Tagung der dvs-Kommission „Frauenforschung in der Sportwissenschaft“: „Karrieren“ von Mädchen und Frauen im Sport

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Petry, Karen Maria
Erschienen in:Ze-phir
Veröffentlicht:1 (1994), 2 (Förderungsmöglichkeiten), S. 19-20
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:1438-4132, 1617-4895
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201101000473
Quelle:BISp

Abstract

Achtzig, zumeist deutsche Sportwissenschaftler/innen trafen sich in Paderborn, um über die Ambivalenz des weiten Begriffs „Karriere“ von Mädchen und Frauen im Sport zu diskutieren. Das Eröffnungsreferat von Lotte Rose (Bebra) zum Thema „Karriere-Körper: Überlegungen zur Formierung der Frauenkörper in der Moderne“ veranschaulichte in eindringlicher Weise, dass insbesondere für Frauen in der Gesellschaft „Sportivität“ zum Leitbild geworden ist. „Fitness“ als Lebensmaxime schafft schlanke, straff-drahtige, sportlich bis knabenhaft-kindliche Frauenkörper, die an das männliche Körperschema angepasst sind. Die Modellierung des eigenen Körpers führt dazu, dass Frauen glauben, das eigene Leben im Griff zu haben. Die Opfer, die Frauen dafür bringen müssen, sind offensichtlich. So hat der weibliche Körper in einem solchen System keinen Platz, insbesondere die Mutterschaft findet in einer so angelegten Lebenswelt kaum noch Berücksichtigung. Am Beispiel des Frauenhochleistungssports machte Lotte Rose die Endstation dieser Entwicklung deutlich: Aus den Körpern siegreicher Athletinnen entspringen Kinder ohne Spuren zu hinterlassen. Die beiden folgenden Vorträge zum Thema „Mädchen und Frauen in Vereinen und Verbänden“ behandelten jeweils sehr unterschiedliche Perspektiven: Inge Berndt aus Bielefeld befasste sich mit der Frage „Ist Sport im Verein auch für Mädchen am schönsten?“ und Ulrike Kraus aus Aachen berichtete über Karrieren von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen im organisierten Sport. Beide Referate basierten auf der Tatsache, dass Frauen und Mädchen im Sport immer noch unterrepräsentiert sind. Inge Berndts Ausführungen mündeten in der Feststellung, dass die „Strukturen“ der Vereine nicht unbedingt den Bedürfnissen der Mädchen und Frauen gerecht werden und diese sich in der Folge nach anderen Sportanbietern umsehen. Damit für Mädchen und Frauen der Sport „im Verein am schönsten wird“, bedarf es in struktureller Hinsicht einiger Veränderungen und Entwicklungsprozesse. Ulrike Kraus stellte auf der Grundlage von Interviews mit Frauen in ehrenamtlichen Führungspositionen u. a. heraus, dass Frauen ihre Karriere dem zumeist dem „Zufall“ überlassen und den Umgang mit „Macht“ vermeiden. In Workshops wurde der Aspekt der „Karriere“ differenzierter vor- und zur Diskussion gestellt: Es wurde über die Chancen und Problematik von Frauen auf dem Arbeitsmarkt Sport berichtet. Durch die Darstellung von drei unterschiedlichen Forschungsprojekten zu diesem Bereich wurde deutlich, dass der Arbeitsmarkt Schule nach wie vor ein beliebtes Tätigkeitsfeld für Frauen ist, auch wenn der Schulalltag der Sportlehrerinnen von geschlechtsspezifischen Diskriminierungen geprägt ist. Außerhalb der Schule findet allerdings eine eindeutige geschlechtsspezifische Segregation des Arbeitsmarktes statt. Daneben wurde dem Aspekt der „Karriere“ von Trainerinnen in den Sportarten Volleyball, Tennis und Handball Rechnung getragen. Eindeutiges Ergebnis sämtlicher Forschungsprojekte in diesem Bereich ist die immer noch sehr gravierende Unterrepräsentanz von Frauen: je höher das Leistungsniveau, desto geringer ist der Frauenanteil. Dass auf dieser Tagung auch viel Wert auf die Darstellung praxisnaher Studien gelegt wurde, verdeutlichten die Vorträge von Helga Adolf (Bremen) über die Faszination von Mädchen und Frauen für die Sportart Reiten und von Andrea Menze (Bielefeld) über die Fluktuationsproblematik im Turnen. In dem die Tagung abschließenden Vortrag von Claudia Kugelmann (München) zum Thema „Sportinszenierung und Weiblichkeitszwang – Frauen widersetzen sich“ wurde ganz deutlich, dass Frauen, die es schaffen, sich den für die Entfaltung „ihres Sports“ benötigten Raum zu nehmen, einen ganz großen Schritt in die richtige Richtung gegangen sind. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)