Höhentraining unter Einsatz einer Höhenkette in der Vorbereitungs- und Wettkampfperiode. Auswirkung auf den Immunstatus und die muskuläre Belastungsreaktion

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Jakob, Ernst (Universität Freiburg / Medizinische Klinik / Abteilung für Rehabilitative und Präventive Sportmedizin, Tel.: 0761 2707451)
Mitarbeiter:Bender, Dirk
Forschungseinrichtung:Universität Freiburg / Medizinische Klinik / Abteilung für Rehabilitative und Präventive Sportmedizin
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070119/95-96)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/1995 - 12/1997
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR019950104785

Zusammenfassung

Trainingsmaßnahmen in großer Höhen gelten heute als unbedingte Notwendigkeit, um bei Ausdauersportart international konkurrenzfähig zu sein. In dem geplanten Projekt sollen folgende Fragestellungen untersucht werden.
- Auswirkung eines Höhenkettentrainings auf das Immunsystem und eine erhöhte Infektanfälligkeit
- wie wirkt sich der mehrmalige Wechsel zwischen Aufenthalt in mittlerer Höhe und Normalhöhe aus?
- müssen regenerative Trainingsphasen bzw. modifizierte Trainingsmaßnahmen in normaler Höhe durchgeführt werden?
- müssen besonders infektanfällige Sportler vom Höhen-Kettentraining ausgeschlossen werden?

