Trainingsbausteine für die Sprungdisziplinen : die Komplexität des Trainings bewältigen. Teil 2

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Czingon, Herbert
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:28 (2017), 8, S. 30-34
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201708006385
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Um in der wichtigsten Phase der Wettkampfsaison und idealerweise zum Saisonhöhepunkt die bestmögliche Leistung zu erzielen, gilt es, eine Trainingsstrategie zu entwickeln und anzuwenden, in der der erwünschte „Transfer“ der Trainingseffekte von grundlegenden Fähigkeiten über spezielle Fertigkeiten hin zu wettkampfspezifischen Qualitäten möglich wird. Das Ziel des komplexen Trainings besteht darin, im Verlauf einer Vorbereitungsperiode auf eine Wettkampfserie die in den einzelnen Trainingsbereichen erzielten Funktionsverbesserungen (z. B. ein höheres Niveau der Maximalkraft, u. a. durch verbesserte intramuskuläre Koordination) für ein erhöhtes Leistungspotenzial (z. B. der speziellen Kraft wie der Sprung-, Wurf- oder Sprintkraft) nutzbar zu machen. Diese „Transferkette“ muss so angelegt werden, dass der Einsatz der einzelnen Trainingsinhalte, die zeitlichen Abstände, das Timing der einzelnen Trainingsbelastungen und die Zeiträume für die Regeneration optimal aufeinander abgestimmt sind. Die Herausforderungen bei der Lösung dieser Aufgaben bestehen also darin, 1. über viele Wochen hinweg positive Transfereffekte von grundlegenden über semispezifische hin zu wettkampfspezifischen Anforderungen bis zum Wettkampf selbst sicherzustellen, 2. dabei negative Transfereffekte zu vermeiden und 3. die Trainingsmaßnahmen in ihren Einzelreizen wie auch in der Aufeinanderfolge so zu gestalten, dass sie eine Anpassung der daran beteiligten Organsysteme ermöglichen, ohne Schädigungen herbeizuführen. Dabei kann durchaus von einer Gratwanderung bei der Gestaltung des Trainings gesprochen werden: Zu hohe Belastungen führen zum „Absturz“ der Leistungsfähigkeit oder im schlimmsten Fall zu Verletzungen. Zu große Vorsicht vor neuen Reizen und erhöhten Belastungen sowie zu starkes Verharren bei „bewährten“ Programmen kann eine Leistungsstagnation bewirken. Eine bewährte Möglichkeit zur Bewältigung der genannten Herausforderungen besteht darin, den gesamten Trainingsprozess aufgrund seiner Komplexität in funktionelle Module zu zerlegen. Diese Bausteine werden dann in eine zeitliche Reihenfolge gebracht: die trainingsorganisatorisch unter den gegebenen Umständen (z. B. die zur Verfügung stehende Trainingsanlagen und -geräte) umsetzbar und unter Berücksichtigung der angesprochenen Gesichtspunkte inhaltlich sinnvoll ist. Grundsätzlich besteht ein Trainingsbaustein aus einer oder mehreren „Übungen“, für die Umfangs-, Intensitäts- und Ausführungsmodalitäten definiert werden. Das damit definierte Wirkungsspektrum sollte jeweils eine individuelle Zielsetzung vor dem Hintergrund eines längerfristigen Trainingsplans erfüllen und für Anpassungsprozesse sorgen, die eine Leistungssteigerung ermöglichen. Entscheidende Maßnahme für einen wirksamen Trainingsplan ist die Schaffung von „Transferketten“ zwischen den Haupttrainingsbereichen einer Disziplin oder Disziplingruppe: Verbesserte Grundlagen ermöglichen ein höheres spezielles Niveau und eine effektivere Technik. Zur besseren Einordnung der Haupttrainingsbereiche kann eine technisch orientierte Gliederung des Bewegungsablaufs der leichtathletischen Sprungtechniken in drei Teile erfolgen: Anlauf, Absprung und Ergebnissicherung. Nachdem im ersten Beitragsteil (Leichtathletiktraining 7/2017, S. 26-33) die disziplingruppenspezifischen, sich positiv auf den Anlauf auswirkenden Fertigkeiten Laufkoordination und Schnelligkeit sowie die die Ergebnissicherung begünstigende Akrobatik, das Turnen und die Aufrollkraft behandelt wurden, steht in diesem zweiten Beitragsteil die zentrale Bewegungsphase der Sprungdisziplinen, der Absprung und seine Vorbereitung durch die Verbesserung von Sprungkoordination und -kraft im Mittelpunkt. (Schiffer unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)