IMPEQT - Effekte des Sportunterrichts : ein implementationsanalytischer Ansatz zur Analyse von motorischen Basisqualifikationen von Heranwachsenden

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Gerlach, Erin (Universität Potsdam / Humanwissenschaftliche Fakultät / Profilbereich Bildungswissenschaften / Professur für Sportdidaktik, Tel.: 0041 (0)61-377 87 86, erin.gerlach at unibas.ch)
Mitarbeiter:Pühse, Uwe (Universität Basel / Departement für Sport Bewegung und Gesundheit / Abteilung Sport- und Gesundheitspädagogik, Tel.: 0041 (0)61-377 87 84, uwe.puehse at unibas.ch); Herrmann, Christian (Universität Basel / Departement für Sport Bewegung und Gesundheit / Abteilung Sport- und Gesundheitspädagogik, Tel.: +41 061 377 87 81, christian.herrmann at unibas.ch); Leyener, Sara (Schweiz / Bundesamt für Sport, Tel.: +41 061 377 87 88, sara.leyener at unibas.ch)
Forschungseinrichtung:Universität Potsdam / Humanwissenschaftliche Fakultät / Profilbereich Bildungswissenschaften / Professur für Sportdidaktik; Universität Basel / Departement für Sport Bewegung und Gesundheit / Abteilung Sport- und Gesundheitspädagogik; Schweiz / Bundesamt für Sport
Finanzierung:Schweiz / Eidgenössische Sportkommission
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:09/2011 - 03/2014
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020110300076
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Die Frage, welche Effekte in den einzelnen Schulfächern erzielt werden, wird spätestens seit den großen Schulvergleichsstudien intensiv diskutiert. Trotz aller Kritik an dieser Herangehensweise ist es vor dem Hintergrund einer „Neuen Steuerung im Bildungswesen“ genuine Auf­gabe einer aufgeklärten erziehungswissenschaftlichen Forschung in der Sportwissenschaft einer bildungstheoretischen Begründung auch empirische Belege für die postulierten Wirkungsannahmen an die Seite zu stellen.

In den letzten Jahren wurden daher verschiedene Wege zur Bearbeitung dieses Forschungsdesiderats begangen. Im Rahmen einer „Educational Governance“-Perspektive werden insbesondere Output-Standards als Instrument dieser „Neuen Steuerung“ betrachtet. Die fachspezifische Diskussion läuft diesen Entwicklungen bis auf wenige Ausnahmen noch hinterher. In der Diskussion um derartige Standards bieten klassische (z. B. fähigkeitsorientierte) Ansätze der Motorikforschung keine Lösung, da sie keine ausreichende curriculare Validität besitzen und den Bildungsanspruch des Faches nicht ange­mes­sen abbilden. Für die Diagnostik von Basiskompetenzen im Sportunterricht eignet sich derzeit am besten der so genannte MOBAQ-Ansatz (Kurz & Fritz, 2007). Auch wenn derzeitig noch kein allseits akzeptiertes Kompetenzmodell für den Sportunterricht vorliegt, lassen sich vor dem Hintergrund des Bildungsauftrags des Faches mit Hilfe die­ses Zugangs so genannte „motorische Basisqualifikationen“ in verschiedenen Sport- und Bewegungsfeldern (u. a. Schwimmen, Ballspiele, Laufen und Springen) erfassen, die zur Teilhabe an der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur befähigen. Erst auf dieser Basis ‑ so die zentrale Annahme - kann sich die zweite Seite des Doppelauftrags des Sportunterrichts in einer „Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport“ entfalten.

Echte Effekte im Sportunterricht können nur mit Hilfe längsschnittlicher Studiendesigns überprüft werden, in denen Einflüsse der außerschulischen Sportkultur und der familiäre Herkunft kontrolliert werden. Auf der Basis eines Angebot-Nutzenmodells der Schulforschung (Helmke, 2009) wird die Analyse „kausaler Beeinflussung“ von Basisqualifikationen innerhalb eines Schuljahres längsschnittlich mit zwei Messzeitpunkten angestrebt. Die Rahmenbedingungen des Unterrichts (z. B. Qualifikation und pädagogische Orientierungen der Lehrkraft, sozia­les und kulturelles Kapital der Heranwachsenden), die Thematisierung bestimmter Inhalte im Sportunter­richt und die Prozessmerkmale des Unterrichts (z. B. Kriterien guten [Sport-]Unterrichts) werden als Prädiktoren herange­zogen. Schülerinnen und Schüler von 42 Klassen der 7. Jahrgangsstufe aus unterschiedlichen Siedlungs­ge­bie­ten und Kantonen (Zürich, Baselland und Aargau) wurden Anfang 2012 und Anfang 2013 in ihren motorischen Basisqualifikationen getestet und zusammen mit ihren Sportlehrkräften mit einem Fragebogen zu ihren motiva­tio­nalen, volitio­nalen und sozialen Bereitschaften befragt. Um dem komplexen Ursache-Wirkungszusammenhängen in derar­tigen mehrfach geschichteten und geclusterten Stichproben gerecht zu werden, wurde ein mehrebenenanalytischer Untersuchungsansatz verfolgt, der sowohl die Clusterung der Stichprobe als auch Effekte auf Individual- und Klassenebene berücksichtigt.

Welche empirisch nachweisbaren Effekte der Sportunterricht auf die Herausbildung der Kompetenzen zur kulturellen Teilhabe am sportlichen Kulturgut hat, ist eine hoch relevante Frage, die in der Legitimation des Faches eine normative Begründungsstrategie ergänzen sollte. Die IMPEQT- Studie lässt daher wichtige Erkenntnisse erwarten, die einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die Stellung des Sportunterrichts in der Schule leisten und von hohem bildungspolitischen Interesse sind, wie dies im Forschungskonzept Sport und Bewegung 2008-2011 im Punkt „Bildungseffekte durch Sport“ explizit ausgewiesen ist.