Versehrtensport in Niedersachsen zwischen Ausgrenzungen und Integration

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Wedemeyer-Kolwe, Bernd
Erschienen in:Vergessen, verdrängt, abgelehnt : zur Geschichte der Ausgrenzung im Sport ; Tagungsbericht der 10. Hoayer Tagung zur Sportgeschichte vom 10. bis 12. Oktober 2008
Veröffentlicht:Münster: Lit-Verl. (Verlag), 2009, S. 72-91, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201104003696
Quelle:BISp

Abstract

Der Behindertenport in Deutschland nach 1945 – im vorliegenden Beitrag am Beispiel der Situation in Niedersachsen – verharrte bis in die jüngste Zeit hinein auf einer extrem gesellschaftlichen und sportbezogenen Außenseiterposition, und seine Entwicklung verlief nach innen und nach außen zögerlich und äußerst ambivalent. Der Behindertensport wurde von zwei grundlegenden Faktoren bestimmt: Nach innen wurde er bestimmt von der beharrenden, rückwärtsgewandten und z.T. revanchistischen Elitehaltung der versehrten Kriegsteilnehmer, die der NS-Zeit und seiner rassistischen und sozialdarwinistischen Sozialisation geschuldet war und die eine auch zahlenmäßige Ausweitung des eigentlichen Versehrtensports zum allgemeinen Behindertensport – und damit zu einer gesellschaftlichen akzeptierten Funktion und einer öffentlichen Anerkennung – verhinderte. Nach außen wurde er bestimmt von der aus unterschiedlichen Gründen erfolgten Weigerung der niedersächsischen Sportorganisationen, den Versehrtensport als gleichberechtigten Verband in seine Reihen aufzunehmen. Hier waren die Ressentiments dem engen Sportbegriff und der Einheit der Sportorganisationen, aber auch der als ungleich konstruierten versehrten Sportkörper geschuldet. Letzteres resultierte aus den auch in Sportkreisen gängigen Vorurteilen gegen Behinderte und aus der unbewältigten Kriegsniederlage, deren deutliches Symbol die Kriegsversehrten waren. Während das letzte mittlerweile als erledigt betrachtet werden kann, muss die Zukunft zeigen, ob der Sport mittlerweile tatsächlich in der Lage ist, organisatorisch, mental und sportpraktisch Menschen mit Behinderung dauerhaft in seine Reihen einzugliedern. Verf.-Referat