. In der dritten und letzten Phase zwischen Dezember 2006 und Mai 2007 wurden die Daten verarbeitet und ausgewertet, die Ergebnisse mit den beteiligten Akteuren diskutiert und die Nachhaltigkeit und Übertragbarkeit des Modellprojekts ermittelt. Durch verschiedene Abschlussberichte sowie einer öffentlichen Abschlusstagung und Publikation wurde das Projekt schließlich beendet.
Die Untersuchungsinstrumente setzen sich aus zwei Blöcken zusammen. Im ersten Block wurden Fragebogen zur Heimstruktur (Alter, Größe, Lage, Infrastruktur, Qualifikation des Personals, Verhältnis Personal - Bewohner, Erkrankungen der Heimbewohner) und Fragebogen zu Angeboten (Art, Ziele, Durchführungsmodalitäten) verwendet. Der zweite Block enthielt Fragebogen über die Bewohner (Soziodemografie, körperliche und subjektive Gesundheit, Pflegestufe, Pflegediagnose, Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Heims, Einschätzung der Qualität der Angebote), Motorische Testbatterie, ADL, Geriatrisches Assessment, Krankenhausaufenthalte und Stürze und Befragungen der Bezugspflegekräfte, der Übungsleiter, der Leitungskräfte
III Geplante Ergebnisverwertung:
Häufig erweisen sich öffentlich geförderte Maßnahmen als sinnvoll und nützlich, werden
aber mit Ende des Förderprojektes mangels Finanzierung abgebrochen. Durch die Vorbereitungen in der zweiten Phase für die Fortführung der Gruppen nach Ende des Modellprojekts wurde dem entgegen gewirkt. Das erforderte eine hohe Transparenz gegenüber allen Beteiligten. Das Projektteam verfolgte das Subsidiärprinzip, d.h. die Tätigkeiten der Akteure konnten von der bloßen Dokumentation, Beratung oder Schulung bei vorhandenen Angeboten bis zur vollständigen Übernahme der Organisation eines neuen Angebotes, einschließlich Akquise und Honorierung der Durchführenden, reichen. Alle Aktivitäten im Rahmen des Projektes waren dynamisch angelegt und wurden schrittweise durch lokale Partner übernommen. Aufgrund des Interesses der Beteiligten und einer positiven Evaluation, lag der Schwerpunkt auf der Prüfung der Finanzierung. Je nach Rahmenbedingung und Zielsetzung konnten verschiedene Formen, auch nebeneinander, in Betracht gezogen werden. Dies konnten Eigenleistungen der TeilnehmerInnen, Anerkennung als niedrig schwelliges Betreuungsangebot für Pflegebedürftige (§45 SGB XI), Anerkennung als Primärprävention nach den Leitlinien der Krankenkassen (§20 SGB V), Anerkennung als Maßnahme im Rahmen des Case Managements mit persönlichem Budget oder Fortführung durch einen Sportverein (Mitgliedschaft, gesundheitsorientiertes Kursangebot) sein.
PROJEKTHOMEPAGE siehe unter: http://www.ff100.de/index.php?page=start .

(Zwischen)Ergebnisse

Ergebnisse aus dem Projekt: Anhand der ausgewerteten Daten für die sensomotorischen Leistungen (Beweglichkeit, Kraft und Koordination) lassen sich bei den Teilnehmern stabile Leistungen, in einigen Bereichen sogar Verbesserungen durch das einjährige Bewegungsprogramm „fit für 100“ nachweisen. Diejenigen Probanden, die regelmäßig am Bewegungsangebot teilnahmen, zeigten bereits nach der zweiten Testung – vor allem aber nach einem Jahr – eine Steigerung der Mittelwerte. Darüber hinaus profitierten aber auch diejenigen, die über einen kürzeren Zeitraum am „fit für 100“-Programm teilgenommen haben. Für den einzelnen Teilnehmer bedeuten diese Ergebnisse insgesamt ein Stück selbstständigeres Leben – kurz: eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und ihres Wohlbefindens. Dies ist nicht nur als Schlussfolgerung der Ergebnisse zu sehen, sondern wird insbesondere auch durch die von den befragten Personen geäußerten Antworten zum Fragebogen „subjektives Wohlbefinden“ belegt. Durch das Bewegungsprogramm „fit für 100“ konnten Verbesserungen der motorischen Leistungen in den folgenden Bereichen erzielt werden: - Verbesserung der Beinkraft - Steigerung der Handkraft - Bessere Schulterbeweglichkeit - Verbesserte Rumpfflexibilität - Verbesserung der Gleichgewichtsleistung - Verbesserte Auge-Hand-Koordination Darüber hinaus führte das Programm zu Verbesserungen in den kognitiven Aufgaben und in der Alltagskompetenz. Besonders demente Personen profitierten von „fit für 100“.