Jung, gesund und Fit-fürs-Leben? : Lifestyle und Leistungsfähigkeit im Kontext von Bildung und Beruf

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Rüther, Thomas; Mödl, Anne; Sievert, Alexander; Leyk, Dieter
Erschienen in:Impulse
Veröffentlicht:18 (2013), 1, S. 16-23
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:2192-3531
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201308005663
Quelle:BISp

Abstract

Gesundheit und Leistungsfähigkeit der jungen Generation haben entscheidende individuelle und gesellschaftliche Zukunftsbedeutung. Verstärkt durch den demographischen Wandel bestimmen beide Faktoren die Inanspruchnahme von Gesundheits- und Sozialsystemen sowie die Produktivität von Unternehmen und Volkswirtschaft. Die zunehmend frühere Etablierung von Bewegungsmangel, hyperkalorischer Ernährung und weiterer ungesunder Alltagsgewohnheiten führt jedoch nicht nur zu gesundheitlichen Beschwerden und chronischen Erkrankungen, sondern schon lange vorher zu beträchtlichen Leistungsverlusten und geringerer Belastbarkeit. Dieser bislang kaum untersuchte Aspekt steht im Vordergrund der „Fit-fürs-Leben“-Studie, an der bislang über 20.000 Personen teilgenommen haben. In dieser multi-methodal konzipierten Studie analysiert die Forschungsgruppe Leistungsepidemiologie der Deutschen Sporthochschule Köln die Zusammenhänge von Lebensstilfaktoren, Gesundheit und körperlicher Leistungsfähigkeit bei 6- bis 25-jährigen Personen beiderlei Geschlechts mit unterschiedlichem Bildungs- und Berufshintergrund. Der Artikel stellt wichtige Ergebnisse der „Fit-fürs-Leben"-Studie dar. So sind gesundheitlich ungünstige Alltagsgewohnheiten weit verbreitet und bei vielen jungen Erwachsenen schon vor Eintritt ins Berufsleben fixiert. Darüber hinaus zeigen die vorgestellten Ergebnisse eindrucksvoll, dass Risikofaktoren lange vor Manifestation chronischer Erkrankungen mit deutlichen körperlichen Minderleistungen verknüpft sein können. Bereits das Vorliegen nur eines Risikofaktors führt zu signifikant geringeren Leistungen. Mit jedem hinzutretenden Risikofaktor und in Abhängigkeit von der Kombination der Risikofaktoren werden die Leistungsverluste größer. Der in der Pubertät im Regelfall eintretende, primär hormonell bedingte Leistungszuwachs kann – insbesondere bei Kumulation von Risikofaktoren – schon in der Jugendzeit aufgebraucht sein bzw. wird kaum noch ausgebildet. Mit Blick auf die bevorstehende Lebensarbeitszeit sind dies alarmierende Befunde. Die Studie verdeutlicht, dass unter Berücksichtigung der „Einwirkzeit“ von Risikofaktoren sowie der zeitlichen Entwicklung von Folgeerkrankungen und biologischen Alterungsprozessen eine wachsende Personenzahl von verminderter Belastbarkeit, Leistungsdefiziten, eingeschränkter Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit getroffen werden wird. In diesem Zusammenhang zeigen insbesondere die Folgen des Präsentismus sowohl Unternehmen wie auch der Politik einen unabwendbaren präventivorientierten Handlungsbedarf auf. Primäres Ziel vieler Präventionskampagnen ist es, gesundheitliche Risiken zu minimieren und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu initiieren. Positive Gewinn-/Kostenverhältnisse betrieblicher Gesundheitsmaßnahmen werden von aktuellen Studien bestätigt. Dennoch sind viele angebotene Präventionsmaßnahmen durch eine hohe Drop-Out Rate gekennzeichnet, erreichen nur in geringem Maße die eigentliche Zielgruppe und zeigen kaum nachhaltige Wirkung. Angesichts dieser negativen Gesundheitsentwicklung und dem Aufwertungsbedarf von Präventionskampagnen steigt die Notwendigkeit einer effektiveren und effizienteren Gesundheitsförderung. Voraussetzung dafür ist jedoch der Aufbau einer belastbaren Datengrundlage, auf deren Basis adressatengerechte und zielgruppenspezifische Präventionskampagnen konzipiert und evaluiert werden können. In diesem Zusammenhang liefert das hier vorgestellte Studienkonzept aus präventivmedizinischer Sicht einen differenzierten Zugang zu verhaltensbedingten und veränderbaren Risikofaktoren und dem Präventionsbedarf tätigkeits-/branchenspezifischer Risikogruppen. So deuten die Studienergebnisse auf eine im Gesundheits- und Sozialsystem verankerte Schieflage zuungunsten bildungsschwächerer Kollektive hin. Die eigentlichen Risikogruppen werden durch die bisherigen Interventionen kaum erreicht. Die Übergangsphase Schule-Beruf ist ein wichtiges „präventives Fenster“, das unbedingt zur Erhaltung von Gesundheit, Leistungs- und Arbeitsfähigkeit genutzt werden sollte. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)