Fußball und Ökonomie

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Bibliographische Detailangaben
Autor:John, Eva Maria
Erschienen in:Wo das Fußballherz schlägt: Fußball-Land Nordrhein-Westfalen
Veröffentlicht:Essen: Klartext-Verl. (Verlag), 2006, S. 159-173
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200607001572
Quelle:BISp

Abstract

Zu den letzten Heimspielen vor der Winterpause der Saison 2005/06 strömten nach Angaben der Zeitschrift „Kicker“ 390.000 zahlende Zuschauer in die Fußballstadien Nordrhein-Westfalens, davon alleine 192.524 in die drei nordrhein-westfälischen WM-Stadien. 54 % aller zahlenden Zuschauer der 1. Bundesliga haben damit an den letzten beiden Spieltagen vor der Winterpause Stadien in NRW besucht. Auch bei den Mitgliederzahlen ergibt sich ein ähnliches Bild. Allein in den drei Spitzenvereinen Nordrhein-Westfalens sind derzeit 105.024 Mitglieder organisiert. Auch damit ist NRW eines der größten Fußballländer innerhalb der Fußballnation Deutschland. Vor diesem Hintergrund geht Verf. der Frage nach, welchen Einfluss der Fußball in NRW auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes hat. Da diese Frage nicht umfassend beantwortet werden kann, arbeitet Verf. allgemeine Tendenzen über die wirtschaftliche Bedeutung des Profifußballs heraus und leitet daraus Schlussfolgerungen für NRW ab. Der Beitrag ist folgendermaßen aufgebaut: Eine Skizze der Organisation des deutschen Profifußballs führt in das Thema ein. Es folgt eine Darstellung wesentlicher Entwicklungen auf der Einnahmeseite der handelnden Akteure. Diese Betrachtungen werden separat für die drei NRW-Vereine wiederholt, deren Stadien aus Austragungsstätten für die WM 2006 ausgewählt wurden: Borussia Dortmund, FC Schalke 04, 1. FC Köln, sowie – soweit von der Datenbasis verfügbar – für Borussia Mönchengladbach. Bei diesen Betrachtungen werden primär die Einnahmen aus dem nationalen Ligabetrieb berücksichtigt, die jedes Jahr aufs Neue anfallen und daher nachhaltig in die Wirtschaft wirken. Daran schließen sich einige Überlegungen über die gesamtwirtschaftlichen Effekte der Ausgabenseite des Profifußballs an. Darüber hinaus werden sekundäre wirtschaftliche Effekte durch den Tourismus von Großveranstaltungen exemplarisch angesprochen. Verf. gelangt zu folgendem Fazit: Die ökonomische Bedeutung des Fußballs ergibt sich im Wesentlichen durch die Einnahmen und Ausgaben der Profivereine der 1. und 2. Bundesliga. Auf der Einnahmeseite gewinnen dabei zunehmend die Einnahmen von Medienunternehmen (Verwertung der Medienrechte) und werttreibenden Unternehmen (Sponsoring/Werbung) an Bedeutung. In beiden Kategorien handelt es sich um Einnahmen aus einem indirekten Geschäftsmodell, das letztlich alle Kunden dieser Unternehmen an der Finanzierung des Spielbetriebs der Fußballbundesliga beteiligt. Über die dazu notwendigen Transaktionen wird die Wirtschaft, insbes. im unternehmensnahen Dienstleistungssektor, belebt. Auf der Ausgabenseite stehen die Personalausgaben nach wie vor im Vordergrund. Durch die vielen Stadion(aus-)bauten der letzten Jahre betrifft dies allerdings nicht nur die Spielergehälter, sondern zunehmend auch Gehälter, die für die Organisation des Stadionbetriebs anfallen. Hier werden in vielen Bereichen Arbeitsplätze geschaffen. Damit entfaltet der Fußball gesamtwirtschaftlich spürbare Beschäftigungswirkungen und Innovationseffekte. Schließlich gehen vom regulären Stadionbetrieb und von den Großereignissen neben dem Fußball (z. B. Großkonzerte) wesentliche primäre und sekundäre Wachstums- und Beschäftigungseffekte aus. Gerade in NRW mit vorrangig privat finanzierten Stadien sind diese Effekte nicht durch kostspielige Subventionen erkauft. Insgesamt gelangt Verf. zum Resümee, dass der Profifußball mit seiner zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung auch zunehmend positive ökonomische Wirkungen entfaltet. Er wird damit – gerade im sich im Strukturwandel befindlichen NRW – zu einer tragenden Säule der wirtschaftlichen Entwicklung. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)