Abstract des Verlegers

Karriereverläufe von Weltklasseausdauerathleten verlaufen selten geradlinig. Wege an die Spitze sind von Unterbechungen, Stagnationen und Rückschlägen gekennzeichnet. Wie gehen Athleten mit diesen Krisen um, wie bewältigen sie diese? Wie können Trainer sie unterstützen? In einer qualitativen Studie werden biographische Verläufe hocherfolgreicher Triathleten und Marathonläufer einzelfallanalytisch aufgearbeitet. Die Analysen zeigen, dass alle Befragten kritische Lebensereignisse erleben. Kritische Lebensereignisse zeichnen sich als individuelle Konglomerate verschiedener Krisenmerkmale aus und treten während unterschiedlicher Karrierephasen auf. Häufig konstituiert sich Krisengeschehen durch starke emotionale Betroffenheit der Athleten sowie aufgrund von Zielinterferenzen und dem Erleben von Kontrollverlust. Athleten berichten, wie bisher gültige Konzepte an Relevanz verlieren, wie ihr Leben aus den Fugen gerät. Angesichts ihrer biographischen Fixierung auf den Leistungssport können die Athleten nicht ohne Weiteres auf alternative Entwicklungspfade ausweichen. Auch Bewältigungsressourcen sind selten in anderen Lebenskontexten verfügbar, sondern Krisen werden teils aufgrund starker prospektiver Handlungsorientierung bewältigt. Hartnäckige Zielverfolgung verschärft bisweilen jedoch auch das Krisengeschehen. Trainer treten mitunter als Mitverursacher der kritischen Lebensereignisse auf. Kritische Lebensereignisse können allerdings als raumzeitliche Verdichtungsstadien auch besondere Phasen der Weiterentwicklung darstellen. Insgesamt deuten die Untersuchungsergebnisse die enorme Wichtigkeit eines konstruktiven Umgangs mit kritischen Lebensereignisse für erfolgreiche Karriereverläufe im Spitzensport an.