Fußball als Droge?

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Redaktion:Schneider, Thomas; Weiser, Fedor
Veröffentlicht:Frankfurt a.M.: 2002, 224 S., Lit.
Beteiligte Körperschaft:Deutschland / Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Herausgeber:Deutsche Sportjugend / Koordinationsstelle Fanprojekte
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Dokumententyp: Sammelband Graue Literatur
Sprache:Deutsch
ISBN:3891524900, 9783891524909
Schriftenreihe:KOS-Schriften, Band 9
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200405001521
Quelle:BISp

Abstract

Der Band enthält folgende Beiträge: (1) Schwart, Rainer; Homann, Bernd (Mitarb.); Löffelholz, Michael (Mitarb.): Praxisbeispiele pädagogischer Intervention im Zusammenhang jugendkultureller Gewalt. (2) Schwart, Rainer; Homann, Bernd (Mitarb.); Löffelholz, Michael (Mitarb.): Gestaltung von Lebensraum - das Bremer Projekt Ostkurve. (3) Weiser, Fedor: Fußball als Droge? Zur identifikatorischen Versorgung jugendlicher Fußballfans. Beim letztgenannten Beitrag handelt es sich um die komplette Dissertationsschrift von Verf. In dieser Arbeit versucht Verf., den wissenschaftlichen Forschungsstand über Fußballfans, der sich weitgehend darauf beschränkt, sie relativ bezugslos als eigenständige soziale Gruppe zu untersuchen, dahingehend zu erweitern, dass die eigentliche Obsession der Fans ins Blickfeld genommen wird: ihre Bindung an das fußballszenische Arrangement. Daran anknüpfend ermöglicht eine Zusammenstellung theoretischer Konzepte über die (individuellen und gesellschaftlichen) Ursachen einer Suchtbildung den intellektuellen Brückenschlag die Untersuchung der Phänomene aus der Fußballszene hinsichtlich ihres Drogencharakters. Verf. zeigt auf diese Weise, dass auch die für eine Suchtbildung verantwortlichen individuellen Anteile durch gesellschaftliche Prozesse gefördert werden. Ausgehend von der Feststellung, dass das Eingehen süchtiger Bindungen als Form eines Selbstversuchs gewertet werden kann, bei dem mit Hilfe eines äußeren Mittels die Wirklichkeit bewältigt werden kann, gelangt Verf. zu der Erkenntnis, dass der Fußball die Funktion eines derartigen Hilfsmittels übernehmen kann. Der Fußball bietet seinem Publikum eine Fülle subjektiver Leistungen: er stellt ein Arrangement zur Verfügung, innerhalb dessen Jugendliche zu einem Initiationsritual finden und auch ältere Besucher noch an Erlebnisqualitäten mit weitgehend ungebrochener Leidenschaft teilhaben können. Als besonderes Kampfspiel, in dem ein universeller Bedeutungsgehalt symbolisch inszeniert wird, bietet der Fußball seinem Publikum Entgrenzungserlebnisse von berauschender Qualität. Damit gehört er zu der wachsenden Zahl nichtstofflicher Suchtmittel und wird auch als solches genutzt. Eine identifikatorische Versorgung durch Fußball ist als Ausdruck einer soziokulturellen Suchtbewegung zu verstehen, in der sich Jugendliche phasenhaft an ein identifaktorisches Gegenüber binden. Hierbei können sie zur Entwicklung eines eigenen Lebensstils gelangen, indem sie solange mit den spezifischen Stilbildern basteln, bis sie in der Lage sind, sich von dem betreffenden Gegenüber wieder zu lösen. Das offene Angebot des Fußballs bietet hierfür ein ausgezeichnetes Experimentierfeld, weil es neben einer leidenschaftlichen Bindung auch einen organischen und relativ bruchlosen Ablösungsprozess vom Suchtmittel erlaubt. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)