Das Menschen- und Körperbild im sportwissenschaftlichen Diskurs diktatorisch verfasster Gesellschaften

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Franke, Elk; Hinsching, Jochen
Erschienen in:Anthropotechniken im Sport : Lebenssteigerung durch Leistungsoptimierung?
Veröffentlicht:Bielefeld: Transcript-Verl. (Verlag), 2012, S. 175-198, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201207004833
Quelle:BISp

Abstract

Peter Sloterdijks 2009 veröffentlichte Buch „Du musst Dein Leben ändern“ wird hier als Folie für die Beschreibung des Menschen- und Körperbildes in den Sportwissenschaften diktatorischer Gesellschaften genutzt. Bei Sloterdijks wird die erforderliche Verhaltensänderung des Menschen an einen Begriff des sozialen Übens geknüpft, wobei er mit Anleihen und Analogien zum sportlichen Training arbeitet. Der hier vorgestellte zeitgeschichtliche Rückblick auf den zu schaffenden „Neuen Menschen“ soll zeigen, wie der Staat richtungweisend und gestaltungvorgebend agierte und sich dabei der Umsetzung durch die Sportwissenschaft bediente. Das Menschen- und Körperbild diktatorisch verfasster Gesellschaften ist durch drei systemrelevante Merkmale geprägt: Fortschrittsgläubigkeit, Optimierungsdenken und normative Ausrichtung. Besonders die Sportwissenschaft war häufig zwar praxisfern konstituiert, hatte aber auch eine politische Leitfunktion für den organisierten Sport und damit die Ausbildung des Körperverständnisses der Menschen. Hier wird der sportwissenschaftliche Diskurs im Nationalsozialismus und in der DDR rekonstruiert und das leistungsorientierte Perfektionsstreben diskutiert. Die Eugenik und die Anthropometrie werden als anthropologische Optimierungslehren bestimmt. Außerdem spielten die Hygiene, die Konstitutionslehre und die Psychotechnik wichtige Rollen in der politischen Leibeserziehung. Mit Blick auf die DDR wird unter anderem die Praxis der ESA, das alle Schulkinder umfassende Einheitliche Sichtungs- und Auswahlverfahren, dargestellt. Abschließend gilt zu fragen, ob sich im 21. Jahrhundert ein neues Denken durchsetzt. sasch