Abstract des BISp

Im akademischen Umfeld der Wiener Universität wurde der jüdische Sportklub Hakoah Wien 1909 hauptsächlich mit der Absicht gegründet, dem antisemitischen Vorurteil körperlicher Schwäche und der Diskriminierung jüdischer Sportlerinnen und Sportler in nicht-jüdischen Vereinsstrukturen durch einen eigenen Sportklub entgegenzutreten. Verf. zeigt, dass bis zum Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich der Klub auf eine große Erfolgsgeschichte zurückblicken konnte: von den rund 180.000 in Wien lebenden jüdischen Bürgerinnen und Bürgern waren vor allem in den Gründerjahren zahlreiche Mitglieder in den Bereichen Fußball, Leicht- und Schwerathletik sowie im Wassersport aktiv. Viele von ihnen wurden in der Zwischenkriegszeit bei nationalen und internationalen Meisterschaften in ihren Disziplinen Rekordhalter. Der Sportklub Hakoah zählte damit zu den leistungsstärksten Sportvereinen Österreichs. Die Fußballer des Vereins konnten 1925 die erste österreichische Profimeisterschaft gewinnen. Nach dem Anschluss durften die jüdischen Sportlerinnen und Sportler nur noch eingeschränkt und zumeist nur in geschlossenen Räumlichkeiten ihre Aktivitäten ausüben. Der Sportplatz im Wiener Prater geriet im Zuge der ideologischen “Gleichschaltung“ zunehmend zum “Spielball nationalsozialistischer Umverteilungsstrategien“. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde die Infrastruktur des Vereins mit wenigen überlebenden Rückkehrern mühsam neu aufgebaut. Heute ist der Verein mit mehreren 100 Mitgliedern wieder integraler Bestandteil jüdischen Klublebens in Wien, aktiv eingebunden in das nationale und internationale Sportgeschehen. Verf. zeichnet diese Entwicklungsspanne des Vereins vor dem Hintergrund dieser wechselvollen Geschichte nach. Lemmer