Geschichte der Leibesübungen an deutschen Universitäten

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Braun, Harald
Erschienen in:Streifzug durch die Sportgeschichte : Festschrift zur Verabschiedung von Prof. Dr. Harald Braun
Veröffentlicht:Bremen: 2004, S. 83-102, Lit.
Herausgeber:Verein für Hochschulsport
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200602000154
Quelle:BISp

Abstract

Sportliche Betätigungen an deutschen Universitäten lassen sich anhand von Quellen bis ins 16. Jahrhundert verfolgen. Die „sorgfältige Pflege von Leibesübungen“ war ein zentraler Bestandteil im akademischen Leben der Studenten, zumeist wurden Sportarten betrieben, die auch heute noch im Fächerkanon der Hochschulen vorzufinden sind. Zu den Disziplinen zählten das Reiten, das Fechten, Ballspiele und Tanzen, ferner Ritterspiele sowie Kriegs- und Jagdspiele. Später wurden diese um „Exercitien“ wie das Voltigieren, Schwimmen, Kanufahren und „Fischerstechen“ erweitert. Die Leibesübungen an den deutschen Hochschulen unterstanden bis dahin der studentischen Selbstorganisation, ein „Sportstudium“ gab es nicht. Verf. zeigt, dass die tatsächliche Ausbildung zum Sportlehrer 1774 in Dessau ihren historischen Ursprung hatte. Aus dem Geist der Aufklärung heraus entstand in den folgenden Jahren ein Modell der Leibeserziehung, welches von Joh. Chr. Fr. Guthsmuths (1759-1839) ins Leben gerufen wurde. Sein Buch „Gymnastik für die Jugend“ (1794) war das erste, welches die körperliche Ertüchtigung mit theoretische Überlegungen verband. Nach 1811 gehörten A. Spieß und Fr. L. Jahn zu den Wegbereitern einer Turnausbildung, die 1850 in Dresden in einer Sportlehrerausbildung mündete („Sächsische Königliche Turnlehrerausbildungs-anstalt“). 1883 verfügte schließlich der preußische Kultusminister v. Gossler an den Universitäten die Einrichtung einer Turnwissenschaft. Für das 20. Jahrhundert beschreibt Verf. folgende Zeitabschnitte einer universitären Sportlehrerausbildung: 1. 1920-1925: Gründung der Deutschen Hochschule für Leibeserziehung in Berlin; 2. 1925-1933: Schaffung einer außerordentlichen Professur für Leibesübungen an der Universität Hamburg; 3. 1933-1945: Turnlehrerausbildung im Nationalsozialismus; 4. 1945-1960: Die Nachkriegsära brachte zunächst keine neuen Impulse, da viele Jugendliche im Krieg gefallen waren und andere Prioritäten gesetzt werden mussten; 5. 1960-1968: Es entwickelte sich zunächst eine „Theorie der Leibeserziehung, später dann eine „bildungstheoretische Didaktik“, jedoch mit geringen gesellschaftlichen und beruflichen Bezügen; 6. 1968-1980: Professionalisierung der Sportlehrerausbildung mit wissenschaftlichen Hintergrund. Lemmer