Welche Sportmotive haben Herzpatienten? Und was ergibt sich daraus für die Praxis? Eine Analyse intrinsischer und extrinsischer Zielorientierungen in Herzgruppen

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Kleinert, Jens; Kleinknecht, Chloé; Bjarnason-Wehrens, Birna; Karrer, Natalie
Erschienen in:Impulse
Veröffentlicht:17 (2011), 2, S. 28-35
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Elektronische Ressource (online) Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:2192-3531
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU201201000129
Quelle:BISp

Abstract

Die sportwissenschaftliche Forschung im Bereich der Motivierung zum Sport in Herzgruppen orientiert sich mehr an Umsetzungsproblemen und Barrieren als an der Erfüllung von Zielen, Erwartungen und Bedürfnissen. Das Konstrukt der Selbstwirksamkeit beherrscht die meisten Studien, das Erreichen von Zielen und Befriedigen von Grundbedürfnissen nach Kompetenz oder sozialer Verbundenheit wird wenig thematisiert. Insbesondere intrinsisch geprägtes Verhalten, also Bewegung und Sport um seiner selbst willen, liegt nicht im Fokus der Forschung zum Sport in Herzgruppen. Daher wollen Verf. im Rahmen einer Studie erfassen, welche Facetten von sportbezogenen Zielorientierungen von Patienten im Herzgruppen beschrieben werden. Es wird gefragt, welche Bedeutung hierbei eher intrinsisch oder extrinsisch orientierten Zielen zukommt? Schließlich soll die Studie zeigen, welche typischen Gruppen von Patienten sich in Hinsicht auf die Zielorientierungen unterscheiden lassen. Hierbei soll außerdem gezeigt werden, ob diese Gruppierungen sich in körperlicher, psychischer und sozialer Sicht mehr oder weniger häufig wohlfühlen. Die Untersuchungsgruppe bestand aus 412 Männer- und 143 Frauen im Alter von 24 bis 86 Jahren. Alle Teilnehmer/innen waren zum Zeitpunkt der Befragung in einer Herzgruppe aktiv. Die Teilnahme an der Untersuchung war freiwillig. Die Zielorientierungen wurden mit einer deutschen Übersetzung der GCEQ-Skala (Goal Content for Exercise Questionnaire) nach Sebire, Standage und Vansteenkiste (2008) erfasst. Die Patienten wurden auf einer siebenstufigen Antwortskala gefragt, wie wichtig bestimmte Zielsetzungen für sie persönlich sind. Retrospektiv für die letzten sechs Wochen wurde das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden mit Hilfe dreier Adjektivskalen erhoben. Das psychische Befinden wurde mittels der Kurzform des Mehrdimensionalen Befindlichkeitsfragebogens erhoben. Das soziale Wohlbefinden wurde mit dem Fragebogen zum sozialen Wohlbefinden erhoben. Nach einer ausführlichen Darstellung der Untersuchungsergebnisse leiten Verf. für die Praxis des Sports in Herzgruppen folgende Schlussfolgerungen ab: 1. In der rationalen Motivierung von Herzpatienten ist die funktional geprägte Argumentation („Sport und körperliche Gesundheit“) die Basis für die Bildung einer Bewegungsabsicht. 2. Die Lust an Neuem und der Erwerb körperlicher Kompetenz stehen dem jedoch nur geringfügig nach und sollten bei der Gestaltung von Inhalten (z. B. koordinatives Training, Üben von neuen Techniken) berücksichtigt werden. 3. Das Wissen über die unterschiedlichen Motivtypen, die in einer Herzgruppe vorhanden sind, ist für die Motivierung, das Dabeibleiben und somit für das Verhindern von Dropout von größter Bedeutsamkeit. Hinsichtlich dieser Motivtypen unterscheiden sich Herzpatienten sehr deutlich und nicht immer stereotypenkonform (Männer als Kontakttypen). 4. Motivtypen und hiermit die Zielorientierungen der Patienten hängen mit den Konsequenzerfahrungen im Verlauf des Kurses zusammen. Es muss davon ausgegangen werden, dass Kursleiter über die Vermittlung von körperlichem, psychischem und sozialem Wohlbefinden auch auf die Ausrichtung von Zielorientierungen der Patienten einen Einfluss nehmen können. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)