Fußballspiel und Völkerpsychologie

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Court, Jürgen
Erschienen in:Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Sportwissenschaft e.V.
Veröffentlicht:2007, 2006, S. 89-100, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201302001431
Quelle:BISp

Abstract

Verf. formuliert sechs Thesen, die das theoretische Gerüst einer völkerpsychologischen Analyse des Fußballspiels umreißen, und stellt auf dieser Basis zwei Texte deutscher Gymnasialprofessoren und Turnlehrer aus dem Kaiserreich in Form einer exemplarischen Interpretation vor. Bei der ersten Schrift handelt es sich um die Broschüre mit dem Titel „Fußlümmelei. Über Stauchballspiel und englische Krankheit“ des Stuttgarter Gymnasialprofessors und Turnlehrer Karl Planck. In dieser Schrift, die sich als Kritik der Turnerschaft am neuen gesellschaftlichen Massenphänomen des Fußballsports verstand, wurde das Fußballspielen mit dem Tritt nach einem Hund gleichgesetzt. Zwei Jahre später, im Jahr 1900, erschien die Schrift „Die Erziehung zum Mute durch Turnen, Spiel und Sport“ des Braunschweigers Konrad Koch, der auch einer der Gründungsväter des DFB war. Bei Koch ist die Einsicht in die auch politische Bedeutung des Fußballspiels ebenfalls an einen Vergleich mit dem deutschen Turnen geknüpft; auch Koch kritisierte die übersteigerte Intellektualität und auch er leitete das Fußballspiel aus dem englischen Nationalcharakter mit seiner „Thatkraft“ und „unermüdlichen Ausdauer“ ab. „Während für Planck jedoch das Fußballspiel als spiegelgetreue Abart sowohl des Intellektualismus wie der englischen Kultur erscheinen kann, weil ihm als solches bereits eine ‚Unnatur’ anhaftet, geht Koch differenzierter vor. Er nämlich richtet seine Kritik lediglich auf die Form des Fußballspiels als ‚gewerbsmäßige Leibesübung’, vor deren schädlichen pädagogischen, ästhetischen, kulturellen, sozialen und politischen Folgen der ‚deutsche Idealismus’ deshalb schützen kann, weil der Geist des Fußballspiels an sich [...] den betreffenden Übungen keineswegs anhaftet’. Indem auf diese Weise das Fußballspiel die für das nationale Handeln unerläßliche Tugend des Mutes schulen kann, ohne die mit dem Profisport verbundenen Ausartungen anzunehmen, kann Koch das turnerische ‚Vorurteil von der Vaterlandslosigkeit der Fußballschwärmer’ bekämpfen und gerade durch das Fußballspiel den gemeinsamen nationalen Zweck befördern.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)