Winterwanderer, Eislaufapostel, Extremschwimmer. Wie die Literatur dem Sport auf die Füße half (und welchen Preis die Kultur dafür zahlen musste)

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schmidt, Thomas
Erschienen in:Sportgeschichte vernetzt : Vorträge des gleichnamigen Jubiläumssymposiums am 24. und 25. Oktober 2013 im Kloster Maulbronn
Veröffentlicht:Hildesheim: Arete-Verlag (Verlag), 2014, S. 147-162, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201502001533
Quelle:BISp

Abstract

Im Rahmen eines Festvortrages auf der Tagung “Sportgeschichte vernetzt“ vom 25. Oktober 2013 im Kloster Maulbronn (Baden-Württemberg) macht Verf. anhand folgender Themenkomplexe den Einfluss der Literatur für den Sport in Deutschland ausgehend vom 18. Jahrhundert deutlich. 1. Unter dem Titel “Feindliche Geschwister“ zeigt Verf. auf, dass die beiden aus unterschiedlichen Kulturen entsprungenen Bewegungsformen, nämlich die deutsche Turnbewegung und der aus England stammende Sport, bei deutschen Literaten in keinem guten Licht standen; 2. Unter dem Titel “Gehen: Eine neue Religion“ beschreibt Verf. wie die beiden Gehpraktiken, das Spazieren (eine Bewegungsform des Adels) und das Wandern (eine Bewegungsform der Handwerker und der Nichtsesshaften) von vielen deutschen Schriftstellern während der Aufklärung aufgegriffen wurden, um literarische Werbung für eine neu aufkommende Bewegungsform zu machen; 3. Das Thema “Eislauf: Unter dem Schutz der Literatur“ zeigt, dass Theoretiker, Dichter und Literaten in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ein großes Sendungsbewusstsein hatten, der “Poesie des Tanzes“ und der Ästhetik im “System der schönen Künste“ einen festen Platz einzuräumen; 4. Das Thema “Schwimmen: Zerstörung eines Mythos“ wird aus dem Blickwinkel tragischer Ereignisse in der griechischen Antike und in Anlehnung an die Tatsache beleuchtet, dass viele deutsche Dichter deshalb der Fortbewegungsform im Wasser kritisch gegenüber standen, weil sie selbst nicht schwimmen konnten; 5. Unter dem Titel “Die Griechen im Wichtigsten nachahmen“ thematisiert Verf. in der deutschen Literatur das Menschbild in den Leibesübungen vor dem Hintergrund eines “Griechenphantasmas“ (Johann Joachim Winckelmann). In der “entwicklungsoffenen Modernisierungsphase“ kam es jedoch um 1800 trotz eines gemeinsamen Bezugs auf die Antike zwischen Literatur und Leibesübungen zu keiner Allianz. Vielmehr entwickelte sich eine Konkurrenz, bei der die Leibesübungen gegenüber den größeren Einflussmöglichkeiten der Literatur kulturell unterlegen waren. Lemmer