Bewegung im Ganztag (Teilprojekt im Rahmen des Gesamtprojekts "HeLPS - E-Learning in den Sportwissenschaften an den Hessischen Hochschulen")

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Laging, Ralf (Universität Marburg / Institut für Sportwissenschaft und Motologie / Arbeitsbereich Bewegungs- und Sportpädagogik, Tel.: 06421 2823758, laging at staff.uni-marburg.de)
Mitarbeiter:Reimer, Claudia
Forschungseinrichtung:Universität Marburg / Institut für Sportwissenschaft und Motologie / Arbeitsbereich Bewegungs- und Sportpädagogik
Finanzierung:Hessen / Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:05/2007 - 04/2011
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020110300077
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Das Projekt HeLPS verfolgt die Ziele, sportwissenschaftliches Fachwissen multimedial aufzubereiten, es Studierenden in einem flexibel konfigurierbaren, webbasierten Lernsystem anzubieten und Lehrenden Materialien für den Unterricht zur Verfügung zu stellen. Am Standort Marburg wird das Teilprojekt Bewegung im Ganztag der Schule durchgeführt. Ziele: Die zunehmende Umgestaltung der Schule zur Ganztagsschule verändert auch die Zuständigkeit von Sportlehrerinnen und Sportlehrern. Bewegung, Spiel und Sport sind deutlich mehr in den Schultag zu integrieren als dies in der bisherigen Halbtagsschule der Fall ist. In der Ausbildung muss diese neue Situation aufgegriffen und die Studierenden darauf vorbereitet werden, einen Schultag mit mehr bewegungsbezogenen Angeboten zu gestalten. Für dieses wichtige Anliegen gibt es mindestens drei Begründungen:
1. Die Verlängerung des Schultages darf nicht zu Lasten der Bewegungsaktivitäten von Kindern und Jugendlichen gehen,
2. muss Bewegung zunehmend als Beitrag zur Bildung des Menschen erkannt und genutzt werden und schließlich
3. stellen Bewegungsaktivitäten ein wichtiges Bindeglied zwischen schulischen und außerschulischen Aktivitäten dar.
Für dieses wichtige und zugleich neue Element einer zeitgemäßen Lehrerausbildung liegen kaum Materialien und Medien für die Lehre vor. In diesem Teilprojekt sollen Beispiele einer bewegungsbezogenen Schulentwicklung didaktisch mit Foto- und Filmmaterialien produziert, aufgearbeitet und kommentiert werden, um so zur Professionalisierung von Sportlehrern im Hinblick auf die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport in der Ganztagsschule beizutragen. Dabei soll der E-Learning-Content Lehreinheiten zur Entwicklung von Ganztagsschulen, zur Bedeutung von Bewegung für das schulische Lernen und die Persönlichkeit, zur Bewegung im Unterricht, zur Beziehung von Sportunterricht und außerschulischen Sportmöglichkeiten, zur Vernetzung und Kooperation von Schule und außerschulischen Partnern aus Bewegung, Spiel und Sport und vor allem zur bewegungsorientierten Schulgestaltung wie Rhythmisierung, Pausengestaltung, Feste und Feiern, Präsentationen usw. enthalten. Diese Auflistung macht auch deutlich, dass es nicht nur um Kompetenzen für die zukünftigen Sportlehrerinnen und Sportlehrer geht (diese sollten auf jeden Fall darüber verfügen), sondern auch für die Lehramtstudierenden der anderen Fächer. Insofern wäre es auch möglich, einen solchen E-Learning-Content in dem erziehungswissenschaftlichen Begleitstudium einzusetzen. Gedacht ist an Lehreinheiten, die sowohl für das Selbststudium als auch in Verbindung mit der Präsenzlehre eingesetzt werden können. Inhaltliche Strukturierung: Die Gestaltung von Ganztagsschulen bzw. Schulen mit ganztägigen Angeboten wirft in der Praxis - vor