Diagnostik der Stoffwechselkapazitäten bei kurzzeitigen Maximalbelastungen. Validierung der Aussagefähigkeit eines praktikablen Maximaltests von 90s Dauer am SRM-Ergometer

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Jeschke, Dieter (Technische Universität München / Klinikum rechts der Isar / Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Tel.: 089 28924430)
Mitarbeiter:Lorenz, Rudolf
Forschungseinrichtung:Technische Universität München / Klinikum rechts der Isar / Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070113/97) ; Eigenfinanzierung
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:03/1995 - 11/1997
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019970105722

Zusammenfassung

Wie 1995 gezeigt, sind aus Leistung und Abbruchzeit einer Serie von Einzelbelastungen mit geeignet abgestuften Wattvorgaben plausible Werte für alle anaeroben Leistungskomponenten zu gewinnen. Tests dieser Art sind wegen der Vielzahl von Einzelbelastungen zeitaufwendig und für die Athleten belastend. Ähnliche Watt-Zeit-Verläufe werden auch bei einmaligen willkürlich maximalen Belastungen (Wingate-Test) erhalten. Zu klären war, ob durch mathematische Bearbeitung des Watt-Zeit-Verlaufs von willkürlich maximalen Belastungen am SRM-Ergometer eine vergleichbare Analyse der anaeroben Leistungskomponenten möglich ist.

(Zwischen)Ergebnisse

An insgesamt 20 Testpersonen (je 10 Sportstudenten und Berufsschüler) konnte gezeigt werden, daß die aus dem Watt-Zeit-Verlauf eines willkürlich maximalen Einzeltests zu berechnenden mittleren Leistungen der Watt-Zeit-Beziehung bei isolierten Abbruchbelastungen entsprechen. Je eine differente Regressionsgerade für die Zeitbereiche 15 bis 35s und 50 bis 90s ergaben plausible Werte für die alaktazide und gesamte anaerobe Kapazität sowie den maximalen glykolytischen und oxidativen Fluß. Mehrfach von jeder einzelnen Testperson aufgezeichnete Watt-Zeit-Kurven zeigten überwiegend eine sehr gute Übereinstimmung. Mangelnde Einsatzbereitschaft und/oder Konzentriertheit waren in Einzelfällen Ursache für geringe Reproduzierbarkeit. Der Vergleich der Daten mit denen aus einer Serie von supramaximalen Belastungen unterschiedlich vorgegebener Intensität an denselben Probanden ließ in allen Fällen eine hohe Übereinstimmung in den berechneten anaeroben und aeroben Leistungswerten erkennen. Nachtrag aus BISp-Jahrbuch 1998: Die Untersuchungen haben die Vermutung bestätigt, daß an einem auf eine vorgegebene Umdrehungszahl von z. B. 90 U/min per Computer regelbarem Fahrradergometer aus dem Leistungs-Zeit-Verhalten eines einmaligen willkürlich maximalen Tests von 96 s Dauer eine detaillierte Bewertung aller anaeroben Leistungsvoraussetzungen in den physikalischen Dimensionen Watt (bei Leistungen) bzw. Joule (für Kapazitäten) möglich ist, einschließlich eines Richtwertes des oxydativen Leistungsvermögens. Eingeschlossen ist dabei auch eine direkte und zahlenmäßige Bewertung der alaktaziden Kapazität und des maximalen glykolytischen Flusses, für die bisher nur indirekte bzw. keine etablierten Testanordnungen existieren. Gegenüber dem früher in der Literatur beschriebenen Verfahren einer Serie von Einzelbelastungen mit abgestuft vorgegebener Intensität bis zum Abbruch werden, verglichen mit biochemischen Messungen und in anderen Tests erhobenen Maximal- oder Schwellenleistungen, sogar plausiblere Leistungswerte erhalten. Mögliche Fehler der Methode beziehen sich primär auf den Absolutbetrag einzelner Meßparameter, was einer Anwendung im interindividuellen Vergleich und bei wiederholten Versuchen an einzelnen Probanden im Trainingsverlauf aber nicht ent-gegensteht. Eine Abschätzung der möglichen Absolutfehler (z.B. verursacht durch zu vereinfachende Auswertung der Leistungs-Zeit-Beziehung) ist Folgeuntersu-chungen bzw. Nachbewertungen des bisher vorliegenden Datenmaterials vorbe-halten. Diese Testmethodik setzt keinerlei Kenntnisse über die Leistungsfähigkeit der Probanden voraus, d. h., es sind keine Voruntersuchungen z.B. in Art eines Stufentests, erforderlich. Selbst Mädchen unter 14 Jahren und unter 50 kg können mit dem gleichen voreingestellten Programm getestet werden. Voraussetzung für den Test ist, anders als bei einem Stufentest, eine volle Motivation und Konzentration der Testpersonen vor dem Start. Wie die Versuche zur Testvariabilität zeigten, sind bei Vorliegen oben gegebener Voraussetzungen alle Leistungsdaten bei einer Pause von einem Tag sehr gut reproduzierbar und mit einem Variationskoeffizienten deutlich unter 10 % zu erheben. Bei in der Folgezeit an mehr als 100 Personen, überwiegend Leistungssportlern, durchgeführten Messungen hat sich bestätigt, daß bei genauer Erläuterung der Arbeitsweise des Ergometers und des Testverlaufes bei mehr als 90 % der Probanden bereits im ersten Test realistische und damit bewertbare Leistungs-Zeit-Kurven erhalten werden können. Soweit bis jetzt von gleichen Sportlern der Sportarten Short Track und Ski Alpin/Abfahrt Verlaufsmessungen vorliegen, hat sich auch im Längsschnitt die gute Reproduzierbarkeit dieses Tests bestätigt sowie gezeigt, daß trainings- oder im Jugendbereich entwicklungsbedingte Veränderungen einzelner Parameter plausibel erfaßt werden können.