Sportspielübergreifende Talentförderung - Taktische Kreativitätsschulung im Sportspiel

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Roth, Klaus (Universität Heidelberg / Institut für Sport und Sportwissenschaft, Tel.: 06221 544642, Klaus.Roth at urz.uni-heidelberg.de)
Mitarbeiter:Memmert, Daniel (Universität Heidelberg / Institut für Sport und Sportwissenschaft, daniel.memmert at issw.uni-heidelberg.de)
Forschungseinrichtung:Universität Heidelberg / Institut für Sport und Sportwissenschaft
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070612/01-02)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2001 - 12/2002
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020011000023

Zusammenfassung

Im Rahmen des Projekts wird eine theoretische Position formuliert und evaluiert, mit der die einseitige Orientierung des Grundlagentrainings an der Entwicklung allgemeiner koordinativer Fähigkeiten aufgehoben werden soll. Das entwickelte sportspielübergreifende Modell ist als eine integrative Vorgehensweise zu kennzeichnen, in der neben der Koordination technisch-taktische Basiskomponenten berücksichtigt werden. Gerade für die zuletzt genannten Inhaltsbereiche liegen so gut wie keine geeigneten Auswahlkriterien, Diagnoseverfahren und Ausbildungsinhalte vor. Gemäß der Forderung von Carl (1997, S. 30) erfolgt im Kernbereich des Projekts eine Präzisierung und Überprüfung des allgemeinen Trainingskonzepts, wobei der Schwerpunkt auf eine Schulung der taktischen Kreativität gelegt wird.
Die Forschungsdefizite im Bereich der taktisch-kreativ ausgerichteten Talentförderung sind durch die Strukturierung eines spielerisch-situationsorientierten Vermittlungsweges (Ballschule Heidelberg) in umfangreichen Vorstudien aufgearbeitet worden. Darüber hinaus wurde eine Operationalisierung, Erhebung und Transformation von divergenten und konvergenten taktischen Leistungskennziffern sowie eine Evaluation der Einsatzmöglichkeiten von Testsituationen geleistet. Im Rahmen von zwei Trainingsexperimenten werden u.a. die folgenden konkreten Fragestellungen analysiert:
a) Welche Auswirkungen hat das sportspielübergreifende Basistraining der Ballschule Heidelberg auf die Entwicklung der Kreativität und der Spielintelligenz?
b) Welche Auswirkungen haben bereichsspezifische Trainingskonzepte auf die Entwicklung der Kreativität und der Spielintelligenz?
c) Wie wirken sich - im Vergleich - sportspielübergreifende und sportspielspezifische Trainingskonzepte auf die Entwicklung der Kreativität und der Spielintelligenz aus?
d) Wie wirken sich sportspielübergreifende und sportspielspezifische Trainingskonzepte auf die Entwicklung von Sportspieltalenten aus?
e) Wie wirken sich sportspielübergreifende und sportspielspezifische Trainingskonzepte auf die Beziehungen zwischen Kreativität und Spielintelligenz aus?
f) Können "Spieltestsituationen" als Diagnoseinventare zur Talentauswahl eingesetzt werden?
Die praktische Relevanz dieser Fragestellungen ist vor dem Hintergrund der aktuellen Defizite deutscher Sportspieler in Bereichen wie taktischer Improvisation, Intuition und Inspiration offensichtlich. Kompensiert wird das in vielen Spielsportarten durch die Besetzung der Kreativ-, also der Spielmacher- oder Playmaker-Positionen, mit ausländischen "Sportspielkünstlern" wie Emerson, Youri Djorkaeff, Magnus Wislander oder Terry Dehere.
Methodologischer / methodischer Ansatz:
Das Design der ersten und zweiten Studie in den Projektjahren 2001/2 folgt einem dreifaktoriellen varianzanalytischen Versuchsplan (Treatmentfaktor: Ballschule Heidelberg, Vereinssport Handball-Mini's, Fußball-Mini's, Hockey-Mini's, Sportunterricht; Motorikfaktor: Hand/Fuß/Schläger; Messwiederholungsfaktor: Vor-/Nachtest). Im Projektjahr 2001 besteht die erste Treatmentgruppe aus Kindern der Ballschule (n = 60), die sechs Monate lang zweimal in der Woche ein standardisiertes sportspielübergreifendes Spiel- und Übungsprogramm absolvieren. Als weitere Treatmentgruppen werden Kinderkohorten herangezogen, die an drei sportspielspezifisch ausgerichteten Konzeptionen von lokalen Vereinen (n = 60) teilnehmen. Zu Beginn und nach sechs Monaten werden sportspielübergreifend, also in Spielen mit der Hand, dem Fuß und dem Schläger, die spielerische Kreativität und die konvergente Spielintelligenz aller Kinder (n = 160) bestimmt. Dazu werden mit Konzeptorientierten Expertenratings Leistungskennziffern in den Spieltestsituationen "Ins Ziel treffen", "Lücke erkennen" sowie "Anbieten und Orientieren" erhoben. Die Spieltestsituationen stellen so etwas wie eine Kompromisslösung zwischen standardisierten Kreativitäts-/Taktiktests und freien Spielbeobachtungsverfahren dar. Die Treatmentgruppen im Projektjahr 2002 werden aus den Kindern der ersten Studie rekrutiert. Die Spieltestsituationen dienen zu Beginn des zweiten Untersuchungsabschnittes als Talentdiagnostik-Instrumentarium. Auf Grund der gewonnen Ergebnisse aus dem Posttest der erste Studie werden die Kinder in verschiedene 'sportspielspezifischere' Talentgruppen (z.B.: Talent Fußball) eingeteilt. In diesen Gruppen bildet der Ballschullehrplan weiterhin den Rahmen des Unterrichts. Die Kinder erhalten aber eine Schwerpunktlegung hin zu verschiedenen motorischen Ausführungsformen. Als weitere Treatmentgruppen fungieren wieder die bereits an der ersten Studie teilnehmenden sportspielspezifisch trainierenden Kinder. Da die Ergebnisse des Posttests von Studie 1 als Prätest der 2. Studie verwendet werden, kann die Treatmentphase auf neun Monate verlängert werden.