allem in offenen oder teilgebundenen Ganztagsschulen - die Frage nach Angeboten im Nachmittagsbereich auf. Hier spielt der Bewegungs- und Sportbereich eine sehr große Rolle. Das Spektrum reicht von den klassischen Sportarten wie Fußball und Basketball bis zu Zirkusprojekten, Tanzimprovisationen, Abenteuer- und Erlebnispädagogik sowie lernunterstützende Bewegungsaktivitäten im Unterricht. Die E-Learning-Contents sollen nun thematisieren, wie sich der für die Ganztagsschule bedeutende bewegungs- und sportkulturelle Bereich von Kindern und Jugendlichen in die Gestaltung einer Ganztagsschule einfügen lässt. Die Beschränkung auf die Nachmittagsangebote durch Sport-AGs und den Sport als gesellschaftliche Objektivation bleibt allerdings weit hinter den Möglichkeiten zurück, die das Sich-Bewegen als menschliches Grundphänomen in der Gestaltung von Ganztagsschulen einnehmen könnte, etwa wenn es um die Rhythmisierung des Schultages, den Wechsel von Konzentration und Zerstreuung, Ruhe und Bewegung, Drinnen und Draußen usw. geht oder sich die Frage nach Bewegungspausen im Unterricht stellt und im Unterricht bewegtes Lernen stattfinden soll. Diese Entwicklungen sollen neben der Verbindung von Sportunterricht und außerschulischem Sport sowie der Kooperation und Netzwerkbildung mit außerschulischen Einrichtungen des Sports und der bewegungsorientierten Jugendsozialarbeit angesprochen werden. Vor diesem Hintergrund wird in den E-Learning-Materialien die zentrale Frage nach der Verantwortung der Schule für den Umgang mit Körper und Bewegung in der Ganztagsschule didaktisch aufgearbeitet. Dieser Grundgedanke spielt nur beiläufig auch auf den Wandel der somatischen Kultur unserer Gesellschaft oder den vielfach beklagten Rückgang an Bewegungskompetenz an, sondern will vielmehr betonen, dass die Klärung des Selbstverhältnisses zu sich und seinem Körper bzw. seinen Bewegungsmöglichkeiten ein bedeutender Aspekt für gelingende Bildungs- und Sozialisationsprozesse darstellt. Insofern stellt sich die grundlegende Frage, wie bei einem ganztägig gestalteten Schultag die Bedeutung von Bewegungsaktivitäten für das Leben und Lernen in der Schule aufgenommen und als Möglichkeitsraum für Bildungs- und Sozialisationsprozesse genutzt werden kann. Die contents zielen somit vor allem auf die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport für die Lern- und Schulkultur bzw. auf die Bewegungs- und Sportaktivitäten von Kindern und Jugendlichen in der Ganztagsschule und in Kooperation mit außerschulischen Partnern. Dabei soll allerdings die Frage nach der Qualität der Angebote nicht unberücksichtigt bleiben - zu thematisieren ist danach auch, woran sich die Güte des Angebots festmachen lässt. Aus diesem Inhaltsspektrum ergibt sich die folgende vorläufige Strukturierung für die Produktionen zum Teilprojekt Bewegung im Ganztag der Schule:
1. Bewegung im Unterricht (bewegtes Lernen, Bewegungspausen)
2. Bewegte Pausengestaltung (Schulhofgestaltung, nicht-formelle Bewegungsgelegenheiten, Bewegungsaktivitäten, Bewegungsangebote)
3. Bewegungsorientierte Schulgestaltung (Rhythmisierung des Tagesablaufs, Bewegungs- und Sportangebote, Offene Sporthalle, Aktivitätszonen im Schulhaus)
4. Sport- und bewegungsorientierte Nachmittagsangebote im Ganztag
5. Kooperation und Netzwerkbildung mit sport- und bewegungsorientierten Partnern
6. Verbindung von Sportunterricht und schulsportlichen Aktivitäten
7. Raum und Bewegung (Gestaltung der Schulgebäude mit Außengelände)
