Missglückte Versöhnung : Admira Wien gegen Schalke 04, 17. November 1940

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Marschik, Matthias
Erschienen in:Fußball unterm Hakenkreuz in der "Ostmark"
Veröffentlicht:Göttingen: Verl. Die Werkstatt (Verlag), 2014, S. 282-295, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201502001571
Quelle:BISp

Abstract

In der Zwischenkriegszeit der 1930er Jahre fand der sehr erfolgreiche Wiener Fußball seine Hauptgegner vor allem in Prag, Budapest sowie in Italien. Nach dem “Anschluss“ Österreichs an das “Großdeutsche Reich“ 1938 änderte sich diese Ausrichtung schlagartig. Zu den sportlichen Widersachern zählten nun Mannschaften aus dem deutschen “Altreich“. Anfänglich schien sich die Wiener Arroganz, den bessern Fußball zu spielen, noch durch die eindrucksvolle Siege der ansässigen Fußballklubs zu bestätigen. Der Erfolgslauf endete jedoch am 18. Juni 1939, als im Finale der “großdeutschen Meisterschaft“ der FC Schalke 04, Deutschlands erfolgreichster Verein der 1930er Jahre, den SC Admira Wien mit 9:0 deklassierte. Der SC Admira sei jedoch, so die vorherrschende Meinung, bewusst benachteiligt worden. Nach dieser Demütigung wurde nun jedes folgende Spiel zwischen einem Wiener Verein und einem Team aus dem “Altreich“ zum “ultimativen Kampf“ um die fußballerische Vormachtstellung im “großdeutschen Reich“ hochstilisiert worden. Auf Initiative des Wiener Reichsstatthalters Baldur von Schirach und in Abstimmung mit dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten wurde, um die Wogen zu glätten, ein sogenanntes “Versöhnungsspiel“ zwischen dem SC Admira Wien und Schalke 04 vereinbart. Am 17. November 1940 fand dieses Spiel, das mit 1:1 endete, im Wiener Praterstadion vor etwa 53.000 Zuschauern schließlich statt. Verf. zeigt, dass es nach zwei nicht gegebenen Toren für den SC Admira Wien zu schweren Zuschauerausschreitungen kam, die jedoch in den regionalen Printmedien erstaunlicherweise kaum Erwähnung fanden. “Straßenkämpfe“ und “private Fehden“ rivalisierender Fans bis tief in die Nacht fanden in den örtlichen Zeitungen ebenso kaum Erwähnung. In den Folgejahren konnte der SC unter der Nazi-Herrschaft nicht mehr an seine alten Erfolge anknüpfen. Auch in der Phase des Wiederaufbaus nach Kriegsende gehörte der Verein nicht mehr zu den “großen Vier“ des Wiener Fußballs. Lemmer