Fußballsport und körperliche Gewalt

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Pilz, Gunter A.
Erschienen in:Der Satz "Der Ball ist rund" hat eine gewisse philosophische Tiefe. Sport, Kultur, Zivilisation
Veröffentlicht:Berlin: Transit Buchverl. (Verlag), 1983, S. 81-102, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200512003067
Quelle:BISp

Abstract

Den Ausführungen von Verf. liegt die These zugrunde, dass der Sport keinen gesellschaftlichen Freiraum darstellt, sondern in Anlehnung an Norbert Elias als Teilbereich menschlichen Zusammenlebens eine Manifestation spezifischer gesellschaftlicher Entwicklungen schlechthin ist, der sich auch weiterhin in Übereinstimmung mit künftigen Entwicklungen verändern wird. Um Wandlungen der Gewalt aufzeigen zu können, wird zwischen zwei Formen körperlicher Gewalt unterschieden: 1. expressive, affektive Gewalt (entspricht den gesellschaftlichen Gewaltstandards, wird lustvoll ausgeführt und erlebt) und 2. instrumentelle, rationale Gewalt (genau kalkulierte, geplante und rational eingesetzte Handlungen, die die sportartspezifischen Gewaltstandards überschreiten und weniger lustbetont sind). Hinsichtlich des Fußballs verschiebt sich die Balance zwischen affektiver und rationaler Gewalt immer mehr in Richtung rationaler Gewalt, d. h., die affektive Gewalt wird immer weiter zurückgedrängt und stattdessen setzt sich mehr und mehr rationale Gewalt durch. Es ist Verf. zufolge nicht zu verkennen, dass die zunehmende Gewalttätigkeit vor und nach Bundesligaspielen mehr und mehr Ausdruck gesellschaftlicher Konflikte, der Jugendarbeitslosigkeit, familiärer Konflikte, belastender Arbeitsplatzverhältnisse und gesellschaftlicher Isolation ist. Hinzu kommt, dass der zivilisationsbedingt ereignisarme, triste Alltag vieler Jugendlicher dazu beiträgt, dass sie in ihrer Freizeit nicht Spannung abbauen, sondern diese aktiv suchen. Ein Großteil der Ursachen für Gewalthandlungen jugendlicher Fußballfans ist in den gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten, der strukturellen Gewalt und in den subkulturellen Werten (die allerdings ja wiederum Ausgeburt struktureller Gewalt sind) zu suchen. Da die Gewalttätigkeit der Fans eine strukturbedingte Zeiterscheinung ist, wird sich Verf. zufolge daran kurzfristig kaum etwas verändern. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)