(Zwischen)Ergebnisse

Nachtrag aus BISp-Jahrbuch 1997: Für leistungsdiagnostische Untersuchungen wurden vier Skilangläufer (H-Gruppe) verglichen, die ein dreimaliges Höhentraining absolvierten, mit fünf Skilangläufern (V-Gruppe), die nach vergleichbarem Konzept ohne Höhenaufenthalt trainierten. Letztere waren allerdings von den Wettkampfergebnissen her schwächer als die ersten, wobei alle zu den national stärksten Läufern zu zählen sind. Labor: Zu Beginn und am Ende des Beobachtungszeitraumes wurden verschiedenen Kenngrößen aus venösem Blut gemessen. Statistik: Mittelwerte wurden aufgrund der kleinen Gruppengrößen als Median bestimmt, der Gruppenvergleich sowie der Vergleich zu verschiedenen Untersuchungszeitpunkten erfolgte mit dem Mann-Whitney-U-Test, für signifikante Unterschiede wurde p<0,05 angenommen. In der H-Gruppe traten an 13,7 %, in der V-Gruppe an 12,0 %, in der K-Gruppe an 10,0 % der Beobachtungstage Beschwerden des Respirationstraktes auf. Nur in einem Fall war in der H-Gruppe ein 3 Tage dauernder fieberhafter Infekt aufgetreten, der zu Trainingsausfall geführt hat. Die Angaben zu Schlafschwierigkeiten waren in den Gruppen ebenfalls nicht unterschiedlich (1,0 %/0,8 %/4,6 %), in den Trainingsgruppen tendenziell niedriger als in der Vergleichsgruppe. Die Hämoglobinkonzentration stieg von 15,1 auf 15,9 g/dl (Medianwert) in der H-Gruppe und von 15,0 auf 15,3 g/dl in der V-Gruppe, die Konzentration des Gesamteiweißes war zu den Abnahmezeitpunkten nicht unterschiedlich. Die Ferritin-Konzentration der H-Gruppe war um 50 ng/ml höher als in der V-Gruppe und um 28 ng/ml höher als in der K-Gruppe, in keinem Fall lag ein latenter Eisenmangel vor. Die Harnstoff-Konzentration i.S. war in der H-Gruppe um 9,5 mg/% höher als in der K-Gruppe, gegenüber der V-Gruppe um 4,5 mg/%. Die Kreatinin-Konzentration war in der H-Gruppe diskret höher als in der V- und K-Gruppe. Die Myoglobin-Konzentration der H-Gruppe lag nur nach dem ersten Höhentraining signifikant (p<0,05) höher als an den übrigen Abnahmezeitpunkten und auch gegenüber der V- und H-Gruppe. LDH, Ck, LDH-Isoenzyme, Ck-Isoforme, IgG, IgA, IgM, C3c, C4, Fe, Mg unterschieden sich an den Abnahmezeitpunkten und im Gruppenvergleich nicht. Die leistungsdiagnostischen Ergebnisse sind Tab. 1 zu entnehmen. Es kommt zu keiner Verbesserung der VO2/kgmax, aber zu einer deutlichen Erhöhung der Ventilation (p<0.10) bei vergleichbaren maximalen Herzfrequenzen und Laktatkonzentrationen. Maximalwerte im Rollski-Laufbandtest (Rampenbelastung) vor (I) und nach (II) Höhentraining. VO2/kg=relative O2-Aufnahme (ml/kg/min), Ve=Atemminutenvolumen (l/min), RQ=Respirator. Quotient, HF=Herzfrequenz (1/min), La=Laktat (mmol/l). Keinerlei Unterschiede zwischen der Höhentrainingsgruppe und der Vergleichsgruppe in Normalhöhe fanden sich in den Laborparametern, welche die muskuläre Belastungsreaktion beschreiben, aber auch für die begleitende klinische Untersuchung bezüglich der Infektanfälligkeit und der humoral-immunologischen Kenngrößen. Interessant war, daß in der Kontrollgruppe (Freizeitsportler) Schlafstörungen sogar häufiger angegeben wurden. Die Höhentrainingsgruppe hat im Laufe des Beobachtungszeitraumes einen höheren Anstieg der Hb-Konzentration bei vergleichbarer Konzentration an Gesamteiweiß als Hinweis auf eine erhöhte Erythropoese und damit Sauerstofftransportkapazität. Aufgrund einer verstärkten Blutneubildung wäre eine Abnahme der Eisenspeicher und damit Erniedrigung der Ferritinkonzentration zu erwarten gewesen. Wie eine Nachfrage bei den Sportlern ergab, nahmen alle Sportler der H-Gruppe prophylaktisch ein Eisenpräparat ein, so daß die vergleichbar hohe Ferritinkonzentration erklärbar ist. Gleichzeitig muß festgehalten werden, daß eine Verbesserung der maximalen aeroben Kapazität in der Höhentrainingsgruppe gegenüber einer vergleichbar trainierenden Gruppe in Normalhöhe nicht eingetreten ist. Dieses Ergebnis wird in anderen Untersuchungen auf die Tatsache zurückgeführt, daß in großer Höhe mit geringerer Intensität belastet wird (2), im Bereich der maximalen Laufintensität also auch keine Verbesserungen zu erwarten sind. Entsprechend wird eine Beeinflussung der Laktatleistungskurve (LL) im Bereich niedriger und mittlerer Laufgeschwindigkeiten gefunden und zwar mit deutlichem Abfall der Laktatkonzentration. Die Verschiebung fällt für die Höhentrainingsgruppe ausgeprägter aus, so daß ein positiver Effekt durch das Höhentraining gefolgert werden kann. Berücksichtigt werden sollte aber, daß eine ähnliche Verschiebung der LL durch Glykogendepletion bedingt sein könnte, welche durch die großen Umfänge in der Höhe erklärbar ist. Hinzu kommt, daß nach dem Höhentraining oft über anhaltende muskuläre Müdigkeit geklagt wird, möglicherweise Hinweis auf eine muskuläre Überforderung, die sich auch in einer Pseudorechtsverschiebung der LL und ohne Verbesserung der maximalen Leistungsfähigkeit bzw. maximalen aeroben Kapazität ausdrücken könnte. Höhere Harnstoff- und Kreatininkonzentrationen deuten in Richtung einer höheren muskulären Beanspruchung der Höhentrainingsgruppe. Zukünftig sollte diesem Aspekt intensiver nachgegangen werden. Die Bestimmung der Muskelproteine Myoglobin, Ck, LDH und ihre Isoenzyme bzw. Isoformen bringt diesbezüglich offenbar keine weiteren Aussagen. Zukünftige Untersuchungen zum Höhentraining müssen das trainingsmethodische Vorgehen berücksichtigen oder sollten unterschiedliche Trainingskonzepte in der Höhe vergleichen (1). Dabei kommen Untersuchungen mit wiederholten Training in der Höhe, Höhenkettentraining, ungleich größere Bedeutung zu als dem einmaligen Aufenthalt. Verständlich wird aber auch, daß das Konzept der Höhenhäuser bevorzugt wird, da man das Training in Normalhöhe methodisch offensichtlich besser im Griff hat.