„Auf den Krieg vorbereiten, wenn du Frieden willst“ : eine Analyse des polizeilichen Gefahrennarrativs

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:“If you want peace, prepare for war” : an analysis of the danger narrative in policing
Autor:Staller, Mario Sebastian; Körner, Swen
Erschienen in:Soziale Systeme
Veröffentlicht:16 (2022), S. 245-258, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:0948-423X, 2366-0473
DOI:10.1007/s11757-022-00728-6
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU202311010490
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Es ist intuitiv und wissenschaftlich unstrittig, dass der Polizeiberuf ein inhärentes Gewaltrisiko birgt. Wissenschaftlich unhaltbar hingegen ist, dass das Gewaltrisiko von Polizist*innen in Deutschland allgegenwärtig und in den letzten Jahren dramatisch angestiegen sei. In dieser Sicht überlagert die landläufige Intuition verfügbare Evidenzen. Der folgende Beitrag setzt hier an. In ihm richten wir den Blick in das Innere der Polizei und identifizieren hier exakt jenes Narrativ, dass von einer schwelenden Gewaltgefahr kündet. Wie wir zeigen, hat die Erzählung System: Das polizeiliche Gefahrennarrativ zeigt sich in Metaphern wie dem Füllgrabe-„Gefahrenradar“, in Einzelfallschilderungen, verkürzten Darstellungen von Statistiken oder dem selektiven Umgang mit externen wissenschaftlichen Daten. Aggregiert zu einem in sich kohärenten Weltbild, präsentiert sich das Narrativ im Einsatztraining, in Fachbeiträgen und Lehrbüchern sowie in wichtigen Interessenvertretungen der deutschen Polizei und stabilisiert sich so in einem Prozess wechselseitiger Verweise. Dabei zeigt sich das polizeiliche Gefahrennarrativ bislang nicht nur kaum beeindruckt von gegenläufigen Befunden.

Abstract des Autors

It is intuitively and scientifically undisputed that the police profession carries an inherent risk of victimization by violence; however, it is scientifically untenable that the risk of violence among police officers in Germany is omnipresent and has increased dramatically in recent years. In this view, common intuition overrides available evidence. In our article, we take a closer look inside the police force and identify exactly the narrative that announces a smoldering danger of violence. As we show, the narrative has a system: the danger narrative shows itself in metaphors such as the “danger radar”, individual descriptions, abbreviated representations of statistics or the selective handling of external scientific data. Aggregated to form a coherent worldview, the narrative is presented in police training, in technical papers and textbooks, and in important advocacy groups of the German police force, thus stabilizing itself in a process of reciprocal references.