Kraft - was ist das?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Steinhöfer, Dieter
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:14 (2003), 9/10, S. 4-11, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200402000545
Quelle:BISp

Abstract

Alle sportlichen Leistungen beruhen auf motorischer Kraft. Grundlage ist die physikalische Gesetzmäßigkeit: F = m x a (Kraft = Masse x Beschleunigung). Die Beschleunigung ist somit ein wichtiges Maß für die wirkende Kraft. Charakteristisch für alle Kraftleistungen im Sport sind unterschiedliche Kraftarbeitsweisen bei wechselnder Intensität (Last und Geschwindigkeit), Dauer und Dichte der Belastungen. Die Kraft an sich gibt es m Sport nicht, vielmehr gibt es bestimmte Arbeitsweisen der Muskulatur sowie Erscheinungsweisen oder -formen der Kraft. Aus trainingswissenschaftlicher Sicht ist die folgende biologisch-physiologische Definition der Kraft hilfreich: Kraft ist die Fähigkeit des Nerv-Muskelsystems, durch Innervations und Stoffwechselprozesse Muskelkontraktionen mit mehr als 30 % des spezifischen Kraftmaximums durchzuführen und dabei Widerstände zu überwinden, ihnen nachzugeben oder sie zu halten (Grosser/Zintl). Diese Definition enthält die drei grundsätzlichen Arbeitsweisen der Muskulatur: 1. Überwindend = dynamisch positiv = konzentrisch (es erfolgt eine Muskelverkürzung). 2. Nachgebend = dynamisch negativ = exzentrisch (es erfolgt trotz Kontraktion eine Muskelverlängerung bzw. -dehnung). 3. Haltend = statisch = isometrisch (es erfolgt trotz Kontraktion keine Längenänderung). Zudem beinhaltet die Definition eine Abgrenzung von anderen konditionellen Komponenten (z. B. Ausdauer, Schnelligkeit) durch die Angabe der Intensität von über 30 %. Dies bedeutet, dass bei Kraftstößen von unter 30 % die Leistung stärker durch andere Faktoren bestimmt wird. Die Kraft der Skelettmuskulatur in ihren sportartspezifischen Erscheinungsweisen ist von folgenden Faktoren abhängig: 1. dem Muskelquerschnitt, 2. dem Muskelfaserspektrum, 3. der Aktivierung und Koordinierung (intra- und intermuskuläre Koordination), 4. der Stiffness, d.h. der Härte des Muskel-Sehnen-Gewebes) sowie 5. der Energiebereitstellung. Die drei wichtigsten Erscheinungsformen der Kraft sind: 1. die Maximalkraft, 2. die Schnellkraft und 3. die Kraftausdauer. Als sog. Dimensionen der Kraft werden bezeichnet: 1. die Muskelquantität, 2. die willkürliche neuromuskuläre Aktivierungsfähigkeit, 3. die schnelle Kontraktionsfähigkeit, 4. die reaktive Spannungsfähigkeit und 5. die Ermüdungswiderstandsfähigkeit. Grundsätzlich gelten für das Krafttraining die üblichen Trainingsmethoden mit ihren Charakteristika und vornehmlichen Trainingswirkungen. Es handelt sich um folgende Grundmethoden (wobei es in der Trainingspraxis zu Mischformen kommt): 1. Neuronale Aktivierung klassisches Maximalkrafttraining/IK-Training), 2. Querschnittstraining (Hypertrophietraining), 3. Kontraktilitätstraining (Schnellkraft-, Explosivkrafttraining) und 4. Kraftausdauertraining. Die wichtigsten das Krafttraining begleitenden Kontrollen sind die Protokollierungen seiner Parameter, z. B.: 1. Anzahl der Trainingsstunden, 2. Art und Anzahl der Übungen sowie ihre Organisation, 3. Anzahl der Wiederholungen und Serien, 4. Widerstände und Krafteinsätze, 5. Pausen. Schwächen und Kraftdefizite in der wichtigen Haltemuskulatur lassen sich durch Muskelfunktionstests ohne Gerätebedarf oder Spezialisten leicht erkennen. Schiffer