Rezension zu: Wolfgang Weber: Von Jahn zu Hitler. Politik und Organisationsgeschichte des Deutschen Turnens in Vorarlberg

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Müllner, Rudolf
Erschienen in:Spectrum der Sportwissenschaften
Veröffentlicht:9 (1997), 1, S. 109-115
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1022-7717
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199905309606
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Die vorliegende Untersuchung bietet eine Fuelle von neuem Material zur Sport- und Politikgeschichte eines aeusserst brisanten Zeitraums, der mit dem Buergerkrieg 1934 und mit dem "Anschluss" 1938 seine extremen Markierungspunkte hatte. Die Staerke von Webers Darstellung ist die praezise Erschliessung des Quellenmaterials ud sein stark an den Originalen angelehnter Text, der sich nie in Spekulationen verliert. Dies ist umso wichtiger, da vor allem dieser Zeitraum und die vorliegende Thematik nach wie vor mit tiefliegenden Emotionen besetzt sind. Die Staerke der gewaehlten Zugangs- und Darstellungsform determiniert auch die Grenzen der Untersuchung. Weber hat sich vorgenommen, die Frage zu beantworten, ob die deutschnationalen Turnvereine der "logische Naehrboden des Nationalsozialismus", oder wie der austrofaschistische Vorarlberger Sicherheitsdirektor Dr. Hermann Victorian es 1937 formulierte, die Turnvereine die "Kraftquelle der nationalsozialistischen Bewegung" waren. Er hat dafuer eine Vielzahl von bisher nicht vorgelegten Fakten und Zusammenhaengen ueber die ideologischen Affinitaeten und ueber die personellen und sozialstrukturellen Verzahnungen nach NSDAP und DTB geliefert, die diese These bestaetigen. Die Frage nach dem "logischen Naehrboden des Nationalsozialismus" impliziert einen quasi "naturgesetzlichen" Zusammenhang zwischen Deutscher Turnbewegung und NSDAP. Diese Frage zielt ganz allgemein auf die Moeglichkeit der Funktionalisierbarkeit von Sport/Turnen fuer totalitaere/faschistische Systeme. Sie verweist in weiterer Folge auch auf die Fragen nach Handlungsalternativen, nach einem politischen Resistenzpotential des Sports, generell nach seiner politischen Verwertbarkeit. Diesen Fragen konnte der Autor mit den ihm zur Verfuegung stehenden Methoden, mit einer akribischen Quellenerschliessung und einer vorwiegend deskriptiven Organisationsgeschichtschreibung ein gutes Stueck naeher ruecken und so eine wertvolle Basis fuer weitere Klaerungen legen. Verf.-Referat