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Gleichstellung und Diversität im Spitzensport : Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Britta Katharina Dassler, Stephan Thomae, Dr. Marcel Klinge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP ; BT-Drucksache 19/11446

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht:Berlin 2019
Herausgeber:Deutschland / Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
Format: Internetquelle (Fachinfoführer Sport)
Medienart: Elektronische Ressource (online)
Dokumententyp: Amtliche Publikation
Dateiformat:pdf
Organisationstyp:Amtliche Körperschaften und Organisationen
Umfang:8 S.
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:WE020190700041
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Antwort der Bundesregierung vom 09.07.2019 auf die 21 Fragen der Fraktion der FDP vom 19.06.2019.

Vorbemerkung der Fragesteller
Der Fortschritt der Gleichberechtigung von Mann und Frau steht auch 100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts immer noch auf der politischen Tagesordnung. Auch wenn auf politischer und auf gesellschaftlicher Ebene Fortschritte verzeichnet werden können, so gibt es immer noch gesellschaftliche Bereiche, in denen Frauen nicht nur unterrepräsentiert sind, sondern in denen sie auch nach wie vor diskriminiert werden. Der Bereich des Spitzensportes steht in bestimmten Sportarten auch heute noch symptomatisch für Diskrepanzen in der Chancengleichheit der Geschlechter (www.nzz.ch/sport/gleichstellung-imsport-so-gleichberechtigt-sind-athletinnen-ld.1470602). So lassen zum Beispiel die fehlende Berichterstattung und das geringe öffentliche Interesse an der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen im Sommer 2019 in Frankreich die Ungleichheiten im Hinblick auf die öffentliche Wahrnehmung und die mediale Aufmerksamkeit wieder sichtbar werden.
Bezeichnend für die Asymmetrien zwischen den Geschlechtern im Sport ist zunächst die ungleiche Bezahlung. Anders als in skandinavischen Ländern, müssen sich beispielsweise die Spielerinnen der Frauenfußball-Nationalmannschaft mit deutlich geringeren Prämien zufrieden geben als ihre männlichen Kollegen der Nationalelf. Hätte die Männer-Fußballnationalelf 2016 den EM-Titel gewonnen, hätten die Spieler jeweils 300 000 Euro Prämie vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) kassiert. Die Frauen-Nationalmannschaft hingegen hätte für einen EM-Erfolg 2017 nur 37 500 Euro pro Spielerin vom DFB bekommen. Der „Gender Pay Gap“ bei den Prämien beträgt demnach 87,5 Prozent (www.deutschlandfunkkultur.de/sport-und-gleichberechtigung-raus-aus-dem-abseits.966.de.html?dram:article_id=444474).
Die ungleiche Bezahlung ist dabei nur ein Aspekt der Ungleichbehandlung der Geschlechter im Sport. In manchen Sportarten müssen Frauen bis heute um ihre Sichtbarkeit kämpfen. So mussten etwa die deutschen Skispringerinnen bis 2019 warten, bis sie überhaupt an einer WM teilnehmen durften. Ein bedeutender Schritt für mehr Gendergerechtigkeit im Spitzensport wurde erst vergangen Winter getätigt. Frauen dürfen nun bei internationalen Wettkämpfen 10 von 29 Wettbewerben auf der Großschanze bestreiten (www.zeit.de/sport/2019-01/skispringen-frauen-gleichberechtigung-katharina-althaus). In der Nordischen Kombination hingegen soll erst ab dem Jahr 2020 ein Weltcup für Frauen etabliert werden. An der Weltmeisterschaft in der Nordischen Kombination dürfen sie dann im Jahr 2021 teilnehmen. Die Einrichtung einer Weltmeisterschaft der Frauen geschah nur unter massivem Druck des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf den internationalen Ski-Verband (FIS), der den Kombinierern im Falle einer Nichtaufnahme der Frauenwettbewerbe in der Nordischen Kombination mit dem Ausschluss drohte (www.focus.de/sport/wintersport/nordische-kombination-nordische-kombination-der-frauen-feiert-2021-inoberstdorf-wm-premiere_id_8954652.html). Den Frauen wurde aus Sicht der Fragesteller hier unverständlich lange und systematisch ein gleicher Zugang zur Austragung von internationalen Wettkämpfen verwehrt.
Darüber hinaus befinden sich auch Team-Sportarten bei den Frauen seit einiger Zeit auf dem Rückzug (www.taz.de/!5573214/). So zogen sich letztes Jahr die Fireballs Bad Aibling, Vorjahres-Vierter in der Tabelle, freiwillig aus der Basketball-Bundesliga der Frauen zurück. In der zweiten Damen-Basketball-Bundesliga hat sich im Frühjahr 2018 der TuS Lichterfelde zurückgezogen, weil die Einnahmen für das kommende Jahr nicht mehr gewährleistet werden konnten. In der Eishockey-Bundesliga der Frauen hat 2016 der SC Garmisch-Partenkirchen sein Team vom Spielbetrieb abgemeldet. In der Handball-Bundesliga meldeten 2017 die sechsmaligen Meisterinnen vom HC Leipzig Insolvenz an und stiegen in die dritte Liga ab. Im Jahr 2016 konnten die Frauen der Füchse Berlin die Handball-Bundesliga ebenfalls nicht mehr bezahlen und gingen in Liga drei. In der zweiten Handball-Bundesliga zogen sich 2017/2018 die HSG Badenstedt und die SVG Celle freiwillig zurück; Celle musste nach dem Abstieg aus der Bundesliga ebenfalls Insolvenz anmelden. Nach Ansicht der Fragesteller zeigen die oben genannten Beispiele, dass es im Hinblick auf Gendergerechtigkeit im Spitzensport auch im Jahr 2019 noch Handlungsbedarf gibt. Dies gilt nicht nur für Sensibilität im Umgang mit Diskrepanzen und Asymmetrien zwischen Frauen und Männern, sondern im Hinblick auf die gleichberechtigte Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen und Identitäten. Denn authentische gesellschaftliche Diversität und gesellschaftliche Vielfalt brauchen Vorbilder und Akteure. Fehlen diese im Spitzensport, fehlen sie auch als Vorbilder und als Identifikationsfiguren in der Gesellschaft. Der Spitzensport und die Bundesregierung, die diesen mit finanziert, haben aufgrund der großen medialen und gesellschaftlichen Reichweite von sportlichen Wettbewerben hier eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Sport – ob als aktiver sportlicher Teilnehmer oder als Fan und Zuschauer auf der Tribüne – ist der gesellschaftliche Raum, in dem verschiedene Menschen aufeinander treffen. Der Spitzensport kann aufgrund seiner großen Popularität Raum dafür sein, gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten. Dafür braucht es jedoch angemessene Repräsentation und gleiche Sichtbarkeit von allen Menschen. Der 14. Sportbericht der Bundesregierung bleibt nach Ansicht der Fragesteller im Hinblick auf die wichtige gesamtgesellschaftliche Frage von gleicher Teilhabe aller Geschlechter im Spitzensport unkonkret, obwohl sich die die Bundesregierung tragenden Parteien im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD darauf verständigt haben, die Gleichstellung von Mann und Frau auf allen gesellschaftlichen Ebenen voranzutreiben (www.bundesregierung.de/resource/blob/975226/847984/5b8bc23590d4cb2892b31c987ad672b7/2018-03-14-koalitionsvertrag-data.pdf?download=1, S. 23 f.).