Cancer-related fatigue in der Kinderonkologie : welche Bedeutung hat körperliche Aktivität?

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Platschek, Anna-Maria
Erschienen in:Impulse
Veröffentlicht:23 (2018), 1, S. 7-13
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource Elektronische Ressource (online)
Sprache:Deutsch
ISSN:2192-3531
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201810007066
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Der Fortschritt der modernen Onkologie hat mit seinen vielfältigen Innovationen in Diagnostik und Therapie dazu geführt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche mit onkologischen Erkrankungen geheilt werden bzw. ihr Leben nach einer Krebserkrankung mit einer höheren Lebensqualität führen können. Trotz dieser positiven Entwicklung müssen die Betroffenen eine massiv belastende Therapiephase bewältigen und z. T. dauerhafte Folgen sowie Nachwirkungen der Krankheit und Therapie erdulden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Krebstherapie zählen neben Übelkeit, Erbrechen und Infektionen insbesondere auch eine starke Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung. Im internationalen Sprachgebrauch hat sich für ein derartiges Müdigkeits- und Erschöpfungssyndrom im Kontext einer onkologischen Erkrankung der Begriff Cancer-related Fatigue (CrF), i. S. eines Tumor-assoziierten Ermüdungssyndroms, etabliert. CrF tritt bei vielen pädiatrisch onkologischen Patienten während und nach einer Krebsbehandlung auf. Müdigkeit und Erschöpfung verursachen einen Teufelskreis aus abnehmender Leistungsfähigkeit, Inaktivität, fehlender Regeneration und Hilfslosigkeit. Das Beschwerdebild wird auch aktuell systematisch kaum erfasst und mögliche Behandlungsoptionen weiterhin unterschätzt. Daher soll in der in diesem Beitrag dargestellten Arbeit empirisch der Fragestellung nachgegangen werden, welches Potential körperliche Aktivität und Bewegung sowohl vor als auch während Erkrankung im Kontext einer CrF-Symptomatik in der Kinderonkologie haben können. Hierzu werden neben dem Aktivitätsverhalten auch andere optionale Prädiktoren der CrF, wie das Alter, das Geschlecht und die Krebsart, untersucht und in ihrer jeweiligen Wirkstärke differenziert. Zur Beantwortung der Frage nach der Bedeutung von körperlicher Aktivität bei CrF wurden Daten, die im Rahmen der sporthochschulintern geförderten PAPO-Pilotstudie und der Folgestudie ChiMove generiert wurden, zusammengefasst und analysiert. Beide Studien wurden bzw. werden in Kooperation mit der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie der Uniklinik Köln durchgeführt. In der PAPO-Pilotstudie (Physical Activity in the Pediatric Oncology) konnte gezeigt werden, dass ein computergestütztes Bewegungsprogramm in den stationären sowie ambulanten kinderonkologischen Klinikalltag integrierbar ist. Darüber hinaus zeigten sich positive Effekte der Bewegungsintervention auf die aktuelle Befindlichkeit sowie die CrF. Die Intervention stellte ein kindgerechtes individuelles Bewegungsprogramm mittels einer aktiven Spielekonsole dar. Die Intervention wurde mindestens einmal die Woche über drei Monate zusammen mit einem/einer Sportwissenschaftler/in im klinischen Setting durchgeführt, Trainingsdauer und -intensität wurden dabei tagesformabhängig und gemeinsam mit dem Kind bestimmt. In der derzeit laufenden Studie Chi Move (Chemobrain in Movement) wird der Zusammenhang von CrF und zentralnervöser Gehirnaktivität, kognitiver Leistungsfähigkeit im Akutkrankenhaus in Abhängigkeit des körperlichen Aktivitätsniveaus bei pädiatrisch onkologischen Patienten untersucht. Primäres Ziel ist es, zugrundeliegende neurophysiologische Prozesse von körperlicher Aktivität sowie deren Bedeutung für die kognitive Leistungsfähigkeit und die CrF zu detektieren. Die Intervention besteht auch hier aus einem computergestützten Bewegungsprogramm, welches therapiebegleitend über zwei Monate sowohl in der Klinik als auch zu Hause durchgeführt wird. Zusammenfassend scheint, solange keine Kontraindikationen bestehen, körperliche Aktivität mit seinen positiven Einflüssen auf physischer, psychischer und psychosozialer Ebene, dem Circulus vitiosus aus Bewegungsmangel, abnehmender Leistungsfähigkeit und schneller Erschöpfung vorzubeugen. (Schiffer unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)