Fußball als männliche Weltsicht : Thesen aus Sicht der Geschlechterforschung

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Kreisky, Eva
Erschienen in:Arena der Männlichkeit : über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht
Veröffentlicht:Frankfurt a.M.: Campus-Verl. (Verlag), 2006, S. 21-40, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200912007780
Quelle:BISp

Abstract

Fußball erscheint Verf. zufolge als eines der letzten „Monopole des Scheins“ wahrer Männlichkeit in postfordististischen Gesellschaften. Hier können abseits von mehr oder weniger leidvoll erlebten Berufs- und Familienwirklichkeiten – inmitten von Männern – Energien und Identitäten getankt werden. Da der Fußballmarkt jedoch, wie andere Märkte auch, expandieren muss, um für Sponsoren attraktiv und profitabel zu sein, wird gegenwärtig in den Arenen der großen Klubs eine Art von Feminisierung des Fußballevents in Angriff genommen. Allmähliches öffentliches Sichtbarwerden von Frauenfußball sowie leicht steigende Besucherinnenzahlen in den Fußballstadien und ihre mediale Präsentation machen diese (Markt-)Intention mehr als augenfällig. Das totale Kapitalisierungsinteresse, das selbst den Markt der Frauen erobern möchte, und die eingesessene Fußballkultur, die ihren maskulinen Selbstbegrenzungen nicht abzuschwören vermag, liegen aber in Kollision. Den harten Kern stören Frauen „allein durch ihre Sichtbarkeit in der maskulin kodierten und männerbündisch organisierten Domäne des Fußballs. Sie bringen, in der Sicht des klassischen Anhängers maskuliner Fußballkultur, Verunsicherung und Aufruhr in eine bislang überschaubare und kalkulierbare, in einem Universum globaler Turbulenzen einigermaßen stabil scheinende maskuline Wert- und Weltordnung. Frauen dürfen daher auf keinen Fall aus ihrer anspruchslosen Dekorrolle in einer exzessiv männlichen Inszenierung ausbrechen und vielleicht gar die Ambition geltend machen, als egalitäre Fans an den Toren der Stadien Einlass gewährt zu bekommen.“ Frauenfeindlichkeit und Sexismus sind laut Verf. ein fixer Bestandteil der Fußballplatzkultur. Auch erscheinen vielen Fußballfans Fußballplätze und -stadien als letzte Orte, an denen sie „echte Männlichkeit“ leben können. Die durchgängige Kommerzialisierung des Fußballs lässt jedoch eine neue Zweiklassengesellschaft entstehen: „Fußball und Fußballfans mutieren zur bloßen Szenerie einer globalisierten Event-Kultur, der neuen Weltmännlichkeit zu Diensten. Es scheint, als ob die proletarische Männlichkeit der Fußballstadien endgültig der Vergangenheit angehören könnte. Was sich aktuell als ‚hegemoniale Männlichkeit’ abzeichnet, wird eher durch Sphären der New Economy, der privaten Medien und des neuen Wissensmanagements geprägt. Ihr Werteverständnis aber liegt ‚fernab der Fußballfankultur’ [...]. Und dennoch: Selbst diese neue ‚hegemoniale Männlichkeit’ verbrüdert sich mit dem traditionellen Milieu des Fußballs. Auch Politiker und Banker ‚kokettieren im Stadion mit ihrer Volksnähe’ [...]. Indem sie sich hier auf konventionelle Männlichkeit beziehen, meinen sie, ihre Bodenhaftung im Kollektiv der Männer sichern zu können.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)