Sportwissenschaft

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Court, Jürgen
Erschienen in:Kulturwissenschaften und Nationalsozialismus
Veröffentlicht:Stuttgart: Steiner (Verlag), 2008, S. 781-822, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201110009050
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Im Fokus der Analyse der Geschichte der Sportwissenschaft in der Zeit des Nationalsozialismus steht die Überprüfung der – so Verf. – „gängigen Behauptung ihrer Instrumentalisierung zwischen 1933 und 1945“ (781). Dabei geht Verf. von drei Arbeitshypothesen aus. Zunächst referiert er den „Forschungsstand“ und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass sowohl eine Gesamtdarstellung der Geschichte der Sportwissenschaft fehlt wie auch epochenspezifische Darstellungen z.B. über die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus.
Im Folgenden stellt Verf. zahlreiche Beiträge vor, die geschichtliche Aspekte der Sportwissenschaft thematisieren. Verf. bietet damit einen guten Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand zu diesem Themenfeld. Sehr ausführlich stellt er im nächsten Kapitel die Entwicklung der Sportwissenschaft in der Weimarer Zeit vor. Schwerpunkte bilden die Deutsche Hochschule für Leibesübungen Berlin und ihre Funktion für die Entwicklung sportwissenschaftlicher Forschung und Lehre sowie die universitären Institute für Leibesübungen, die im Zuge der Aufwertung des Studiums der Leibesübungen Mitte der 20er Jahre gegründet worden waren. Ohne Promotions- und Habilitationsrechte blieben die IfLs jedoch wissenschaftliche Einrichtungen zweiter Klasse. Das zentrale Kapitel „Sportwissenschaft im Nationalsozialismus“ (804ff.) gliedert Verf. in verschiedene Unterkapitel: „Sportwissenschaft als Institution“ mit den Aspekten „Schulsport“ und „Universitäten und Hochschulen“ sowie „Sportwissenschaft als Theorie“ und „Sportwissenschaft und Olympismus“. Der „Funktionswandel“ der Leibeserziehung im Rahmen der nationalsozialistischen Erziehung wird deutlich im Schulsport und der Sportlehrerausbildung durch die Ausrichtung an den ideologisch ausgerichteten Zielvorgaben Rassismus, Militarismus, Führertum. Für die Universitäten und Hochschulen regelte die am 30. Oktober 1934 erlassene Hochschulsportordnung den Pflichtsport für alle Studierenden sowie die Sportlehrerausbildung. Anhand von mehreren Beispielen (Baeumler, Wetzel, Jaensch, Klemme) und den von ihnen jeweils vertretenen Theorien einer politischen Leibeserziehung sowie einer Psychologie der Leibesübungen geht Court der Frage nach, ob die „Theorie der Leibeserziehung nach 1933 einen spezifischen nationalsozialistischen Gehalt genommen hat“ (869). Abschließend widmet er sich der Frage nach der Beziehung zwischen Sportwissenschaft und Olympismus vor dem Hintergrund der politischen Bedeutung der Olympischen Spiele in Garmisch-Partenkirchen und Berlin 1936 (Peiffer).