Wohin will die Sportwissenschaft?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Thiel, Ansgar; Hapke, Julia
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:24 (2017), 1 (Sportwissenschaft 2030), S. 5-9
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201810007074
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Bei der Bearbeitung der komplexen Frage „Wohin will die Sportwissenschaft?“ geht er zunächst auf allgemeinen Entwicklungen des Wissenschaftssystems ein und verortet darin die aktuelle Situation der Sportwissenschaft. Anschließend wagt er einen Ausblick auf die Zukunft der Sportwissenschaft, der einige Implikationen und Appelle hinsichtlich der aufgemachten Problemstellung enthält, dabei jedoch ebenso viele neue Fragen aufwirft. Verf. stellt heraus, dass wissenschaftliche Qualitätsbewertungen sich immer stärker an Prinzipien der Ökonomie orientieren, obwohl sich wissenschaftliche Qualität nicht immer an Messbarem und Zählbarem festmachen lässt, sondern auch (oder vor allem) anderen Kriterien genügen muss. In einer so stark binnendifferenzierten Disziplin wie der Sportwissenschaft sind die gängigen Messverfahren, wie die Berechnung von Impact-Faktoren, H-Index oder Drittmitteln, vor allem mit dem Problem verbunden, dass sie Unterschiedliches gleich behandeln und damit zu Artefakten führen. Will man an diesen Verfahren festhalten, dann müsste man die Vergleichsmaßstäbe auf Teildisziplinen herrun-terbrechen. Bei wissenschaftlichen Rankings von ganzen Instituten, die tatsächlich fair sein sollen, müsste man dann entsprechend aber auch die Zusammensetzung der Institute (d. h. die relative Anzahl der naturwissenschaftlichen im Verhältnis zu den sozial- und geisteswissenschaftlichen Professuren und Mitarbeiter/innen) bei der Bewertung berücksichtigen. Die Tendenz unter Wissenschaftlern, auf Buchveröffentlichungen zu verzichten, hält Verf. für problematisch. In der Sportgeschichte werden Bücher weiterhin das zentrale Publikationsmedium sein. Das Buch stellt aber auch für manche komplexe sozial-wissenschaftliche und pädagogische Fragestellungen die angemessene Publikationsform dar, schon alleine aufgrund des hierfür notwendigen Seitenumfangs. Allen empirisch arbeitenden Nachwuchswissenschaftler/innen in der Sportsoziologie oder sport- und bewe-gungsbezogenen Bildungsforschung empfiehlt Verf., in der Promotionsphase primär auf die Publikation der eigenen Befunde in begutachteten englischsprachigen Journalen zu setzen. Eine große Gefahr sieht Verf. in der zu starken Fokussierung auf sehr spezielle Forschungsthemen. Spezialisten für einen schmalen Forschungsbereich fehlt oft der Blick fürs Ganze, der für eine gute sportwissenschaftliche Ausbildung unerlässlich ist. Eine weitere Gefahr sieht Verf. darin, dass das Sammeln von Lehrerfahrungen nicht mehr so wichtig genommen wird, da ja scheinbar nur die Anzahl von gut publizierten Artikeln bei Bewerbungen zählt. Die sportwissenschaftliche Lehre ist aber ebenfalls ein Kerngebiet der sportwissenschaftlichen Tätigkeit. Eine dritte Gefahr sieht Verf. darin, dass Nachwuchswissenschaftler/innen aufgrund von Zeitdruck, Frustrationen durch abgelehnte Artikel, einer unsicheren Zukunft und der zumeist nur Teilzeitanstellung die Lust verlieren, alles zu geben um sich in der (mittlerweile internationalen) Konkurrenz um Professuren durchzusetzen. Darunter leidet nicht nur die Qualität der Forschung, sondern ein Mangel an Nachwuchswissenschaftler/innen wäre für die Sportwissenschaft existenziell bedrohlich. (Schiffer unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)