Walther Bensemann - ein internationaler Pionier

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Beyer, Bernd-M.
Erschienen in:Davidstern und Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball
Veröffentlicht:Hildesheim: Verl. Die Werkstatt (Verlag), 2003, S. 82-100, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200306001405
Quelle:BISp

Abstract

Walther Bensemann gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten aus der frühen Zeit des deutschen Fußballs. Ab 1889 propagierte er vor allem in Süddeutschland den "neumodischen" Sport und organisierte erste internationale Begegnungen; zwischen 1920 und 1933 leitete er mit dem von ihm gegründeten "Kicker" ein bis heute existierendes Sprachrohr des Fußballs, bevor ihn die Politik der Nazis ins schweizerische Exil zwang. Bensemann kam aus einer wohlhabenden jüdischen Familie in Berlin. Seine Liebe zum Fußball entwickelte er als Schüler einer englischen Schule in Montreux. In München war er 1897 an der Gründung der Fußballabteilung des örtlichen Männerturnvereins beteiligt - aus ihr entstand knapp drei Jahre später der FC Bayern. Auch an der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes wirkte Bensemann mit, indem er als Delegierter teilnahm und für den Namen des neuen Verbandes verantwortlich zeichnete. Seine Arbeit für den Kicker wurde 50 Jahre später von dem bekannten Sportpublizisten Richard Kirn als "das Bedeutendste, was je ein deutscher Sportjournalist geschrieben hat" bezeichnet. Bensemann starb am 12. November 1934 in Montreux. Zu seinem Andenken fand 1937 in Genf das erste "Tournoi international de Football-Juniors pro Memoria Walter Bensemann" statt, mit Beteiligung namhafter Vereine aus der Schweiz, der Tschechoslowakei, aus Frankreich und Italien. Weitere Turniere folgten 1938 und 1939 in Straßburg und Zürich, bis der Weltkrieg dieser Idee vorläufig ein Ende setzte. 1946 wurde das Turnier dann wieder ausgetragen, 1951 erstmals auch in Deutschland (Karlsruhe). Die UEFA unterstützte das Projekt bis 1991, als es zum letzten Mal (vom Karlsruher FV) durchgeführt wurde. Größere Jugendturniere heißen heutzutage Nokia- oder McDonalds-Cup und stehen eher im Zeichen der Globalisierung als des Internationalismus. Schiffer