Erwartungen an die Sportwissenschaft 2030 hinsichtlich der Professionalisierung der Bewegungsförderung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Huber, Gerhard; Rudi, Helena
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:24 (2017), 1 (Sportwissenschaft 2030), S. 16-17
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201810007083
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Verf. macht er auf bestehende Disparitäten in der Professionalisierungsdebatte des Tätigkeitsfeldes „Sport und Bewegung“ aufmerksam. Unter Professionalisierung versteht er einen Prozess, „der eine definierte Tätigkeit zum Beruf macht, ihn zur Profession erhebt und damit eine Erwerbstätigkeit eröffnet“. Das Tätigkeitsfeld „Sport und Bewegung“ zeichnet sich derzeit durch eine enorme Vielfalt an verschiedensten Tätigkeiten aus. Verstärkt durch den Bolognaprozess liegt eine nahezu unübersichtliche Landschaft an Ausbildungsmöglichkeiten (etwa an Fachschulen, Hochschulen oder Fachhochschulen) vor, die einer bipolaren Beschäftigungslandschaft gegenüberstehen. Zum einen ist beispielsweise der Bereich der Fitnesseinrichtungen einerseits diffus und unstrukturiert, auf der anderen Seite allerdings stark professionalisiert und hoch strukturiert, etwa im Bereich der medizinischen Versorgung. Die Bewegungsförderung ist gerade zur heutigen Zeit notwendig weil der Bewegungsmangel das größte „Public Health Gesundheitsproblem“ des 21. Jahrhunderts darstellt. Dabei konnten die vielfältig positiven Effekte körperlicher Aktivität bereits nachgewiesen werden. So genügt eine täglich 15minütige körperliche Aktivität, um das Sterberisiko um 14 % zu reduzieren. Körperliche Aktivität hat aber auch einen wesentlichen nicht-monetären Effekt: die Verbesserung der Lebensqualität, woraus sich auch ein ökonomischer Nutzen ziehen lässt. Eine effiziente Gesundheitsvorsorge kann aber nur dann gelingen, wenn auch die Menschen in Bewegung gebracht werden, die ein hohes gesundheitliches Risiko haben und bisher durch Bewegungsinterventionen nur bedingt erreicht wurden. Diese Erreichbarkeit ist wiederum nur dann möglich, wenn notwendige Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten von Seiten der Bewegungsförderer vorhanden sind. Qualitätsgesicherte Bewegungsfachkräfte sind daher notwendig, können aber nur über entsprechende Professionalisierungsprozesse in das Gesundheitssystem etabliert werden. Das Spektrum möglicher Berufsgruppen (Übungsleiter, Sportwissenschaftler, Fitnesstrainer, Sportmediziner) divergiert im ersten und zweiten Gesundheitsmarkt vom akademisierten und nichtakademisierten im miteinander konkurrierenden Qualitätsniveau. Diese Heterogenität, auch auf inhaltlicher Ebene, schafft Intransparenz und verhindert eine Integration der Bewegungsförderung in das Gesundheitssystem. Zusätzlich agiert das Medizinsystem als schließendes System, was zur Folge hat, dass sich kommerzialisierte und flächendeckende Anbieter, teilweise trotz fehlender Qualität, im Wettbewerb durchsetzen können. Angesichts der Komplexität empfiehlt sich der Rückbezug auf einfache Zusammenhänge. Ein Beruf zeichnet sich dadurch aus, dass der Träger über bestimmte Qualifikationen, Fähigkeiten oder Kenntnisse verfügt, die sich von anderen Berufen deutlich unterscheiden und deren Tätigkeiten und Aufgabenfelder einen hohen gesellschaftlichen Bedarf darstellen. Je größer dabei der Bedarf ist und je höher der Kompetenzunterschied zwischen dem Berufsträger und der Zielgruppe bzw. dem „Kunden“ ist, desto einfacher findet eine Professionalisierung statt. Dies ist im Berufsfeld Arzt eindeutiger als beispielsweise in der Fitnessbranche. Insgesamt ist Professionalisierung dort notwendig, wo sich durch gesellschaftliche Veränderungen neue Tätigkeitsfelder öffnen. Gestützt auf die bereits angeführte Evidenz körperlicher Aktivität und angesichts der Herausforderungen bedingt durch den demografischen Wandel und den Panoramawandel der Erkrankungen sowie den Arbeitsweltwandel, ist eine Professionalisierung innerhalb des Tätigkeitsfeldes Sport und Bewegung längst überfällig. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)