Entproletarisierung des Fußballs in der DDR am Beispiel der Betriebssportgemeinschaft des Stahl- und Walzwerkes Brandenburg/Havel

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Klaedtke, Uta
Erschienen in:Fußball in Geschichte und Gesellschaft : Tagung der dvs-Sektionen Sportgeschichte und Sportsoziologie vom 29.9.-1.10.2004 in Münster
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2006, S. 57-64, Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportgeschichte ; Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportsoziologie
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200606001303
Quelle:BISp

Abstract

Der Werdegang der Fußballer der BSG Stahl Brandenburg ist die Geschichte der „Entproletarisierung“ der Fußballer auf regionaler Ebene. So ermöglichte der sportliche Aufstieg in die Oberliga den BSG-Sportlern gleichzeitig den sozialen Aufstieg in die DDR-Elite. Dies war zwar politisch nicht gewollt, konnte aber ökonomisch durchgesetzt und verteidigt werden. Der „eigenmächtige Erfolg“ der Brandenburger war dem DFV/DTSB und Führungskadern der SED ein Dorn im Auge, denn sie bedrohten in gewisser Weise das installierte Klubsystem und transportierten symbolisch ein Widerstandspotenzial gegen die SED-Diktatur. Durch ihre Verpflichtung, für die sportlich-kulturelle Unterhaltung der Arbeiterschaft auf hohem Niveau zu sorgen, wurde die Mannschaft von ihrer bisherigen Arbeit, d. h. der Betätigung im erlernten Beruf, entkoppelt. Mit dem Aufstieg in die Oberliga vergrößerte sich die auf Prestige und Ansehen gründende soziale Differenz zwischen Spielern und Stahlwerkern mehr und mehr. Als Gegenwert gab die Mannschaft den Fans ein Identifikationsangebot, denn die Fans sahen sich durch den Selbstbehauptungswillen der BSG-Sportler im Kampf gegen das Establishment vertreten. Daraus, dass sich Stahl Brandenburg im Verlauf der Oberligabegegnungen, die z. T. entsprechend politischer Machtinteressen manipuliert wurden, nicht mehr aus der Oberliga verdrängen ließ, schöpften viele Fans Kraft für eine neue Arbeitswoche. In diesem gegenseitigen Wechselverhältnis lag die besondere Bedeutung der Stahl-Fußballer. Der enormen Sympathie ihrer Anhänger waren sie sich dadurch sicher. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)