Fußball und nationale Identität: Fußballspiele sind von nationalem Überschwang nicht zu trennen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Scheuble, Verena; Wehner, Michael
Erschienen in:Fußball und Politik
Veröffentlicht:Stuttgart: 2006, S. 26-31, Lit.
Herausgeber:Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200905002725
Quelle:BISp

Abstract

Fußballspiele sind nicht von Politik und nationaler Identität zu trennen. „Man braucht die Politik nicht erst hineinzumischen, sie ist immer schon darin, insofern eben Nationen politische Körper sind“ (Dolf Sternberger). Welche politische Wirkung der Fußball hat, zeigte der deutsche Sieg bei der Weltmeisterschaft 1954 in Bern. Der damalige nationale Überschwang erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass Deutschland seine Abseitsstellung in der Völkergemeinschaft durch das „Wunder von Bern“ relativieren konnte. Verf. zeigen , wie das Konstrukt der „Nation“ – im Sinne einer „vorgestellten politischen Gemeinschaft“ (Benedict Anderson) – und die „nationale Identität“ als „Seelenkitt des modernen Kollektivs“ bei sportlichen Großereignissen aktiviert und sichtbar werden. Diese kritische Analyse des Zusammenhangs von Fußball und nationaler Identität stellt neben all den Ambivalenzen und negativen Begleiterscheinungen die positive Funktion dieser Symbiose dar. Nichts trägt mehr zur Bildung einer schichtenübergreifenden Gemeinschaft, die „vom Kanzler bis zum Penner“ (Dirk Schümer) alle einigt, bei und nichts beeinflusst die (politische) Stimmungslage mehr als Fußballweltmeisterschaften. Es zeigt sich aber auch, dass das Konstrukt der „Nation“ im Alltagsleben eine wichtige, wenn auch schwierige und historisch belastete Bezugsgröße ist. Diese Bezugsgröße wird solange virulent bleiben, bis eine nationale in eine europäische Identität überführt werden kann. Verf.-Referat (abgeändert)