Aufmerksamkeitsfokussierung und sportliche Leistung in Drucksituationen

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Munzert, Jörn (Universität Gießen)
Mitarbeiter:Maurer, Heiko
Forschungseinrichtung:Universität Gießen
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 071004/05)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2005 - 12/2005
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020050800360
Quelle:Projektmeldung

Zusammenfassung

Über die genauen Ursachen für Leistungsverschlechterungen in sportlichen Drucksituationen (z.B. Wettkampfbedingungen) besteht Unklarheit. In einem laufenden Projekt (07/10/68/2004) wird die weit verbreitete Hypothese überprüft, dass die Verschlechterungen in Drucksituationen durch eine Aufmerksamkeitslenkung auf die automatisierte Fertigkeit verursacht wird. Die Ergebnisse zeigen jedoch eine Leistungsverbesserung beim Basketball-Freiwurf, wenn die Aufmerksamkeit auf einen selbst gewählten Aspekt der Bewegungsausführung gelenkt wird. In dem hier vorliegenden Projekt soll nun der Frage nachgegangen werden, ob die Vertrautheit der Fokussierungsbedingung eine moderierende Variable darstellt. Möglicherweise sind schlechtere Leistungen in Drucksituationen dadurch erklärbar, dass die Aufmerksamkeit auf normalerweise nicht beachtete Aspekte gelenkt wird. Die Hauptuntersuchung wird mit Basketball-Junioren-Nationalspielerinnen (U 16/U 18) durchgeführt. Als abhängige Variablen werden neben der Trefferleistung verschiedene biomechanische Parameter bestimmt. Ziel ist die Optimierung der Leistung bei hochgeübten Bewegungen in leistungssportlichen Wettkampfsituationen.

(Zwischen)Ergebnisse

In den letzten Jahren wurden eine Reihe von Studien durchgeführt, die zeigen, dass Aufmerksamkeitsprozesse Leistungseinbußen (in Drucksituationen) verursachen können (z.B. Gray, 2004). Dabei wird angenommen, dass durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Ausführungsprozess (in Drucksituationen) eine Störung automatisierter Fertigkeiten verursacht wird. In einer ersten Studie wurden diese Annahmen unter feldnahen Bedingungen beim Basketball-Freiwurf geprüft. Dabei lenkten die Spielerinnen ihre Aufmerksamkeit bei der Ausführung auf einen als wichtig erachteten Bewegungsaspekt (z.B. das Abklappen des Handgelenkes), eine Kontrollgruppe auf einen zu erzielenden Effekt der Bewegung (z.B. das Erreichen des Korbes). Im Unterschied zu vorliegenden Studien erzielten die Spielerinnen bei der Fokussierung auf die Bewegungsausführung im Vergleich zu einer Baseline-Serie bessere Leistungen, bei der Fokussierung auf einen Bewegungseffekt ergaben sich keine bedeutsamen Unterschiede. Der wesentliche methodische Unterschied zu anderen Studien besteht darin, dass die Spielerinnen ihre Aufmerksamkeit hier auf einen vertrauten und als wichtig erachteten Bewegungsaspekt gelenkt haben. In der Folgestudie wurde nun geprüft, ob die Leistungseinbußen - unabhängig von der Richtung der Aufmerksamkeitslenkung - insbesondere durch nicht-vertraute Aufmerksamkeitsbedingungen verursacht werden. Die Ergebnisse unterstützen diese Annahme. Auch das Ergebnis, dass der Großteil der Spielerinnen (18 von 23) einen bewegungsbezogenen Aufmerksamkeitsfokus bei der Ausführung des Freiwurfs bevorzugen, deutet darauf hin, dass dies offensichtlich nicht als negativ für die erfolgreiche Ausführung wahrgenommen wird. Aufgrund dieser Ergebnisse ist die weit verbreitete Annahme zu relativieren, dass eine aufmerksame Zuwendung zur Ausführung hochgradig geübter Fertigkeiten leistungsmindernd wirkt.