Diese Inhaltsbereiche sollen im Kontext konzeptioneller Ganztagsschulentwicklung eingeordnet werden und auf die unterschiedlichen Varianten sich entwickelnder Ganztagsschulen abgestimmt werden. In den einzelnen Lehrsequenzen sollen neben didaktisch aufbereitetem Theoriewissen auch viele praktische Beispiele dokumentiert, aufbereitet und im Horizont der Theorie zur Reflexion angeboten werden. Die praktischen Beispiele und der Theoriehorizont sollen die unterschiedlichen Schulformen berücksichtigen. Berücksichtigt werden Grundschulen, Haupt- und Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen. Die E-Learning-contents sollen auf der Lernplattform Ilias implementiert werden. Vorgehen: Da zu diesem Teilprojekt theoretische Vorarbeiten im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Ganztagsschule vorliegen, sollen nun die oben genannten Inhaltsbereiche systematisch analysiert, didaktisch strukturiert und für das Selbstlernen aufbereitet werden. Zu den einzelnen Inhaltsbereichen soll dann Foto- und Filmmaterial an ausgewählten Schulen produziert werden. Im nächsten Schritt müssen Wissensblöcke und Praxismaterial zu sinnvollen Lehreinheiten mit Aufgaben für das Selbststudium entwickelt werden. Dieser wohl sehr umfängliche Teil des Projektes soll zu ersten Proben in Form von Teilprodukten (Assets) führen, die dann auf der Lernplattform ILIAS zu implementieren sind. Die sich anschließende Erprobungsphase mit Evaluation in Lehrveranstaltungen des WS 07/08 und möglicherweise des SS 08 wird sich dann bis in den Sommer/Herbst 2008 erstrecken müssen, um tatsächlich auch ausreichend Rückmeldungen der Studierenden in die Evaluation einbeziehen zu können. Danach müssen Überarbeitungen, weitere Produktionen und Implementierungen erfolgen. Praktischer Einsatz und Sicherung der Nachhaltigkeit: Die geplanten E-Learning-contents zur bewegungsorientierten Gestaltung von Ganztagschulen sollen in der Marburger modularisierten Studienordnung Sport in zwei Didaktikmodulen eingesetzt werden. Zum einen geht es um das Modul 4 (Lehren und Lernen von Bewegungen). Dort ist neben der Vorlesung, in der auch die Bewegte (Ganztags-)Schule angesprochen wird, ein Seminar (von zwei zu absolvierenden Seminaren) als Didaktische Werkstatt Schulsport vorgesehen, das Themen wie Bewegungsorientierte Schulgestaltung, Gesundheitsförderung, nicht-formelles Lernen u. a. behandeln soll. Hier werden jährlich mehrere Parallelseminare angeboten. Ein Seminar soll zukünftig regelmäßig mit den zu entwickelten E-Learning-Einheiten gestaltet werden. Zum anderen ist in der Studienordnung mit dem Modul 7f (Bewegte Schule) ein Wahlpflichtmodul vorgesehen, das durchweg mit der geplanten (möglicherweise noch zu erweiterten) Produktion gestaltet werden kann. Hier soll auch der Schwerpunkt der Produktion liegen. In Verbindung mit praxisnahen Erkundungen vor Ort (an Ganztagsschulen) sollen Lehr-/Lerneinheiten entstehen, die auf diese Praxis theorieorientiert vorbereiten und die Praxis reflektierend nachbereiten helfen. Die für dieses Wahlpflichtmodul 7f der Studienordnung im Fach Sport zu entwickelnde E-Learning-Einheit soll in modifizierter Form auch für das erziehungswissenschaftliche Begleitstudium zum Einsatz kommen. Hier passen die Assets zu zwei Modulen: EGL 4 - Schule und Schulentwicklung und EGL 10 - Spezielle schulische Handlungsfelder, in denen sie jeweils in Form eines Wahlpflichtseminars angeboten werden können. Die gesamte Produktion muss also Assets und Lernmodule für die unterschiedlichen Nutzungen in den Modulen der Marburger Studienordnung vorsehen, so dass ein breiter Einsatz gesichert ist.