Trainingswirkungsanalyse Volleyball - Multivariate Längsschnittstudie zum Einfluß von Verbesserungen in Sprungkraft- und Ausdauerparametern auf die Spielleistung

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Lames, Martin (Universität Augsburg / Institut für Sportwissenschaft / Professur Bewegungs- und Trainingswissenschaft, Tel.: 0821 598-2824, martin.lames at sport.uni-augsburg.de)
Mitarbeiter:Augste, Claudia; Schimanski, Maren
Forschungseinrichtung:Universität Augsburg / Institut für Sportwissenschaft / Professur Bewegungs- und Trainingswissenschaft
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070842/03-04)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2004 - 12/2005
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020030200096
Quelle:Jahreserhebung

Zusammenfassung

Die Trainingskontrolle und -auswertung stellt das entscheidende Merkmal eines wissenschaftlich fundierten Trainingsprozesses dar. Trainingsinput und Leistungsoutput werden dazu protokolliert, mit der geplanten Entwicklung verglichen und anschließend in einer Trainingswirkungsanalyse in Relation zueinander gesetzt. Gerade in den Sportspielen ist dieses Vorgehen schwierig, da hier, anders als in mks-Sportarten, der Gegner auf die Leistung des Spielers einwirkt und somit kaum stabile Leistungskennziffern erhoben werden können. Aussichtsreicher erscheint es daher, nicht den globalen Leistungsoutput als Kriterium heran zu ziehen, sondern nach Teilaspekten der Wettkampfleistung zu suchen, die valide Aussagen über Trainingswirkungen gestatten, die zunächst auf bestimmte Leistungsvoraussetzungen abzielen, wie das Sprungkraft- oder das Ausdauertraining. Die Aufgabenstellungen des Projektes beinhalten damit die Entwicklung eines diagnostischen Inventars, mit dem eine Trainingswirkungsanalyse im Volleyball realisiert werden kann. Des weiteren wird ein methodisches Inventar konstruiert, mit dem die für eineTrainingswirkungsanalyse relevanten Aussagen gewonnen werden können. Es wird eine trainingsdiagnostische Intervention über zwei Spielzeiten in der Volleyball-Bundesliga der Damen durchgeführt.

(Zwischen)Ergebnisse

Die eingesetzten Verfahren Trainingsdokumentation, Leistungsdiagnose im Bereich Ausdauer und Sprungkraft sowie Spielanalyse generieren sehr nützliche Informationen zur Unterstützung der Trainingspraxis. Periodisierungsmodelle und Entscheidungen über die Trainingsstruktur können mit der eingesetzten Variante der Trainingsdokumentation gut nachvollzogen werden. Die Sprungkraft wird differenziert erfasst, wobei individuelle Hinweise auf Stärken und Schwächen generiert werden. Die volleyballspezifische Ausdauer wird auf unterschiedlichen Zeitskalen analysiert, was eine gezielte Förderung zulässt. Die Wettkampfbeobachtung erlaubt schließlich unmittelbar am Spielfeldrand objektive Sofortinformationen über das Spielverhalten, was potenziell zur Wettkampfsteuerung eingesetzt werden kann. Zum eigentlichen Projektziel, der Suche nach der besten Methode der Trainingswirkungsanalyse, ist fest zu halten, dass keine Belege dafür gefunden wurden, dass Trainingswirkungsanalysen in den Sportspielen quantitativ-algorithmisch durchführbar sind. Folgende grundsätzliche Schwierigkeiten einer Trainingswirkungsanalyse in den Sportspielen wurden erkannt: - Die Dokumentation des Trainings auf der Basis von Umfangsdaten erfasst nicht die individuellen anpassungsrelevanten Reize, denen eine Spielerin ausgesetzt ist. Der Input einer Trainingswirkungsanalyse kann also nur sehr unzureichend erfasst werden. Außerdem erzeugt die Periodisierung in der Wettkampfperiode einer Sportspiel-Saison kaum genügend Varianz, um Effekte erklären zu können. - Die Diagnostik der Leistungsfähigkeit geschieht nicht hochfrequent genug, um die zeitliche Entwicklung der zugrundeliegenden Anpassungsprozesse abzubilden. Sie ist zwar als Screening durchaus wertvoll, den Anforderungen an eine Trainingswirkungsanalyse wird man aber weder als abhängige Variable des Trainingsinputs noch als Prädiktor für das Wettkampfverhalten gerecht. - Die Erfassung des Wettkampfverhaltens durch qualitative Spielhandlungs-Indices unterliegt generell der Gegnerabhängigkeit der Resultate. Schwankungen in den Indices gehen zunächst einmal auf die Auseinandersetzung mit dem Gegner zurück und sind erst in zweiter Linie Ausdruck von Veränderungen in der Leistungsfähigkeit. Diese Hindernisse für eine Trainingswirkungsanalyse sind grundsätzlicher Natur, weshalb auch die Verwendung besonders sophistischer Auswertungsmethoden nicht sinnvoll erscheint. Die obigen Einwände und auch die erhaltenen deskriptiven empirischen Ergebnisse machen unmissverständlich klar, dass die wesentlichen Voraussetzungen für eine Trainingswirkungsanalyse nicht gesichert werden können. Als wesentliches Ergebnis des Projektes bleibt festzuhalten, dass eine algorithmisch-quantitative Trainingswirkungsanalyse in den Sportspielen als nicht sinnvoll durchführbar erscheint. Als Empfehlung für die sportliche Praxis wird trotzdem die Durchführung der eingesetzten Diagnostik ausgesprochen, die jede für sich ihre unverzichtbare praktische Aussagekraft zur Unterstützung des Trainingsprozesses nachgewiesen hat. Als Empfehlung zur Trainingswirkungsanalyse wird der Rückgriff auf qualitative Verfahren nahegelegt, mit denen man unter Berücksichtigung sämtlicher kontextueller Informationen interpretativ zu einer Bewertung der Trainingswirksamkeit gelangt. Es ist zu fordern, dass das Methodenbewusstsein für diese Art der Trainingswirkungsanalyse weiter geschult wird.