Trainingsbausteine für die Sprungdisziplinen : die Komplexität des Trainings bewältigen. Teil 1

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Czingon, Herbert
Erschienen in:Leichtathletiktraining
Veröffentlicht:28 (2017), 7, S. 26-33
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0939-8392
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201707005945
Quelle:BISp

Abstract des BISp

Um in der wichtigsten Phase der Wettkampfsaison und idealerweise zum Saisonhöhepunkt die bestmögliche Leistung zu erzielen, gilt es, eine Trainingsstrategie zu entwickeln und anzuwenden, in der der erwünschte „Transfer“ der Trainingseffekte von grundlegenden Fähigkeiten über spezielle Fertigkeiten hin zu wettkampfspezifischen Qualitäten möglich wird. Das Ziel des komplexen Trainings besteht darin, im Verlauf einer Vorbereitungsperiode auf eine Wettkampfserie die in den einzelnen Trainingsbereichen erzielten Funktionsverbesserungen (z. B. ein höheres Niveau der Maximalkraft, u. a. durch verbesserte intramuskuläre Koordination) für ein erhöhtes Leistungspotenzial (z. B. der speziellen Kraft wie der Sprung-, Wurf- oder Sprintkraft) nutzbar zu machen. Diese „Transferkette“ muss so angelegt werden, dass der Einsatz der einzelnen Trainingsinhalte, die zeitlichen Abstände, das Timing der einzelnen Trainingsbelastungen und die Zeiträume für die Regeneration optimal aufeinander abgestimmt sind. Die Herausforderungen bei der Lösung dieser Aufgaben bestehen also darin, 1. über viele Wochen hinweg positive Transfereffekte von grundlegenden über semispezifische hin zu wettkampfspezifischen Anforderungen bis zum Wettkampf selbst sicherzustellen, 2. dabei negative Transfereffekte zu vermeiden und 3. die Trainingsmaßnahmen in ihren Einzelreizen wie auch in der Aufeinanderfolge so zu gestalten, dass sie eine Anpassung der daran beteiligten Organsysteme ermöglichen, ohne Schädigungen herbeizuführen. Dabei kann durchaus von einer Gratwanderung bei der Gestaltung des Trainings gesprochen werden: Zu hohe Belastungen führen zum „Absturz“ der Leistungsfähigkeit oder im schlimmsten Fall zu Verletzungen. Zu große Vorsicht vor neuen Reizen und erhöhten Belastungen sowie zu starkes Verharren bei „bewährten“ Programmen kann eine Leistungsstagnation bewirken. Eine bewährte Möglichkeit zur Bewältigung der genannten Herausforderungen besteht darin, den gesamten Trainingsprozess aufgrund seiner Komplexität in funktionelle Module zu zerlegen. Diese Bausteine werden dann in eine zeitliche Reihenfolge gebracht: die trainingsorganisatorisch unter den gegebenen Umständen (z. B. die zur Verfügung stehende Trainingsanlagen und -geräte) umsetzbar und unter Berücksichtigung der angesprochenen Gesichtspunkte inhaltlich sinnvoll ist. Grundsätzlich besteht ein Trainingsbaustein aus einer oder mehreren „Übungen“, für die Umfangs-, Intensitäts- und Ausführungsmodalitäten definiert werden. Das damit definierte Wirkungsspektrum sollte jeweils eine individuelle Zielsetzung vor dem Hintergrund eines längerfristigen Trainingsplans erfüllen und für Anpassungsprozesse sorgen, die eine Leistungssteigerung ermöglichen. Jeder Baustein sollte eine wirksame Trainingsmaßnahme abbilden, die weder eine Überforderung darstellt noch wirkungslos „verpufft“. Diese Aussage beinhaltet eine regelmäßige inhaltliche und methodische Veränderung der Trainingsbausteine, denn die Erfahrung lehrt uns, dass gleichbleibende Trainingsreize nach sechs bis acht Wiederholungen an Wirkkraft verlieren. Die Anpassung der Umfangs- und Intensitätsmerkmale des Programms führt dabei meistens zu einer Belastungssteigerung. Jedoch ist es auch denkbar, Trainingsbausteine nach ihrem Haupteinsatzzeitraum in größeren Abständen als „Erinnerungsreiz" erneut auszuführen. Damit wird das unvermeidliche „Verblassen“ eines Trainingseffekts so lange wie möglich hinausgeschoben und der Residualeffekt genutzt. Darunter versteht man die Fähigkeit eines Athleten, bestimmte Leistungen, Fertigkeiten und Fähigkeiten in einem Trainingsbereich nach Absetzen der damit verbundenen Trainingsmaßnahmen auch ohne gezieltes Training noch möglichst lange abzurufen. Die Dauer eines Bausteins ist je nach Trainingsinhalt, -ziel und -organisation (Einzeltraining, Trainingsgruppe) sehr unterschiedlich und beträgt in der Regel zwischen 10 Minuten und mehr als einer Stunde. (Schiffer unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)