“Überwindung der Behinderung durch Sport“ : die Negierung physischer Differenz als Akt sozialer Teilhabe am NS-Regime

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Fuchs, Petra
Erschienen in:Rehabilitation und Prävention in Sport- und Medizingeschichte : Bericht der gemeinsamen Tagung des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte e.V. Hannover (NISH) und des Instituts für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vom 10. bis 11. November 2012, zugleich Tagungsbericht der 11. Tagung des NISH
Veröffentlicht:Münster: Lit-Verl. (Verlag), 2014, S. 61-88, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201505003626
Quelle:BISp

Abstract

Baldur von Schirach (1907-1974), Reichsjugendführer im Dritten Reich, verfügte im Jahr 1935 die Eingliederung der “erbgesunden körperbehinderten Jugendlichen in die Hitler-Jugend“ im sogenannt Bann K, um die etwa 75.000 körperbehinderten, jedoch “erbgesunden“ Jugendlichen zu “wertvollen und voll leistungsfähigen Gliedern der Volksgemeinschaft heranzubilden“. Die Nationalsozialisten verfolgten dabei eine doppelte Strategie: einerseits wollte man den betroffenen Jugendlichen den Makel der Minderwertigkeit nehmen, andererseits zielte man darauf ab, die Anerkennung Körperbehinderter als “vollgesunde VolksgenossInnen“ voranzutreiben. Hinter diesem Bemühen um die Teilhabe und Integration Körperbehinderter in den NS-Staat stand der ideologische Gedanke der “Überwindung der Behinderung“ bis hin zur einer “rigorosen Negierung der eigenen Körperlichkeit“. Im historischen Kontext des Nationalsozialismus zeichnet Verf. unter Heranziehung historischer Quellen die ideologische “Praxis einer Selbstvertretungsorganisation“ nach, in der die körperbehinderten Jungen und Mädchen einen hohen Preis zu bezahlen hatten, nämlich die physische, aber auch der psychische “Selbstverleugnung“. Lemmer